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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

7 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Hunger, Der Traum Vom Kreislauf Des Lebens ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
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MvantenHaarlen Diskussionsleiter
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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 09:37
Hier ein Auszug aus der Traum vom Kreislauf des Lebens:


Marinella Charlotte van ten Haarlen


Der Traum vom Kreislauf des Lebens

aus der Kurzgeschichtensammlung:

„Der Fluss des Lebens entspringt auf dem 13. Mond von rechts“
Intermediales Märchen - Erzählung
Sprokie- Storie
Deutsche Ausgabe
Aus dem englischen und afrikaansen Original
Van die oorspronklike Afrikaans en Engels
Uitgawe in Afrikaans :
„Die droom van die sirkel van die lewe“
Een speel in 5 dade
Dieses Buch ist erschienen im internet publishers media
Verlag
Bremen, Bundesrepublik Deutschland
Hierdie boek is gepubliseer op die internet publisher media Uitgewers
Bremen-Johannesburg-London-Paris
ISBN: 978-3-942558-83-91. Ausgabe Juli 2010
Smashwords Edition, License Notes

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All copyrights by Marinella Charlotte van ten Haarlen, 1985-2010
Johannesburg, (R.S.A), Nairobi, Kenia, Lusaka, Zambia 1985-1987
Anthéor, Frankreich 1999
Bremen, B.R. Deutschland Nîmes, Frankreich 2009-2010

Vorwort:

An einem sonnigen, südafrikanischen Montagmorgen, irgendwo bei Kroonstad im Vrystaat, kam mir die Idee.
In einem Roadblock, einer befestigten Straßensperre der SAP (südafrikanischen Polizei) und der SADF (South African Defense Force).
Es entstand ein ungeplanter Zirkel von Büchern mit, untereinander, vernetzten Kurzgeschichten, die für das Theater gedacht waren, umgesetzt in Erzählungen, die ich nun, in diesem und den folgenden Bänden publiziere.
Es waren die Tage der erbärmlichen Diktatur einer zynischen Klasse, nicht etwa der weißen Rasse.
Ich war sprachlos, lautlos geworden.
Ein Leben bedeutete nichts mehr.
Nur noch wenig, auf beiden Seiten der verzweifelt kämpfenden Südafrikaner.

Geprägt von außen und von innen, durch unsägliche Barbarei, perversen Hass, von unerfüllten Hoffnungen auf eine bessere, erträglichere Zukunft, entfloh ich in eine Welt, die ich mir selbst gestaltete, schuf, weil ich die, die real war, nicht mehr ertrug.
Nicht mehr ertragen wollte.
Im Laufe der vielen, folgenden Jahre verstand ich die politische Augenwischerei derer, die versuchten uns, für ihre Zwecke zu ändern, zu formen. Die, die sich die Regierenden nannten und nennen.
Von Zeit zu Zeit entfloh ich wieder in mein Refugium.
In die andere, in die selbst geschaffene, nicht existente Welt.
Die herrschenden Klassen auf diesem, unserem einen Planeten, entpuppten sich mehr und mehr als die Klasse der rücksichtslosen Gewinner; wir die Völker der Erde, gewannen nur die Nachsicht.
Nicht das erhoffte, so sehr erstrebte Glück.

Dieses Buch widme ich besonderen Menschen.

Allen, die gegen die Diktatur Dr. jur. Pieter Willem Bothas und seiner verächtlichen Mitstreiter kämpften. Daran ihr Leben ließen, die Listen sind unvorstellbar lang. Erschreckend lang. Auf der Seite der Opfer, die Listen der Täter sind länger.
Ihnen wurde vergeben.
Gott schütze Südafrika und sein wundervolles Volk.
An erster Stelle, meinem Gefühl nach, für all die Hilfe, die sie mir, in der unmittelbaren Realisation meines Traumes, gaben:
Für das, was man mit Geld nicht bezahlen kann. Für unsere Ideale, die wir erhofften, aber im Leben niemals erreichen konnten. Vielleicht erlauben wir uns zu träumen, von dieser, ach so besseren Welt.
Für A.A., J.F., A.O, K.F., so ruhig in Hektik zu bleiben, verdient großen Respekt.
Für G.M. 1990: eine Kuh und der auf der Strecke gebliebene Traum von dem bisschen Glück des Lebens.
Für K.S.,: Die Tage in 1995 blieben mir unvergessen, auch wenn das Leben einen anderen Weg ging. Gehen sollte.
Für L.C., A.T.R.S:„Weißt du, wie viel Sternlein stehen?“
Besonderen Dank an: S.B., R.S., U.H., R.L. für all die Hoffnungen.
Ich träumte, träume weiter.

Die Autorin
Johannesburg, Transvaal, Lobatse, Botswana 1985
Bremen/ Nîmes 2010

Musikliste zum Buch:
Roy Orbison - In dreams, Sam Cooke - You send me, Bobby Goldsboro - See the funny little Clown, Monty Python - Always look on the bright side of life, Glenn Miller - St. Louis Blues March, Süddeutsches Salonorchester - In einer Pagoda, Beach Boys - Surfin' Safari, Electric Light Orchestra - Livin' Thing, Coon Sander's Nighthawks -What a girl, what a night, Electric Light Orchestra - Telefone line, André Rieu - Wiener Blut, André Rieu-Tritsch Tratsch Polka, Supremes - Where did our love go?, Roberta Flack - Killing me softly with his song, Frank Sinatra - Love is the tender trap, Beatles - Do you want to know a secret, Beatles - In my life Beatles -If I fell, Scott Mc Kenzie -San Francisco, Janis Joplin - Me and Bobby McGee, Doors - Light my fire, Rudolf Schock - Dein ist mein ganzes Herz, Rigoletto - La donna è mobile, Paul Potts - Nessum dorma, Julie London -I left my heart I in San Francisco, Julie London – Perfidia, Belle Baker - Blue Moon, Bobby Darin - Beyond the Sea, Andy Williams - Can't take my eyes off you, Hair Aquarius,Ted Weems – You're the cream in my coffee, Puhdys - Alt wie ein Baum, Johannes R. Becher, Hanns Eisler -Auferstanden aus Ruinen, Heino- Schwarzbraun ist die Haselnuss, Lale Anders- Lilli Marleen, Ernst Mosch-Erzherzog Albrecht Marsch, Teddy Stauffer- Did I remember, Beatles -She loves you, Beatles- The long and winding road, Sam Cooke – Twisting the night away, Dooley Wilsons -As time goes by Bobby Rydell Volare, Carrie Koo Mei Bengawan Solo, Carrie Koo Mei When we were young , Carrie Koo Mei Dreams, Judy Garland Somewhere over the rainbow, Ritchi Valens- We belong together
Irgendwann, irgendwo in der fernen, doch so nahen Zukunft, sofern es diese gab oder geben sollte

