@matraze106 @PeterLipisch Ein Dialog würde nur Sinn machen, wenn die Person nicht schon vollkommen in die Psychose abgerutscht wäre. Ist sie das (wie offensichtlich der Fall), kann Kontakt und der Versuch des Dialoges auch die Psychose verstärken, oder auch zu gefährlichen Situationen führen.
Freunde hatten solche Versuche bei einem WG-Mitbewohner unternommen, den sie vor der pösen Psychiatrie schützen wollten. Anfangs argumentierten sie ähnlich wie
@matraze106 : es würde sich da eine besondere Phantasie und Begabung äussern, in anderen Kulturen würde er als Weise und Schamane verehrt u.s.w..
Als derjenige aber mit Messer und Axt auf seine Mitbewohner losging, die wochenlang mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht hatten, genau das zu verhindern, haben sie endlich verstanden, dass eine Psychose kein Hickauf eines kreativen Geistes ist, sondern eine massive, gefährliche Krankheit.
Nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie fand derjenige sehr langsam ins Leben zurück.
Man könnte nun sagen, im sei ein Denkverbot auferlegt worden, da seine ihn in die Irre und Gefahr führenden Gedanken bekämpft wurden. Man kann auch sagen, dass ihm und einigen anderen das Leben gerettet wurde. Und dass ein früheres Eingreifen den Klinikaufenthalt deutlich verkürzt, einen Polizeieisatz unnötig gemacht und die Traumatisierung einer WG verhindert hätte.
In anderen Fällen, die ich selbst miterlebte, ging es um vermeintliche Liebe (mit Stalking des Freundes, der angeblich nur nicht seine Liebe zeigen durfte), Verfolgungswahn (mit Verdacht gegen die eigenen Eltern, besten Freunde, den Rest der Welt), ... nie hat es geholfen, sich auf die Psychose einzulassen. Vor allem nicht als Opfer: der Freund wäre beinahe der Vergewaltigung angezeigt worden, die WG-Freunde konnten sich nur durch KO-Schlag retten, der Verdacht des Missbrauchs gegen einen Vater wurde erst Jahre später ausgeräumt ...
und von den Fällen, die ich erlebte, endeten zwei mit Suizid.
Einer davon war meine Schwester, die in depressiven Phasen auch Psychosen entwickelte.
Der Suizid war jeweils ausdrücklich keine Anklage an die Gesellschaft, die Denkverbote auferlegt und Kreativität eingeschränkt habe, sondern eine Kapitulation vor dem Kampf mit der Krankheit, die als unheilbar oder zumindest so kräftezehrend, dass fürs Leben nichts übrigblieb, wahrgenommen wurde.
Aber bleibe bloss bei Deiner blinden Verteidigung,
@matraze106 ... mögest Du nie in dieselbe Situation kommen, weder als Betroffener noch als Opfer, Verwandter oder Freund.