Lupo54 schrieb:Es sind Systeme, die schon seit vielen Millonen Jahren bis in den Milliarden-Jahre-Bereich existieren. Sehr unwahrscheinlich, dass da in den wenigen Jahren, in denen wir sie beobachten, etwas dramatisches existiert.
Wenn Du meinst, daß eine instabile Umlaufbahn bedeutet, daß so ein Planet seinen Orbit zwingend in den nächsten vier Wochen ändert, dann ja, dann wären die paar tausend Exoplaneten noch nicht ausreichend. Für die Stabilität der solaren Planeten allerdings rechnet man in Millionen Jahren hoch, nicht in Wochen, Monaten, ein paar Jährchen.
Millionen Jahre, die stehen dann aber zu Milliarden von Jahren bereits im groben Verhältnis 1 : 1000.
Und schon seh ich nicht, daß Deine obige Aussage irgendwie berechtigt / fundiert wäre.
Lupo54 schrieb:Sehr unwahrscheinlich, dass da in den wenigen Jahren, in denen wir sie beobachten, etwas dramatisches existiert.
Hab ich irgendwo von "wenigen Jahren" gesprochen? Oder funzt mein Argument der Lebensfeindlichkeit eines instabilen Orbits nur dann, wenn der Orbit sich binnen weniger Jahre ändert statt binnen einiger Jahrmillionen (gerne auch zig)? Würde es die Erde ordentlich aus der Habitablen Zone raushauen, wäre es Essig mit Leben, egal ob in Jahren oder Jahrzigmillionen.
Selbst ohne veränderten Orbit könnte es auf der Erde schlecht um zumindest höheres Leben bestellt sein, wenn wir nicht unseren Mond hätten: der Mars hat für die Stabilisierung seiner Rotationsachse keinen genügend massereichen Trabanten, entsprechend schwankt seine Achsneigung beträchtlich.
Im Jahre 1993 zeigten Jacques Laskar und Philippe Robutel vom Bureau des Longitudes in Paris sowie Jihad Touma und Jack L. Wisdom vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, daß sich die Neigung der Mars-Achse sogar abrupt ändern kann – und zwar um bis zu 60 Grad etwa alle zehn Millionen Jahre
https://www.spektrum.de/magazin/die-klimageschichte-des-mars/823591Vergleiche auch
https://www.wissenschaft.de/astronomie-physik/der-tag-als-der-mars-kippte/https://www2.mps.mpg.de/dokumente/publikationen/poster/marsforschung.pdfWikipedia: Mars (Planet) (hier die Passagen beim fünften und zwölften Beleg "achse")
Aber selbst abgesehen davon, daß eine solche instabile Achse der Tod im Topf für höheres Leben ist, zeigt auch dies erneut, daß "instabil" nicht "wenige Jahre" bedeutet.
Nicht nur die Achsneigung des Mars ist instabil. Auch seine Exzentrik, also die Abweichung des Orbits von einer idealen Kreisbahn. Mit einer Exzentrik von 0,0935 belegt der Mars von allen acht solaren Planeten den zweiten Platz: zwischen Perihel (1,381AE) und Aphel (1,666AE) liegt eine Abweichung von 0,285AE. Vor 1,35 Millionen Jahren hatte der Marsorbit dagegen eine Exzentrizität von 0,002, was die heute geringste Exzentrizität von 0,0068 der Venus deutlich toppt. Und das bei einer Planetenbahn, die als stabil gilt!
Mit der Venusexzentrik lägen Perihel und Aphel des Mars nur noch 0,021AE auseinander (bei uns sinds aktuell 0,026AE). Mit der Merkurexzentrik dagegen lägen Perihel (1,21AE) und Aphel (1,84AE) um 0,63AE auseinander - und die im Perihel sonnenzugeneigte Hemisphäre des Mars hätte bis zur Subarktis ein fast irdisches Klima mit Plusgraden selbst in der Nacht! Im Aphel aber wäre der Mars um einiges kälter als heute schon.
Eine schwankende Exzentrik wäre also bei Exoplaneten am Rand der Habitablen Zone ihres Zentralgestirns wahrlich tödlich. Auch mit ansonsten stabilem Orbit.
Lupo54 schrieb:Und auf einer größeren wird es schnell ungemütlich, zumindest an Land.
Sofern es überhaupt "Land" gibt. Auf einer Supererde fallen die Höhenunterschiede zwischen dem tiefsten und dem höchsten Punkt der Lithosphäre (Marianengraben vs. Himalaya) geringer aus, und bei anteilig gleicher Hydrosphäre wäre dann alles land unter.
Wahrscheinlich gibt es auf so einer Supererde nicht einmal aktive Plattentektonik, ein weiterer lebensfeindlicher Faktor. Das nur nebenbei.
Lupo54 schrieb:Ein Himmelkörper von doppelten Erddurchmesser hat nämlich nicht die doppelte Schwerkraft, wie mal in einer Terra-X Sendung behauptet, sondern die neunfache.
Nein, es wäre tatsächlich die doppelte Schwerkraft (aber nicht, weil Terra X es sagt). Zum Vergleich:
Der Merkur hat eine mittlere Dichte von 5,427g/cm³, die Erde eine von 5,515g/cm³. Das ist fast identisch (Mars hat 3,933, Jupiter 1,326).
Die Erdmasse liegt um den Faktor 18,1 über der Merkurmasse, der Erdradius um den Faktor 2,61 über dem Merkurradius. Und die Fallbeschleunigung? 9,81m/s² zu 4,3m/s² ergibt das Verhältnis 2,65:1. Das Verhältnis von Radius wie Oberflächenschwerkraft zweier Himmelskörper liegt bei gleicher Dichte also praktisch gleich auf. (Und 2,63³ ergibt 18,19, was zum Massenverhältnis Erde - Merkur paßt.)
Bei gleicher Entfernung würde der gravitative Einfluß eines acht mal so schweren Himmelskörpers immerhin noch vier mal so groß sein wie der des kleinen Himmelskörpers. Also eine vierfache Oberflächenschwerkraft, wenn Planet B mit der achtfachen Masse wie Planet A den selben Radius besäße wie jener.
Wie Du darauf kommst, daß ein Planet mit doppeltem Radius eine neunfache Schwerkraft an seiner Oberfläche haben müsse, ist mir ein Rätsel.
Lupo54 schrieb:Es gibt wahrscheinlich noch einigen anderen Dinge, auf die ich als Laie gar nicht komme.
Zahlreiche. Hab ja Exzentrik und Achsstabilisierung bereits angesprochen. Dann fällt mir noch die "Staubigkeit" des Systems ein sowie die "Staubsaugerfunktion" eines Gasriesen. Und wenn ich noch ein bisserl nachdenke oder nachschlage, fallen mir sicher noch ein paar weitere Lebensbedingungen ein, die ich in den letzten Jahren immer wieder mal in diversen Foren aufgelistet hab.
Weswegen ich Deine Vorhersage
Lupo54 schrieb:Ich wage mal die Vorhersage, dass von den entdeckten Exoplaneten die weit überwiegende Anzahl völlig steril ist ohne jede Spur von Leben.
noch erhöhe, all in mache und sehen will.
Lupo54 schrieb:Was nicht heißt, dass Leben da draußen ausgeschossen ist.
Versteht sich eigentlich von selbst. Wie kann etwas ausgeschlossen sein, das mindestens einmal vorkommt?