Etwas, ein wahrlich vertrautes, geläufiges Geräusch, weckte mich.
Blechern schepperte es, knallte dazu geräuschvoll. Monoton. Stupide, immer wieder. Wie die mächtigen Schritte eines unbekannten, gefürchteten Riesen, der auf einer glatt polierten, ebenen Fläche lief, langsam schritt.
Träge, unsicher drehte, wand ich mich. Öffnete, blinzelte mit meinen tränenden, verweinten Augen.
Die vielseitige, körperangepasste Gasmatratze rauschte, pfiff ein wenig, zischte hernach. Die veralteten, sicherlich verschmutzten Elektronikinduktoren luden die von mir, am Vorabend gewünschte, eingestellte Wärme wieder auf.
Noch leicht benommen, verschlafen rief ich laut, krächzte heiser dabei:
“Licht! Helles Licht!“
Der automatische Halogenprozessor im Schlafzimmer reagierte gewöhnlich erst beim zweiten Anruf.
Das, über mehr als eine Dekade gebräuchliche, hoffnungslos veraltete System war, während der letzten, vergangenen Nacht heruntergefahren.
Natürlich auch um die biotechnische, statische Flüssigkeit, in der aus modifizierten, gestylten Genen bestehenden Adaptionsnervenknoten, einer programmgemäßen Reinigung und konformen Wartung, zu unterwerfen.
Schließlich piepste, klimperte es schrill, gleich mehrfach hintereinander.
Die noch nach Jahrzehnten des täglichen Gebrauchs befindliche, meinen kleinen Geist faszinierende Neonkristalltapete an der gestreckten, jedoch gleitend konvex verlaufenden Außenwand, sprang an. Flackerte, züngelte elektronisch, regelte sich. Zunächst verschiedenfarbig.
Blau-weiß-rot-Gold.
Dazu ein geheimnisvolles, wahrlich beruhigendes Indigo. Verschwammen in Sekundenbruchteilen mit einem leuchtenden, aufdringlichen Kamin, um dann in einem fast gleißenden, reinen Weiß zu enden. Alles rahmte sich innerhalb der vorgegebenen Konstanten, von einem gezeichneten, verschnörkelten, geschwungenen, eigenartigen gelblichen Silberton ein. Dieser wärmte mich nachhaltig, erregte mich zugleich ungemein sexuell. Das war natürlich ausdrücklich erwünscht. Von mir!
Was war ein Mensch, eine Frau ohne flammende, drängende Sexualität? Ohne die gelebte Körperlichkeit des eigenen, des schüchternen Begehrens.
Und ohne die nötige lebenslang unstillbare Gier gerade danach.
In gewollter, temporärer Zeitlupe wechselten die vielen, spitzen und runden Kristalle in der markanten, wellenden, wogenden Struktur der wohl einmaligen Wanddekoration. Bildeten verschieden zyklopische, wie verzaubernde, zarte Sternbilder, in dem dichten, schwadigen, transparenten Neon, innerhalb der sich erneut verbindenden, fantasiebezogenen Gestaltung der elektronischen Tapete.
Einzelne, paarweise und zusammenhängende Prismen, Kreise, Ovale, Rechtecke, die sich zu symbolischen Dreiecken, absonderlichen Quadraten formten. Ineinanderflossen, von einander trennten, sich wieder in neue unvermutete Farben vereinten und seltsam anzusehende Anordnungen kollektivierten.

„Guten Morgen! Heute ist der 21. Dezember 2108. Es ist 4.43 Uhr südwestafrikanischer Standardzeit. Die gemessene Außentemperatur beträgt 29, 8 Grad Celsius. Die derzeitige Luftfeuchte liegt bei 91,8 %. Die UV- Strahlung bei 71, 4% der Gefahrenskala nach Jerrett.“
Es knackte. Wieder und wieder. Lauter und lauter. Das monotone, ewig sich wiederholende Geräusch war mir noch von den Tagen, Wochen, Jahren zuvor, geläufig.
Meine persönliche, über mehr als ein Jahrhundert erstellte Hitparade spielte auf, für diesen, einen weiteren, reumütigen Tag. Nach Roy Orbison´s „In Dreams“ lauschte ich andächtig
Sam Cooke´s „You Send Me” Tief versunken in meine Gedanken, meine gelebten Erinnerungen.
Diese geliebte Musik machte mich systematisch melancholisch. Jedoch zu der sentimentalen Stimmung, die mich urplötzlich und recht unvorbereitet beschlich, erfasste, war es der passende depressive Auftakt.
War es doch nicht besser als die letzten Tage zuvor. Wie die davor, die ungezählten Wochen, die endlosen Monate, die vielen vergangenen, verdrängten Jahre.
Die grenzenlose, körperlich und seelisch ermattende, lähmende Schwüle begann erneut. Wie in einem nicht enden wollenden, trägen Kreislauf.
Wie in einem kochenden, überquellenden Topf ließ diese noch nicht einmal in den kurzen, quälenden Nachtstunden nach. Es bereitete mir zunehmend schwere gesundheitliche, bedenkliche Probleme.
Die freundliche, schnarrende, männliche Stimme vermeldete noch einige Temperaturen aus den umliegenden Städten:
Neo-Windhoek: 42 Grad Celsius, die waren nicht besser dran, eher schlechter, kam mir so in den Sinn.
Ich lächelte verloren, vielleicht bloß schadenfroh. Zog die weinrote, gesteppte Algenfaserdecke nochmals über mich. Rekelte, lümmelte mich regelrecht wohlig unter ihr. Frönte einem der wenigen, verbliebenen Vergnügen, die ich noch empfand. Empfinden konnte.
In Mariental-Metropolis durften geschätzte 5 Millionen Menschen, so genau wusste das niemand, wollte es gar erkennen, bei fast 60 Grad Celsius, in den gelb-tönernen, pyramidenförmigen, ovalen, kreiselnden Trabantensiedlungen, geeigneten Schutz vor der sengenden Himmelsglut suchen. Schwitzten, hungerten und dürsteten. Darbten. Marterten sich. Vegetierten.

