@FF FF schrieb:Ein Mensch wird nicht automatisch ein besserer, weil er sich den Weltfrieden zum Ziel gesetzt hat. Umso weniger, wenn er den erzwingen möchte ... das wäre wie der Versuch, Liebe zu erzwingen.
und eben solches verhalten zeichnet eher kinder aus. unreife. fehlende erfahrung. mit dem kopf durch die wand.
FF schrieb:Man kann auch nicht die Weltwirtschaft auf den Stand von vor der industriellen Revolution zurücksetzen, und nur noch Währungen zulassen, die mit Edelmetallen gedeckt sind. Das wäre z.B. (neben einigen anderen Problemen) für Länder, die keine Edelmetalle zu bieten haben, fatal und ausgesprochen ungerecht.
das wäre ein rückschritt, der irgendwann wieder zu den selben zuständen führen würde. das problem heute heisst hier wie da: überproduktion. der fordismus ist zu einer krankhaften ideologie geworden, die noch in so manchen chefetagen gepredigt wird. dort oben geht es nicht mehr um geld, sondern um macht und ein möglichst bequemes leben mit luxus-ansprüchen, die unsere kühnsten träume übertreffen.
was wir seit anbeginn der industrialisierung hätten ansteuern sollen, ist der platonische traum der automatisierten versorgung und der (beinah) vollständigen ablösung menschlicher arbeitskraft durch maschinen. dann wird geld irgendwann keine rolle mehr spielen.
aber der tätigkeitstaumel wird als alternativlos hingestellt. der mensch hat von seiner spezies ein überzogenes schlechtes bild eines gierigen, selbstsüchtigen, asozialen, dummen ungeheuers und gerade die älteren generationen haben für die kultur, die sich mit computerspielen und filmen auf unerhörten leveln bewegt, kein verständnis.
es ist wirklich so:
The saddest aspect of life right now is that science gathers knowledge faster than society gathers wisdom.
Isaac Asimov
wir gönnen uns das neue zeitalter nicht, obwohl es bereits begangen ist. das system ist längst am brökeln. nur die alten halten weiterhin zu ihm und werfen denen, die kopfschüttelnd zurück blicken, ihre eigene rückwärtsgewandtheit vor.
FF schrieb:Das sind in meinen Augen geradezu kindliche Phantasien von einer Vereinfachung eines Lebens, das einem allzu unübersichtlich und fremdgesteuert erscheint
Die Fremdsteuerung und Überforderung ist aber kein Schein.
Die Marktschreier und Scharlatane haben heute Diplom und verfügen über beinah unbegrenzte audiovisuelle Manipulations-Methoden, um dem Rest der Welt ihre Vorstellungen von "gut" und "schlecht", "falsch" und "richtig", "wahrheit" oder "lüge" unterzujubeln.
Junge Menschen hören nun vermehrt berechtigte Kritiker und eifern diesen nach, zunächst dilletantisch, bald passioniert.
Daran ist nichts kindisches. So ist das Leben.
FF schrieb:ähnlich wie die Landkommunen-Bewegung der 70er Jahre. Die zum Teil auch an eben jenen allzu menschlichen Bedürfnissen und Fehlern gescheitert ist - was oft nicht hätte sein müssen, hätten sich nicht viele in eben jener naiven Vorstellung zusammengetan, jedermann habe dieselben Bedürfnisse und guter Wille sei besser als ein Vertrag mit Regeln.
solche träume sind nie zu ende. auch noch heute ist der eigene freizeitpark oder eine künstlerkommune für viele der ausweg in ein leben mit verträglichem Tempo und Zwischenmenschlichkeit.
Die Hippie-Welle ist nicht in sich selbst zusammengefallen: sie hat die Welt tatsächlich verändert und ruht sich eigentlich zur Zeit nur etwas aus. Die Leute wollen den Ernst der modernen Welt nicht mehr. Sie wollen keine Industrie, die in ihrem Namen den Rest der Welt (und Menschheit) knechtet, ja brutalst niedermetzelt.
FF schrieb:Die Erfahrungen aus der Zeit haben mich gegenüber allzu grossem Idealismus sehr skeptisch werden lassen, denn gerade die allergössten Idealisten entpuppten sich als diejenigen, die zuletzt unterschwellig oder ganz offen alle anderen dominierten ... und unterbutterten. Idealismus hat nicht viel Toleranz für andere Lebensentwürfe.
Das trifft nicht ganz zu. Insbesondere der letzte Satz ist eigentlich paradox.
;)Aber was die Führung und Vorstellungskräfte und schleichend erwachenden Eigeninteressen angeht, hast Du vollkommen recht.
Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht.
Abraham Lincoln
Dazu hab ich auch ein schönes Lied in meinem Profil eingebunden.
