Die Einfangsfrage ist schon sehr sehr provokativ formuliert.
Zunächst mal ist Verschwörungstheorie ≠ Verschwörungstheorie. Nur weil etwas mal so betitelt wurde, heisst es noch lange nicht, dass es Unsinn ist. Das Zitat wird teilweise Terry Pratchett, teilweise Robert A. Wilson zugeschrieben, aber: „Nur weil du paranoid bist, heißt das nicht, dass sie nicht hinter dir her sind.“
Hier mal ein paar Verschwörungstheorien, die noch keine waren:
Verschwörungstheorien, als wahr herausgestelltDer Begriff wird sehr politisch verwendet und oft auch gezielt dazu genutzt, um eine Meinung/Idee ins Lächerliche zu ziehen. Wenn man dann noch "psychisch krank" in die Runde wirft, entstehen bei mir im Kopf Orwellsche Bilder, wo Systemkritiker eingesperrt, als verrückt deklariert und am besten noch lobotomisiert werden, um ausser Gefecht gesetzt zu werden. "Psychisch krank" erhält in dem Kontext dazu eine negative Konnotation. Da bin ich völlig auf der Linie von @paxito. Psychische Krankheiten werden hier zur Abwertung benutzt, was gegenüber den Kranken einfach eine unfaire Diffamierung ist. Ich denke, dass wir langsam etwas weiter sind als psychisch krank mit jemandem gleichzusetzen, der in einer Zwangsjacke komplett irre in einer Gummizelle herumhüpft.
Zu den Verschwörungstheorien würde ich einfach mal drei Kategorien wählen:
1. Verschwörungstheorie, die eigentlich wahr ist. Vgl. Link weiter oben. Irgendwie, irgendwo, irgendwer hat Dreck am stecken. Dieser droht aufzufliegen. Die potenziellen Auffliegen-Lasser werden als Verschwörungstheoretiker diffamiert, um dem Ganzen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
2. Kontrollverlust und Realität einfacher reden. Anekdotische Evidenz, aber als ich fünf Jahre alt war, sind wir vom Bürgerkrieg im damaligen Jugoslawien in die Schweiz geflohen. Ich hatte zu dieser Zeit die Nase ohnehin immer in Cartoons und Comicheften drin. Daniel Düsentrieb konnte mit seinen Gerätschaften Leute verwandeln, die Bösen bei Scooby Doo hatten am Ende alle eine Maske auf und Phantomias, Batman, Spiderman etc. waren auch alle maskiert. Mir war unsere Flucht in die Schweiz damals eine Nummer zu gross. Irgendwann hab ich mir angefangen einzureden, dass wir gar nicht in der Schweiz sind. Und die Leute um mich und meine Eltern herum, alles unsere Familie und Freunde und Bekannte sind, die verkleidet sind und das alles ein grosser Streich für mich. Ich war ein Kind und wusste tief in meinem Inneren, dass das Bullshit ist. Aber die Realität, die mich überfordert hat und der Kontrollverlust in der Situation...ich hätt es mir halt gern gewünscht, dass das alles ein Gag auf meine Kosten gewesen wäre. Und ich schliesse nicht aus, dass das auch bei Erwachsenen vorkommen kann. Und sich auch stärker manifestieren, also ohne die innere Stimme, die sagt, dass das alles Quatsch ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass aus Angst vor Pandemie, Jobverlust, Lockdown etc. bei vielen irgendwann ein Schutzmechanismus eingesetzt hat, der daraus "die da oben haben eine Pandemie erfunden" macht.
3. Für die Kategorie finde ich noch keinen Namen und kann sie auch nicht direkt einordnen, bzw. blicke nicht dahinter. Das sind Leute wie Attila Hildmann und Ähnliche. Was ich sagen kann: Die Leute aus Kategorie 2 sind oft leichte Opfer für die. Aber was deren Motivation ist...ich meine, wenn ich Hildmann zuhöre, frage ich mich, ob seine Theorien zumindest bei ihm im Kopf irgendwie einen Roten Faden ergeben. Für mich erscheint das ziemlich kontextloses Aneinanderreihen von "Best of Verschwörungstheorien" und ich weiss nicht mal, ob er die Frage nach dem "Cui Bono?" bei seinen Theorien wirklich beantworten könnte. Motivation etc. für mich nicht ersichtlich und das Gesamtbild sehr wirr.