In der wild zusammengewürfelten Siedlung gab fast kein frisches, sauberes Wasser mehr. Alles regenerierte, synthetisierte sich aus energieaufwendigen Luftentfeuchtern. Wer es sich leisten konnte, vermochte in sehr großem, angenehmen Luxus zu leben.
Sonst waren die einzigen, noch im Überfluss vorhandenen Ernährungsquellen ausgemachte monströse, längst verbotene dicke, nackte, schalenlosen Zuchtwürmer, deren einzelne, exakt strukturierte Glieder genetisch gezogen, 1,6 kg wogen.
Drei Wochen, 21 Tage und Nächte, von der lieblosen Befruchtung bis zur maschinellen Reifung, der grausamen Schlachtung des abnormen, gefühllosen, toten, aber doch lebendigen, von den Händlern des Monopols angepriesenen, Tieres.
Es schrie, zuckte und pfiff, röchelte bei diesem martialischen, maschinellen Prozess. Gewiefte Vererbungsforscher steigerten, potenzierten die absurde Genese der vielen Millionen Eier, die ein geschlechtsreifes Tier ohne eigentliches Geschlecht nach schon 3 Tagen legte.
Wie benützte, überdehnte Fahrradschläuche, prall, bis zum Platzen aufgepumpt, wuchsen diese bizarren, künstlichen Wesen schnell auf, bis zu 160 kg, obwohl die bekannte, hinlänglich erforschte Nahrungskette etliche Seuchen, wie das immer tödlich verlaufende, ja raffende Pilonenfieber, übertrugen. Doch erlaubten die gleichgültigen, territorialen Behörden durch konstantes Stillhalten, normales Wegsehen, allseits um sich greifende, verleugnete Korruption, die unwürdige Zucht auf engen, speziellen Reifungsmatten, auf denen sich die Wesen eng drängten. In tiefen, unergründlichen Becken, ungeheuer wirkenden, unirdischen Seen gediehen diese Würmer, fraßen sich gegenseitig, ihre eigene Art gierig, sonst kultiviert versorgt, mit salzigem, sandigem, steinigem Futter. Ohne nahrhafte Substanz. Selbst für diese Spezies war der Koeffizient nachhaltig, mit außergewöhnlichen Gewinnmaximalen, berechnet worden.
Tote, rußende Teerbäume, die in abstruser, unvermuteter Symbiose mit wandelnden, spitzzahnigen Hyänensträuchern, die sich zur geschickten Tarnung in verfärbten, schatteten, bei den unzähligen Opfer, mittels eines weit wirkenden, gelblichen Pulvers Halluzinationen auslösten, hausten, gediehen zusammen. Diese seltsamen, immer braunen, in der Blütezeit schwarzen, fein verästelten Gewächse, ein hinterhältiges Kampfmittel aus dem Ersten Genkrieg, gaukelten dem sicheren Fang einen wundervollen, abnormen Traum vor, der mit dem Tod und dem Verzehr der Bedauernswerten endeten. Diese unnatürlichen, destruktiven
Lebensformen breiteten sich immer weiter aus. Dienten den mutigen Bewohnern aber als günstiges, willkommenes Rauschmittel, machen die Ernte der vermeintlichen Gewürzpflanze besonders profitabel. Eine militärische Züchtung aus dem frühen 21. Jahrhundert machte die gierigen, rohen Dealer über Nacht reich.
Wiegende Regenbogenstämme, natürlich gewachsen an Land, weiter existierende, schwarzblaue, reflektierende Korallenbänke, mutierten zu atmenden, schnell kriechenden Muscheln über Wasser, über, an Land liegenden, folgenden Sandkämmen. Diese Tiere waren von einer unglaublichen, immer tödlich verlaufenden Gefährlichkeit beseelt.
Die einst so wunderbare, unbeschreiblich schöne Welt, begann ausnahmslos feindlich, aggressiv zu werden. Quicklebendige, sich zu voluminösen Ballons aufblasende Seeanemonen, verfärbten ihre Spuren eisenrostrot, kreuzten sich mit wildem, wie Rotoren federleicht, durch die Luft zirkulierenden Rhabarber, wuchsen zunächst zu regelrechten, standortflexiblen Stämmen heran.
Ein wandernder Monourwald dehnte sich wie eine krüppelige Wolke vor dem vulkanischen, wohlig warmen, hitzebedürftigen Gipfeln, den steinernen Kegel aus. Das zähe, wie Kohle an der Oberfläche pulverisierte, staubende Harz versprach in minimalen, fast unsichtbaren Mengen einen monatelangen, schweren Rausch in den so genannten, verbliebenen Trinkhöhlen. Schmutzige, nach zähem, süßem Eiter und faulig modernden Exkrementen weithin riechenden Plätzen, an denen wilde, schier unfassbare, Exzesse stattfanden. Immer neu erfunden wurden. Meistens verdursteten die Süchtigen, die geschickten, über alle Gesetze erhabenen Drogenschieber richteten ständig neue Felder ein, die innerhalb von Stunden wunderschön anzusehen blühten, gediehen. Nach der reichen, gewinnträchtigen Ernte zogen sie weiter, diese menschlichen, diese verkommenen, nackten Erdratten. Tausende der verzweifelten, soziologisch entarteten Süchtigen verkamen in der glühenden, erbarmungslosen Hitze der ausgedehnten, nicht enden wollenden Wüste, vertrockneten zu sandigen, welken, faltenreichen Mumien, zu mahnenden Denkmälern der destabilisierten Kultur des gemeinen, aber geduldeten Rausches.
Um möglichst viel zu verdienen, gierigen, steten Profit, an dem grausamen Ende derer zu realisieren, aber auch dabei das finale, sichtlich genossene Erlebnis des Todes zu kultivieren, versprachen die kriminellen, recht gewissenlosen Betreiber dieser täglich, an anderen Orten verkaufenden, sehr mobilen Plantagen, dass die letale Droge jegliche Form des möglichen, natürlichen Alterns verhinderte, ja gar bekämpfte, umkehrte. In minimalen, hömöpatischen Dosen, tagtäglich eingenommen, machte dieses verrückte Kraut auch für einige Zeit besonders schön, attraktiv. Die hauptsächlich weibliche Klientel entwickelte, je nach emphatischen Gedanken ein körpereigenes, sehr individuelles Parfüm, das sich zu einem penetranten, fauligen Gestank potenzierte. Das Manourkraut bediente, weckte, die angeborene Eitelkeit einzelner Lebender, so vieler, die aber, dann nach anfänglicher, deutlich sichtbarer Umkehrung des fortschreitenden Altersprozesses, bei lebendigem Leibe austrockneten. Auf Dauer, nach ein paar Wochen, siechten die vielen Opfer, starben qualvoll an völliger Dehydration. Unheilbar krank, innerlich buchstäblich zerfressen. Entleibt. Ganze Gliedmaßen mumifizierten, das Antlitz verkam zu einer starren, trockenen Maske, wie dies eines konservierten Pharaos aus dem alten, längst vergangenen Ägypten.
Es gab junge und alte Frauen, geplagt von verzehrendem, quälendem Liebeskummer oder nagender, entwaffnender Perspektivlosigkeit, inmitten der Hilflosigkeit des totalitären Systems, die sich, in der wandernden Selbstmordbar, zur altägyptischen Mumie schmücken und töten ließen.
Freudig den nahen, schleichenden, jedoch gewollten Tod begrüßten, diesen im Allgemeinen als willkommene, ersehnte Erlösung sahen. Wie mit einem schon entrückten, verzückten Jauchzen, lustvollen Stöhnen, inmitten der anderen Gleichgesinnten, den synthetischen „Final Shot“ der Designerdrogen, in sich, gierig hinein schlangen, die in ungeahnter Windeseile den menschlichen Körper völlig auflösten. Zum Schluss tanzten sie motivlos, ihre knöchernen Arme, Beine zerstoben, letztlich der Körper, zu Asche, zu schwarzem Staub, wie auf einem bizarren, verwirrenden Maskenball. Proklamierten die Opfer dieser absonderlichen Prozessionen im tiefen Rausch des letzten Wahns, das eigene unerhebliche, vorgegaukelte Königreich, lauschten dazu Bobby Goldsboro, einem Sänger aus dem

