Wissenschaft an einem BeispielIch möchte hier versuchen, den vielen Leuten, die nicht damit vertraut sind, einen kleinen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten geben.
Unser Beispiel in diesem Fall ist ein junger Wissenschaftler, nennen wir ihn Kurt.
PrämisseKurt hat neulich von einem revolutionärem wissenschaftlichem Bericht eines Kollegen gehört der beschreibt, das Licht sich in Form einer Welle ausbreitet und wie jede Welle die Parameter Amplitude (Höhe der Welle) und Frequenz (Abstand der einzelnen Wellen zueinander) hat.
ZielKurt möchte also untersuchen, wie sich diese Parameter auf Intensität und Farbe des Lichtes auswirken.
ExperimentEr untersucht ein schwaches gelbes und ein starkes rotes Licht und stellt fest, dass sich Amplitude und Frequenz der Wellen jeweils unterscheiden.
Ermutigt von diesen anfänglichen Ergebnissen verfeinert er seine Methode. Er entwickelt eine Skala, in der man die Stärke von Licht einordnen kann und eine Farbtabelle.
Dann baut er eine Maschine, mit der man die Amplitude und Frequenz von erzeugtem Licht unabhängig voneinander verändern kann.
Nach diversen Experimenten mit dieser Maschine stellt er fest, dass die Lichtstärke der Amplitude des Lichtes entspricht und die Frequenz die Farbe bestimmt.
TheorieKurt hat bis hierhin mehrere Theorien entwickelt.
1. Die Lichtstärke wird durch die Frequenz bestimmt.
2. Die Lichtstärke wird durch die Amplitude bestimmt.
3. Die Farbe wird durch die Frequenz bestimmt.
4. Die Farbe wird durch die Amplitude bestimmt.
5. Die Lichtstärke wird durch die Amplitude bestimmt, Jan hat grüne Haare und Mathilda morgen frei.
Aufgrund seiner Beweise schließt Kurt daraufhin Theorie 1 und 4 aus.
1. Die Lichtstärke wird durch die Frequenz bestimmt.2. Die Lichtstärke wird durch die Amplitude bestimmt.
3. Die Farbe wird durch die Frequenz bestimmt.
4. Die Farbe wird durch die Amplitude bestimmt.5. Die Lichtstärke wird durch die Amplitude bestimmt, Jan hat grüne Haare und Mathilda morgen frei.
Ockhams Rasiermesserjetzt hat Kurt immernoch Theorie Nummer 5. Sie enthält offensichtlich nutzlose Teile dennoch sind alle Aussagen in ihr richtig. Er wendet das Prinzip "Ockhams Rasiermesser" Oder auch Sparsamkeitsprinzip an.
Wikipedia: Ockhams RasiermesserDieses Prinzip besagt, das wenn zwischen zwei Antworten die Auswahl besteht, die, die bei gleicher Substanz weniger Hypothesen enthält, die bessere ist. Von Theorie 2 und 5 ist also Theorie 2 die Bessere, womit Kurt Theorie 5 ausschließen kann.
1. Die Lichtstärke wird durch die Frequenz bestimmt.2. Die Lichtstärke wird durch die Amplitude bestimmt.
3. Die Farbe wird durch die Frequenz bestimmt.
4. Die Farbe wird durch die Amplitude bestimmt.5. Die Lichtstärke wird durch die Amplitude bestimmt, Jan hat grüne Haare und Mathilda morgen frei.Mit diesem Ergebnis ist Kurt am Ende seiner Reise angekommen. Er veröffentlicht seine Ergebnisse, seine Methodik, den Bauplan seiner Maschine und ermöglicht anderen Wissenschaftlern seine Arbeit zu überprüfen. Damit kommen wir zu einem der wichtigsten Schritte.
FalsifikationSollte sich irgendwann rausstellen, dass Kurts Arbeiten nicht komplett sind, neue Erscheinungen nicht erklären etc. wird das ein anderer Wissenschaftler beweisen. Damit wären Kurts Arbeiten überholt und an ihre Stelle würde eine Theorie treten, die die Dinge besser erklärt.
Spiritualität?Ockhams Rasiermesser und das Falsifikationsprinzip bestimmen die Eleganz der Wissenschaft. Sie zwingt sich zur Einfachheit und hat Fehlerkorrekturmechanismen, ist perfekt in der Hinsicht, dass sie ihre eigene Unvollkommenheit anerkennt.
Spirituelle Ansätze würden an genau diesen beiden Punkten scheitern. Erklärungen, die Gott involvieren, machen die Dinge komplizierter. Spirituelle Behauptungen sind meist absolut und nicht falsifizierbar. Ihnen fehlt die Flexibilität, verworfen und korrigiert werden zu können. Sie sind halt keine Wissenschaft.
Lassen wir die Spiritualität doch da, wo sie hingehört. In den Köpfen spiritueller Menschen