Vespasian schrieb:Es ist alles in allem eine profane Rachegeschichte in einem historischen Setting.
Profan wirkt das Motiv aber ganz und gar nicht auf mich; vielmehr authentisch und sehr glaubhaft. Insbesondere im Kontrast eines der hassenswertesten Antagonisten der jüngeren Kinogeschichte - zumindest aus meiner Sicht. Commodus wird nicht nur außerordentlich gut von Phoenix gespielt, er steht auch sonst für alles, was ich zu dieser Zeit aufs tiefste verabscheute, und es bis heute immer noch irgendwo tue, auch wenn ich über die vielen Jahre meinen Frieden damit gemacht habe - und zwar für einen Blut und Boden Konservatismus, den meine anarchistische Seele mit jeder Phaser meines Seins von Anfang an töten wollte.
;)Sein Vater war hier der Weise Kaiser, der das Imperium an den aus seiner Sicht Fähigsten geben wollte - und das war eben Maximus, der hier für das Edle, das Progressive, das gute Rom stehen soll, das aber durch viel politische Ränke, durch Korruption und Machtgier immer wieder von eben solchen Konservativen Kräften unterdrückt wird - auch gut innerhalb der Story ausgearbeitet, fand ich. Das Motiv und der Subtext sind hier einfach nur perfekt. Zumal sie auch nicht nur auf Rom angewandt werden können, sondern quasi zeitlos sind. Genau das macht ja die Geschichte so packend. Der ewig gleiche politische Kampf - von der Bibel bis zu Star Trek.
Vespasian schrieb:Ich liebe die Antike und gerade deshalb finde ich diesen Film unerträglich, weil hier historisch nahezu alles falsch ist. Allein der Name des Protagonisten ergibt so keinen Sinn. R. Scott hat gar kein Interesse, diese Zeit wirklich abzubilden und nutzt letztlich nur aus anderen Monumentalfilmen altbekannte antike Stereotype. Zugunsten der Dramaturgie und Inszenierung kann man Dinge natürlich abändern, aber mit "historischer Authentizität", wie die Macher werben, hat das hier nichts zu tun.
Über solche Details kann ich dann auch deshalb gut hinwegsehen, auch wenn du natürlich hier vollkommen recht hast. Das war aber offensichtlich nicht der Anspruch, und das ist auch generell nicht Scotts Stärke. Seine Stärke ist in erster Linie der Bombast, und das ist hier mehr als gelungen; vor allem weil das Drehbuch eben auch ziemlich stark war.
Vespasian schrieb:Dass das übrigens auch anders geht, beweist die Serie Rome sehr gut.
Unerreicht, was die Darstellung der Antike angeht. Keine Frage.