vorvergangenen Jahrhundert, zynischerweise am Liebsten: „See the funny little Clown“, während sie langsam, selig dahinglitten. Wohin auch immer.
Kleine, leichte, schwebende Sandboote, so genannte „EMPA Vorstadtmulis“, ritten über die steil abfallenden, aufwirbelnden Wellenkämme der schroffen, unübersichtlichen Wüstenküste, deren Dünen wie die ausgenommene Kunst einer vergessenen Kultur wirkten. Durch Wind, Sturm und Sand geprägte, wellenartige Kreise. Das offene, unübersichtliche Gelände war unkontrollierbar geworden. Hinter jedem dieser versandeten Objekte, stand zu befürchten, dass sich die, schnell operierenden, professionell agierenden Umweltterroristen verbargen. Tarnten. Auf dem länger und länger werdenden Pfad der Mumien. Tausende, gar Millionen lagen, ruhten da, dort, hier. Charakteristische Symbole der heillosen, unvermeidbaren Flucht aus aller Herren Länder, ins Nichts der erbarmungslos gewordenen Geschichte.
Zahllose verzagte, sicher hoffnungslose, überlebende Flüchtlinge hausten dort, in der buchstäblichen Mitte von dem ausgemachten Nirgendwo, mit hemmungslosen Schmugglern, die reich bestückt mit allen verfügbaren Waren aus der ganzen Welt, Land auf, Land ab, ersprießliche, einträgliche Geschäfte machten.
Vegetierten in den sagenumwobenen Ruinen der verlassenen, unheimlichen Doppelhelix-Klöster, die wie hügelige, bergige, wie menschliche Ameisenhaufen angelegt, dunkle, von kraterähnlichen, ungeordneten Gräben durchzogene Kammern, beinhalteten.
Vor Jahren gruben, scharrten diese verbliebenen, mutmaßlichen Mönche, eine klaglose, undurchsichtige Bruderschaft, in den widernatürlichen, unheimlichen Höhlen, die von gigantischen, breiten, fluoreszierenden, blauen und rostroten Wänden in hallenförmiger Struktur, säulenartigen Kavernen, in denen uralter, evolutionärer Schachtelhalm und alles begrünende Mooswälder existierten, umgeben waren.
Diese wohl duftenden, verzückenden Wälder, wie ein letzter sichtbarer, wirklicher Goldschatz, wurden unter Mühen eingeschlagen. Zwischen unterirdischen Seen, reißenden Flüssen,sprudelnden Wasserfällen, wandernden Bergen und Bächen sammelten sie das leichte, dünne Holz, errichteten, regelrechte Sägewerke, um das im Holz enthaltene rosa flüssige Harz zu gewinnen. Die, wie dereinst goldgelbe Bananen gebogenen, kümmerlichen Zapfen dieser ungewöhnlichen Pflanze, waren essbar und sehr nahrhaft, wenn auch nicht schmackhaft.
Vormals lebten tausende von Menschen in den sich ziehenden, unterirdischen Gängen, sammelten den umfassenden, faulenden Müll einer untergehenden Zivilisation in speziellen, eigens dafür errichteten Lagerräumen. Die bizarr, ineinander verschlungenen Reste von ganzen Schiffen, angespülten Wrackteilen, die zerlegt, zerkleinert wurden, verarbeitet und wieder zu Rohstoffen zurückverwandelt, zu künstlerischen, gewundenen Gegenständen und zur weiteren, inneren Einrichtung der Konkaven präpariert wurden.
Zunächst bemerkte niemand die ständig wachsenden Hügel, bis diese von einem Tag auf den anderen, förmlich in aller Munde waren.

