@Kc Kc schrieb:Man sollte es nicht nur entweder als gemeine Behörde betrachten, die armen, unschuldigen Menschen ihr Kind wegnommt oder als faul und untätig.
Bei uns z.B. arbeitet das Jugendamt "vorbeugend".
Entweder melden sich Schulen, Kindergärten, manchmal die Verwandten oder Großeltern der Kinder, manchmal gar die Kinder selbst, und bitten um Hilfe. Die Eltern eher selten.
Wenn das Jugendamt einen Fall ausmacht, bei dem Hilfebedarf herrscht, wird zuerst immer auf die Kommunikation gesetzt. Die Eltern werden kontaktiert und man schlägt vor, persönliche Gespräche zu führen. Man versucht, das Problem auszumachen und entsprechend zu behandeln. Die Herausnahme des Kindes aus der Familie ist dabei grundsätzlich das letzte Mittel.
Erziehungskurse, Psychotherapien, Vermittlung von Entzugsmöglichkeiten (Alkohol, Drogen), organisieren von Kleidung, Nahrung für die Kinder, Stützung der Eltern (oder des erziehenden Elternteils) stehen dabei im Vordergrund. Erst wenn von dem oder den Erziehungsberechtigten nichts kommt und die Zusammenarbeit verweigert wird UND das Kindeswohl dabei gefährdet ist, wird eine temporäre Herausnahme des Kindes angestrebt. Vorübergehend. Sozusagen auch als "Weckruf" für die Eltern.
Was sollte auch die Alternative sein? Dass der Staat, bzw. die Sozialgemeinschaft solche Fälle einfach mit "die Eltern werden's schon richten" abtut, wenn die Eltern es offensichtlich nicht "richten"?
Meine Tante hat bis zu ihrer Pensionierung beim Jugendamt gearbeitet und berichtet darüber zwei Dinge.
1.) Ein Kind sollte so lange es vertretbar ist, bei den Eltern bleiben. Die Familie muss gestärkt, nicht getrennt werden. Es liegt nicht im Interesse des Staates, die Elternarbeit zu übernehmen.
2.) Es gibt grundsätzlich keine schlechten oder überforderten Eltern. Auf die selbe Weise, wie im Gefängnis grundsätzlich alle unschuldig sind.
;)