intruder schrieb:Für mich ist das an der Stelle jetzt kompliziert, da ich weder glaube, dass die Dinge, die in der Bibel stehen so passiert sind, von daher kann ich aus dem Text auch nicht gegen oder für einen Gott argumentieren, da dafür die Grundlage fehlt.
In der Tat können wir nie sicher sein, ob Gott wirklich so ist, wie er dargestellt wird, oder ob die Darstellung nicht vielmehr die Gottesvorstellung der Verfasser ausdrückt. Doch kommen solche Gottesvorstellungen nun mal im AT / Tanakh vor, einem Schriftwerk, das für Christen wie Juden und ihren Glauben eine verbindliche Grundlage darstellt. Für uns Christen ist natürlich die Gottesvorstellung Christi entscheidend, von da aus können wir alttestamentliche Vorstellungen auch "in anderem Licht betrachten", im Extremfall vielleicht sogar für uns abweisen. Freilich begegnet aber vergleichbar zur Opferung Isaak auch bei Jesus die Forderung an die Gläubigen, sich in geradezu unmenschlicher Weise gegen eigene Verwandte für die Nachfolge zu entscheiden.
Es bleibt dabei, wenn ich die Schrift für verbindlich für mich und meinen Glauben halte, muß ich mich auch mit den Gottesbildern auseinandersetzen, die mir gar nicht schmecken. Mein Leben lang. Ich kann und darf sie nicht einfach ausblenden, sondern muß stets damit rechnen, daß selbst in denen "Offenbarung über den wahren Gott" steckt.
Ebenso muß ich erkennen, daß ich in den Verfassern der biblischen Texte Glaubensgeschwister habe, welche z.T. für mich abstruse Gottesvorstellungen besaßen. Ich kann sie nicht einfach verwerfen als Menschen, die mit meinem Glauben ja nichts zu tun hätten.
intruder schrieb:Trotzdem mal ein Versuch: An vielen Stellen liest man doch, dass Gott uns den freien Willen geschenkt hat. Der so bezeichnete perfekte Gläubige müsste sich gemäß dem oben gesagten aber zu 100% Gott unterordnen und den freien Willen aufgeben. Ich interpretiere das so, dass der freien Wille im Grunde die verbotene Frucht ist. Du musst gehorchen und deinen Gehorsam unter Beweis stellen, bereit sein jedes Opfer zu bringen, dann zeigt Gott in letzter Sekunde seine Güte und alles wird gut.
Die Frucht soll die Erkenntnis von Gut und Böse, Richtig und Falsch bringen, sowas in der Art. Mit dem freien Willen hat das dergestalt zu tun, daß das Essen der Frucht den Menschen dazu befähigt, seinen freien Willen auch aktiv einzusetzen. Freilich könnte man auch genauso fragen, ob der Wille denn frei ist, wenn ich mir Wissen aneigne, mir ein ethisches System erstelle und danach dann meine Handlungen ausrichte? Es ist doch geradezu was ich in bestimmten Situationen tun werde. Wäre es da nicht "freier Wille"; wenn ich meine eigenen Verhaltensmuster bweußt aufgebe zugunsten eines freiwilligen Befolgens mir von außen gegebener Regeln? Demut, Gehorsam genannt...
Hmmm, schwierig, schwierig.
Dennoch halte ich Deine letzte Äußerung für zumindest ungenau. In der Bibel wird dieser "Umgang des Freien Willens mit der Erkenntnis des Guten und Bösen" nicht einfach nur negativ gezeichnet, wie die Sündenfallsgeschichte es rüberbringt. Dort ist das Essen von der Frucht und die so gewonnene Fähigkeit der Erkenntnis des Guten und des Bösen durchaus negativ gesehen. Bezeichnenderweise aber wird es dort zusammengefaßt als "Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses" (1.Mose3,22). Aber im ersten Schöpfungsbericht ist die Gottebenbildlichkeit von Gott beabsichtigt und etwas durchaus positives: "Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie" (1.Mose1,27). Dort gehört es zum Menschsein, die Erde untertan zu machen und über alles zu herrschen (V.28). In der Edenstory hingegen wird der Adam extra in den erschaffenen Garten gesetzt, ihn zu bewahren und zu bebauen, also der Natur zu dienen. Hier geht es meines Erachtens nicht um ein Entweder oder, sondern um ein Sowohl als auch. Der Mensch ist frei, mächtig und Herrscher, er ist geradezu göttlich. Das ist gut und toll, wir haben Potential. Aber es ist auch gefährlich, geradezu teuflisch, und oft genug führen uns unsere Entscheidungen und unsere Machtphantasien in die Katastrophe, und reißen die Welt gleich mit.
Die Medaille hat zwei Seiten.
Na jedenfalls ist die absolute Unterordnung, wie (nicht nur) Du es karikierst, nach biblischer Darstellung ebenfalls nur "eine Seite der Medaille" und nicht die ganze Wahrheit der "menschlichen Bestimmung". Ich hatte ja schon auf Jakobs Kampf mit Gott verwiesen. Gerade dadurch wird aus ihm der Vater Israels, daß er nicht einen auf Demut und Aufgabe des eigenen Willens macht, nicht immer bloß "Händchen falten, Köpfchen senken, immer nur an Jesus denken". Aber natürlich, es gibt gleichzeitig auch daneben das, was Jesus direkt vor der Verhaftung betete, als er wünschte, daß er dem kommenden entgehen könne:
Mt26,39: nicht wie ich will, sondern wie du willst
Mk14,36: nicht, was ich will, sondern was du willst!
Lk22,42: nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!
Beides gilt. Aber eben beides, nicht nur eines von beiden.
Gehorsam ist wichtig. Aber Christen stehen nicht mehr unter dem Gesetz, wieso sollten sie also doch wieder jede Forderung wie ein Gesetz betrachten und sklavisch ausführen? Gar um auf diesem Wege Gottes Güte zu erwerben, wie Du es ausdrückst?
Niselprim schrieb:perttivalkonen schrieb:
Hat er aber nicht, sondern er wurde zum Kindsmörder.
Wurde er nicht, weil die Tötung nie stattgefunden hat.
Toll, daß Du im Zitat meinen direkt darauf folgenden Satz ausgelassen und ignoriert hast: "Zu einem verhinderten zwar, aber das ändert nichts an der Tötungsabsicht. Dein
Niselprim schrieb:Stell dich ruhig weiterhin stur - aber ohne mich @perttivalkonen denn auf solch uneinsichtige Unterhaltungen habe ich keine Lust.
verdienst Du also eher selber, mit Deinem geatteten Nick im Satz.
Niselprim schrieb:Meiner Meinung nach ist das nicht berechtigt, weil bei dieser Überlegung alle Vernunft fehlt
Also daß Gott hier eine Mördereinstellung provoziert, das habe ich ja nun deutlich angeführt (und Eine Ausführungen nicht einfach nur als Quark abgeplättet), ohne daß Du darauf eingegangen bist. Wenn hier Vernunft fehlt, dann nicht bei mir.