Riesige Trümmer wurden in der Nähe von Mariental–Metropolis angespült, angeschwemmt. Zahlreiche diffuse, nicht zu widerlegende Heldensagen und über Jahre gewobene Legenden begleiteten das im Volksmund getaufte Geisterschiff, in einen jeden Hafen. Treibende Unmengen an Müll, Unrat, folgten immer wieder in dem braunen, verdorbenen Kielwasser.
Das beobachteten die, mit dem destruktiven Abbau eines merkwürdigen Schiffes Beauftragten, erzählten sich die Leute, wollten sich aber nicht nehmen lassen, ihre eigene ungestillte, natürliche Neugier zu befriedigen. Die Bewohner mochten die suspekten Mönche gewiss nicht, lynchten gar einige derer, stellten sie auf moderne, elektrische, wohlig zischende Scheiterhaufen nach der grausamen, hochnotpeinlichen Folterung, trällerten die zahlreichen, gut bezahlten Folterknechte das Generationen überdauernde Lied der selbst ernannten Henkersgilde „Always Look On The Bright Side of Life“ dabei.
Irgendwann in diesen, trüben, tristen Zeiten vernahmen wir dann aber von einer außerordentlichen, unterirdischen Kirche, in der hochheilige Gottesdienste auf schaukelnden, auf dem Wasser schlingernden Booten, in mitten eines grün-bläulich, schimmernden Kristallsees, stattfanden. Einem aus Millionen von leuchtenden, funkelnden Steinen gewachsenem Kreuz, aus dem auch mehr und mehr, der geschundene Körper des
allgemein, als wiederkommender Erlöser verstandener Jesus, am Kreuz, wie modelliert, entsprang. Zweifelsohne wurde dieses gestreute, aber inhaltliche Gerücht als unverhohlenes Wunder des sonst so öden, tragischen Momentes empfunden.


Der Anfang der Odyssee der „Environmental Peace“

Aber noch etwas Unsagbares gesellte sich plötzlich dazu, ganz überraschend und ohne jedwede Vorwarnung, dümpelte das unsagbare Schicksal der lange vermissten „Environmental Peace“ vor den trüben, verwitterten Gestaden. Über dieses, dereinst der staunenden, konstatierten Öffentlichkeit vorgestellte, unvermutete, schwimmende Luxusrefugium für Reiche und Superreiche, gab es in den vergangenen Jahren zuvor, die seltsamsten Nachrichten oder gruseligsten Gerüchte. Die mit großen zelebrierten, krachledernen Paraden, des berühmten, durch alle unterspülten, des mit hohen Sandsackbarrikaden geschützten New Yorks hallenden, „St. Louis Blues March“.
Die, die sich diese extravagante Tour leisten konnten, flohen vor den drohenden, täglich zu befürchtenden Umweltkatastrophen im Jahr 2020. Von allen winkenden, jubelnden Zuschauern an der gestreckten Hafenmole damals beneidet, stach die schwimmende Stadt in See. Zweifellos erinnerte es an die Abreise der Titanic, ein Jahrhundert zuvor. Kreuzte in ovalen, elliptischen Bahnen durch das noch offene Meer. Eine diffizile Automatik nützte die, ab 2025 unberechenbaren, ständig wechselnden Strömungen aus, zweifelsohne ein bemerkenswertes Wunderwerk der modernen Erfinderkunst. Der seiner Zeit weit vorauseilenden Technik. Nur der schuldbeladene Mensch und seine altbekannten Fehler führten zu dem, was dann folgte:
Das robuste, noch intakte, Kamerasystem des nautischen Logbuchs gab uns Jahrzehnte danach, erschöpfende Auskunft über den langsamen, aber stetigen, sozialen Verfall. Zu diesem selbst inszenierten Untergang spielte das automatische, elektronische Salonorchester an Bord auf. Danach breitete sich beginnende, schleichende Tod, über das ganze Refugium, dieses runde, ungemein fortschrittliche, aber immer mehr sinkende Schiff aus.
Einst fanden sich etwa 4000 Superreiche zusammen, denen es an nichts mangelte. Die sich vehement, aber angenehm die energiefressende Langeweile nach dem völligen, endlichen Zusammenbruch der internationalen Märkte, aller Währungen, aller Staatssysteme, die Zeit vertrieben. Mit allerlei, von abartigen Animateuren, entwickelten Perversitäten unvorstellbarer Art versüßten.
Der letzte Schrei, der ersten in dem stadiongroßen Ballsaal gefeierten Festlichkeit, zu Weihnachten 2020, drei Monate nach Ablegen der „Environmental Peace“, war das lang erwartete, prickelnde Erlebnis des tausendfachen, sichtlich genossenen, lustvollen Gruppensexes, zwischen aus Genfleisch, geformten Mutanten hergestellten, gepressten Truthähnen. Auf schiefen Tischen, zwischen laufenden, halb nackten, deliziösen Kunstkaviar jonglierenden Kellnern und entblößt tanzenden Gendienern.
Diese kamen aus meiner, ehemaligen, zurückgelassenen Heimat. Meinem doch so fernen Geburtsland. Ehemalige Arbeitslose, Willenlose, die man mittels einer verordneten medizinischen Therapie ihrer eigenen, von der damaligen, rücksichtslosen Parteien-Politik als überflüssig bedachten Identität beraubte.
Wie billige, anspruchslose Sklaven, jämmerliche, von der eigenen Gesellschaft verspottete Leibeigene, zeigten sie sich willens, wie mechanisch, automatisch, wie vorgesehen, diese, jegliche oder andere niedere Dienste, beschämende, schlicht erniedrigende Arbeiten auszuführen.
Für eine schimmelige, faulige Scheibe Brot ließen sie sich seelisch vergewaltigen, dabei lächelten sie noch, bedankten sich überschwänglich. Diese besagte, grausame Schmerzen verursachende, so genannte Mitwirkungstherapie, niemand wusste, wie diese von Statten ging, ermöglichte dem riesigen Tross der „Verächter“, sich endlich wieder die schwarzen Lacklederschuhe glänzend lecken zu lassen.
Bis sie schließlich, da sie durch die Gentherapie keinerlei Hunger oder Anspruch verdienten, tot umfielen. Weggeworfen wurden, von der Gesellschaft oder dem prahlenden, an den