FF schrieb:Du stellst Realismus regelmässig als Resignation dar, oder dass aus Realismus zwingend Resignation folgt. Ich sehe das nicht so. Ersten lässt mich die Lebenserfahrung auch sehen, dass es immer negative, aber auch positive Entwicklungen in unserer Gesellschaft gegeben hat, und man beides nicht immer sofort als das Eine oder Andere einordnen kann kann, und zweitens, dass manche kleine Veränderung auf Dauer mehr bewirkt als eine Revolution.
Ich halte "Realismus" für ein geflügeltes Wort, dass sich jeder Pappenheimer auf die Fahne schreiben kann, um seine Bequemlichkeit, seinen Müßiggang und seine geringe Vorstellungskraft zu kaschieren und zu rechtfertigen.
Meiner Vermutung nach hängt das auch mit dem übertriebenen Fleisch-Konsum in unserern Ländern in direktem Zusammenhang, dass die Masse so geistig träge ist.
In Wirklichkeit ist "Ich bin Realist" ein Versuch, seine Meinung als möglichst objektiv hinzustellen. Objektivität gibt es aber nicht. Gerade die Querdenker (von denen heutzutage besonders viele aus dem Boden schießen) werfen viele etabilierte Ansichten durch neue Perspektiven und Möglichkeiten schneller über Bord als man blicken kann.
"Realismus" ist und bleibt ein Hirngespinnst.
Und "Revolution" ist mMn eine übertreibung für die Veränderung und wird besonders gerne von Konservativen bagatellisierend in den Raum geworfen, wenn jemand rummuckt: "wir können nicht auf ewig so weiter machen".
Die Industrialisierung - insbesondere in den Köpfen - kommt einem fahrenden Zug gleich, dessen Lokführer bereits verstorben ist: der Zug kann nicht anhalten oder lenken.
Fanatismus ist aber immer die grösste Gefahr ... der Anspruch auf Allgemeingültigkeit, auf die absolute Wahrheit, auf das Recht, über andere zu bestimmen.
Gleich danach folgt die Unwissenheit ... b.z.w. die Unfähigkeit, sie einzugestehen. Dazu der Anpruch, auf alle Fragen eine verständliche Antwort zu bekommen. Und wenn es keine gibt ... hey! Dann liegt´s an der Wissenschaft/Politik, die es nicht verständlich erklären will! Da wird was verheimlicht!
Man sollte Fanatismus nicht mit Zielstrebigkeit verwechseln.
Es ist blinder Eifer von aufgestachelten Menschen, die nicht wissen was sie tun. Eine merkwürdige Eigenart unserer Spezies, die beinah an Schwarmverhalten erinnert. Wer rennt nicht manchmal wie auf Autopilot mit der Masse mit... schaut neugierig dahin, wohin alle blicken. Diese Impulse geschehen unbewusst. Es gibt den instrumentalisierten, salonfähigen Fanatismus. Nicht nur Fans von dies und jenem gehören dazu, sondern auch vor allem CI-konforme Mitarbeiter und alle Formen von Hörigkeit. Es ist das Gegenteil, was Generation Y will.
Denn so viele konzernideale Ziele sägen nur weiter am Ast, auf dem wir alle sitzen. Wir brauchen eine Kehrtwende und müssen aufhören, blind zu vertrauen. Ja, Politik und Gesetze sind Lügengeschäfte, in denen kaum je ein ehrliches Wort fällt.
Es muss nur richtig klingen. Und natürlich klingeln in der Kasse. Weiter denken die Generationen nicht, die in das größte Experiment der Welt hineingeboren wurden: Massenmedien.
Wer sich nicht bewegt, spürt seine Fesseln nicht.
Rosa Luxemburg
Und wer sich von der Welt allzusehr gefesselt fühlt, der versucht in seinem (geistigen) Befreiungskampf, sich loszuschütteln, sucht händeringend nach Gründen, nach dem psychopathischen Kern, den es zu übertreffen gilt.
Auf diese Weise werden viele böse Zungen laut d.h. entstehen unter Anderem haltlose Anschuldigungen, Mutmaßungen hochgespitzter Unmenschlichkeit, größtenteils ziemlich unkronket und lose auf die Herrschaftskaste gezielt, die man ebenso mit griffigen, konservativen Neusprech-Vokabeln wie "Verschwörungstheorie" verballhornen kann. Das Problem ansich, nämlich dass die Menschheit sich auf dem Weg in den Abgrund selbst was vor macht, das schafft man damit nicht aus der Welt.
Die junge Generation hat keine Lust, diesen traditionellen Mist weiter zu verzapfen, auch wenn sie noch so sehr gedrängt und getrietst wird.
FF schrieb:Daraus der Glaube an einfache Lösungen, und natürlich: schnelle Lösungen, bitte.
Schnelle Lösungspläne bitte vielleicht. Auf jeden Fall wünschen sie sich ein Innehalten und Umdenken. Nur bring mal einen Schwarm dazu, am Netz zu ziehn und das Fischerboot zu kentern
;)