Menschen vollkommen desinteressierten Politvolk, die sich in eitle Grabenkämpfe miteinander, gegeneinander, untereinander verstrickten.
Der perfide, abartige Grundgedanke stammte aus einem verachtenswerten, von boshaften Zynikern konstruierten Gesetz, dass zur Jahrtausendwende, mir war nicht mehr genau erinnerlich wann, geschaffen wurde, um den Krieg im fernen Orient, am nun mittlerweile auch zerstörten Khyber-Pass, zu finanzieren.
Irgendwann begann die damalige Bundesrepublik Deutschland, weil sie fürchtete, machtpolitisch ein absolutes Vakuum, ein ständiger Herd der moralischen Unruhe zu werden, diese, eigens für diese Ziele geschaffene, untere Klasse schlicht zu verkaufen, um den maroden, Jahrzehnte herunter gewirtschafteten Staatshaushalt für das weitere Wohlergehen der politischen Streiter zu sanieren.
Über geschäftige Agenturen, die natürlich wertloses Geld dafür erhielten, als Obolus.
„Made in Germany“ gewann in diesen Tagen eine ganz neue Bedeutung.
Eine bestialische Orgie der perversen Dezennien zuvor, vorgelebten Dekadenz einer etablierten Finanzklerikerkaste und deren wahnhafte Vorstellungen der ewigen Milch der geschlachteten Kuh.
Überall herrschte auf der „Environmental Peace“ von Anfang an, eine sehr greifbare und dichte Weltuntergangsstimmung. Tanzende, durch ständige Relaxantien mechanisierte Frauen, die sich schlaff zu „In einer Pagoda“, wie unweigerlich bewegten, synchron, vollkommen, jedoch gewollt entrückt.
Gepaart mit unsäglicher und kaum kontrollierbarer Aggression, gipfelte das kollektive Entkommen schnell in einem blutigen Streit, einer eskalierenden Fehde zwischen sich bildenden Grüppchen ehemaliger Manager, verlorener Politikergenerationen, deren sämtlich mitreisendem Hofstaat.

Anfang 2026 berichtete, zunächst nicht glaubhaft, weil das Vorgetragene nicht vorstellbar, schlicht unfassbar war, eine junge Frau aus Irland darüber.
Sie, die dralle Rotblonde mit aufregender, praller Figur ausgestattete Mätresse, eines von der realitätsfremden Justiz, wie viele andere, die auf dem Schiff ihre Heimat gefunden hatten, gesuchten Boniclubreisenden. Als er ihrer überdrüssig geworden war, wurde die Irin einfach von mehreren, starken Männern in einer Nacht, anweisungsgemäß, von Bord geworfen.
Die weitere, vorab sehr undurchsichtige Errettung, dieser ewig plappernden, auf den Monitoren ständig erscheinenden Empörten, verschlug selbst eingefleischten Befürwortern, solcher losen, sexuellen Verhältnisse den sarkastisch ausgelächelten Atem.
Auf einer zauberhaft bewachsenen, immergrünen Vulkaninsel im ehemaligen Südpazifik gesichtet, auf die sie sich mit letzten, kraftlosen Schwimmzügen, nach tagelangem Treiben, im wogenden Meer retten konnte, nahm sie die „Jennifer“, ein kleines Forschungsschiff, an Bord.
Da tauchten unverzüglich die ersten, wenn auch noch geraunten Gerüchte auf, die durchaus gerechtfertigte Rede vom empörendem Kadavertourismus. Das nachmittägliche, voyeuristische, durchaus schnell langweilende Beobachten, nahe der verlassenen, entvölkerten Häfen von der, in leichtes, verziertes Kristall gefassten, Aussichtslounge aus. Der zum Schluss den qualvollen Tod von Tausenden in den brennenden, von bürgerkriegsähnlichen Zuständen geschüttelten Regionen, zum absoluten Amüsement der Reichen verkommen ließ. Ein besonderes Vergnügen stellte in den ersten Monaten der Reise das Tsunamiwellenreiten mit dem ganzen Schiff dar. Zu meinem schieren Entsetzen spielte, das 1962, von der Band die Beach Boys gesungene „Surfin' Safari“ auf, während das Schiff in den tosenden Fluten zu sinken drohte.
Die totale, entsetzliche Perspektive vom bequemen Schiff aus, erlaubte die automatische Verwendung digitaler Prismengläser zur Vergrößerung der sich offenbarenden Katastrophe. Das grausige Absaufen ganzer Städten, ganzer, alter Kulturen unter dem, in festliche Garderobe gewandeten, johlenden, wettenden Publikum, zu zelebrieren. Dazu grölten die Passagiere ein Lied des altertümlichen Electric Light Orchestras „Livin' Thing“, freuten sich, schlossen schnell noch ein paar Wetten ab, auf den martialischen Tod, auf das voyeuristisch genossene Leid, applaudierten wie in einem gut besuchten Theater nach einer gelungenen Premiere.
Ein paar Familien versuchten mit einer selbst gebauten Montgolfière zu fliehen, aus dem, innerhalb der gewollten Isolation, entstehendem Wahnsinn, zu entkommen. Es geschah, während einer der vielen, hemmungslosen Partys dieser Tage auf einem künstlichen, im Bug des Schiffes erzeugten, steilen, jedoch eisigen Gletscher, der ziel- und planlos geisternde Fahrgäste magisch anzog. Diese glitten mit elektrischen Surfbrettern und Snowboards über die weißen, prächtigen Gletscher.
An jenem Abend, in der feucht-fröhlichen, folgenden Nacht, entwichen andere, nahmen einige, wenn auch wenige Rationen aus dem riesigen Kühlhaus im Bug des Schiffes mit. Gemeinschaftliche Kanister Wasser aus der Klarwasseranlage im inneren, menschenleeren Ring, einen reich gefüllten Picknickkorb aus der Austernzucht, über der das tägliche Oldtimerrennen mit dem nachgebauten „Blitzen Benz“, in der äußeren Röhre, stattfand. Dort donnerte, toste, röhrte der Raketenantrieb. Der Saal tobte zu der elektrischen Version von Coon Sander's Nighthawks „What A Girl, What A Night“ aus 1928, vorgetragen von einem musikalisch begabten Geneunuchen. Einem, in einer lauen, tropischen Nacht entmannten, qualvoll kastrierten Oberkellner aus der ersten Klasse.
Die geflohenen Familien verschollen, wohin auch immer, wurden nie wieder gesehen.
Zwei Jahre musste die schöne Irin Rachel, ein karges Leben, fernab der gewohnten, lieb gewonnenen Luxusartikel führen. Ernährte sich von ein paar monströsen Kokosnüssen, riesigen, schuppigen Fischen, die sie angeblich selbst fing; mit einer eigens konstruierten Angelrute, sang es mit glockenheller Stimme E. L. O.´s - „Telefone line” der spritzenden Brandung entgegen.
Das glaubte ihr nun niemand, bis sie ihr zweifelloses Geschick vor laufenden Kameras, einem klatschenden, tobenden Publikum bewies.
Dem sprachlosen, sichtlich nervösen Reporter erzählte diese doch patente Frau, die vom Volk schnell, Madame Rompadour getauft worden war, dann folgende erschütternde Historie: Zahllose Anwerber für die „Environmental Peace“ wären überall auf der Welt unterwegs gewesen. Diese hätten in der Zeit, ab der ersten kleinen Wirtschaftskrise 2009, unvorstellbare Mengen, Tonnen von Gold und Platin eingesackt. Funkelnden Diamanten. Sie streuten gar geschickt das sich nahtlos anschließende Gerücht, dass der gesammelte, aufgetürmte Schatz, der in New York vergraben wurde, in einem störsicherem Bunker aus dem vorherigem Jahrhundert lagerte. Unerreichbar weit und tief unter der Erde ruhte. Dort, wie der im Nebulösen liegende Schatz der Nibelungen und der Tempelritter auf bessere Zeiten wartete. Viele der zahllosen, durchaus gierigen Mitreisenden waren nur deshalb mit gekommen, nur deswegen an Bord, dieses Rätsel des mysteriösen Verwahrstätte zu entschlüsseln. Am Anfang schien es wie ein durchaus interessantes Gesellschaftsspiel. Zumindest wurde die Zeit, die so sehr zäh fließende Zeit, totgeschlagen.
Von der dynamischen Meerwasserentsalzungsanlage, über die Müllerneuerungsschleuse, bis hin in die Säulenbaldachinbetten wurde geforscht, sogar Algenkamine durchsucht, unzählige Vogeleiernester, die für die schmackhaften Frühstückomeletts der exquisiten Gesellschaft, angelegt worden waren, nach jeglichem Hinweis gründlich durchforstet. Völlige geistige Verwahrlosung durch gewohnten, lieb gewonnen Überdruss, gefolgt von wochenlangen Duellen auf Leben und Tod zwischen Milliardären und Politikern, die eigens dafür ein geschäftiges Wettbüro errichteten. Der Einsatz schien das Leben zu sein. Ein eingerichteter Sklavenmarkt in der unübersehbaren, ehemaligen Lobby verlieh dem außergewöhnlichen Treiben noch eine besondere Note; dort versteigerten die Reichen die Armen nach Gewicht, nach den pekuniären Gesichtspunkten.
Zunächst schien es nur wie ein Witz. Die ersten gemurmelten Gerüchte, dass das Fleisch ausging, die Getränke, geliebter französischer Rotwein, der jeden Abend in Strömen floss, dann kam die erste schier unglaubliche Funktion des Luxusliners zum Tragen. Das Schiff verfügte über eine Art militärischer Raubtierfunktion, um Schiffe in Piraterie aufzubringen. Dutzende anderer Schiff wurden bis zur letzten Schraube verwertet, Waren in nicht vorstellbarer Menge gestohlen. Matrosen der gekaperten Schiffe, in einem abseits gelegenen Raum, tief im Bauch der „Environmental Peace“ regelrecht geschlachtet, wie ehemals gemeines Schwein oder Rind. Damit die unwissende Mannschaft saftiges Fleisch zum Essen bekam. Sonst hungerten die Seeleute. Ein ehemaliger Konditor ging dem blutigen Handwerk nach, pfiff verdächtigerweise den seltsam anmutenden Walzer „Wiener Blut“ von Johann Strauss, bis er sich eines Tages, in seiner kargen Kajüte, in einem Akt der äußersten Verzweiflung selbst entleibte.
In den großen, autarken Appartements von 200 Quadratmetern im obersten Ring, den sonst kleinen, stilvoll eingerichteten Wohnungen mit 40-60 qm, in denen bis zu sechs Leute lebten, ging die quälende Angst um, mit hübsch garnierten Menschenfleischpasteten zum Nachmittagstee, untermalt von der virtuosen „Tritsch Tratsch Polka“ , geweckt worden zu sein. Als zusätzlich noch eine kräftezehrende Magen-Darm-Seuche ausbrach, folgte darauf hin gleich, die nicht mehr enden wollende Panik, dass einige, lang vermisste Matrosen einfach rahgezogen, dann ausgeblutet wurden. Verzehrt , zunächst noch mit gewisser Scheu, dann aber mit wachsendem Genuss.
In der folgenden Nacht, so berichtete die weinende, sich schüttelnde Frau dem nunmehr krächzenden, fassungslosen Reporter, entließ jemand sämtliche Kängurus aus der bordeigenen Zucht. Unbekannte erbrachen die Siegel der geheimen Genreifungskammern. Um die gleiche Stunde wurde die schöne Irin von Bord geworfen.
Der Digitalfilm, in den immer laufenden Kameras, einem perfiden, aber sehr aufschlussreichen, ausgeklügelten Überwachungs- und Sicherungssystem zeigte dann die grausamen, psychopathischen Verläufe der folgenden Jahre, die einigen Passagieren sogar noch, wie ein ausgesprochener Fluch, blieben.
Ein debiler, schwerfälliger Gärtner, der sonst nur die klimatisierenden Gewächse des Indoor-Golfplatzes pflegte, sah sich der diffizilen, fast nicht praktikablen Aufgabe gegenüber, der Schaffung eines nutzbaren Getreide-und Ackerlandes ausgesetzt. Pflanzte alles, was das Schiff in gemeiner Piraterie aufbringen konnte, an. Monate später erwuchs ein riesiges, gar verstörendes Feld leuchtender, roter Tulpen, ein paar klägliche Maisstauden, die von dem verbliebenen Publikum einen jeden Tag bestaunt wurden. Rote, verschrumpelte Zwiebeln an Loch 16. An dem ehemaligen, kleinen See vor Loch 3, einem, zu einem stinkenden Tümpel, von quakenden, genetisch entarteten, nicht mehr hüpfenden, schnell wachsenden Riesenfröschen und gierigen, braunen Ratten verkommenen Platz, tummelten sich Bienen. Diese Gattung versprach extra süßen Honig, rostrote Tomaten sprossen aus der Erde. Brauner Salat und blaue Designer-Gurken. Natürliche Pfefferstauden, die mit zunehmendem Vorzug genossen wurden, erwiesen sich als das einzige, noch vorhandene Gewürz, im Jahr 2029.
Mittlerweile suchte die gesamte Welt nach dem Schiff. Die ohnmächtige, eigenmächtige, selbstgerechte, durch und durch von Korruption zerfressene Justiz verlangte vorgebliche Antworten. Schattengefechte zwischen sonst, dem gemeinen, herabgesetzten Volk gegenüber, so gnadenlosen Juristen. Die „Environmental Peace“ jedoch, schien wie verschwunden, wie getilgt von dieser Erde. Durch die furchtbaren Sünden, die auf ihr verübt wurden. Mancher an einer staubigen Straßenecke fabulierte einfach, dieses Schiff sei versunken.
Die übrigen Passagiere richteten sich ein, wie auf der Arche Noah. Versteckten sich nahe des antarktischen Königin-Maude-Land. Eis wurde tatkräftig geschmolzen, wenige Tiere gejagt, tagelang ging das blutige, wollüstige Schlachten der wenigen Kaiser-Pinguine, einiger unbeweglicher, zurückgebliebener Weddellrobben vor sich. Die um die Ringe des Luxusliners kreiselnde Bahn, rollte, ratterte als Hilfsmittel menschlicher, grausamer Maschinerie im Minutentakt.
Aber es war nur eine trügerische Atempause, für einige und für kurze, knapp bemessene Zeit.
Die glitzernde, so illustre Lustmeile verkam zum billigen, elendig wirkenden Straßenstrich. Ehemalige, abgelegte Mätressen, vormals verlogene Polithuren, gediegene Frauen, der einst so begehrten Manager und unfähigen Politiker, die sich um jeden, der vereinzelten Freier schlugen, weil sie kein Essen mehr an Bord bezahlen konnten. Geführt von einem vormaligen Banker, zu einem billigen Zuhälter verkommen, dem schieren Wahnsinn nahe, weil Wasser knapp wurde, röchelten diese auf der zerstörten Flaniermeile.
Eine Gruppe der, in ungewohnter, theatralischer Rolle auftretenden Frauen, hauchte, hechelte, kreischte noch ein letztes lockendes Lied der Supremes „Where did our love go?“, beobachtet von ihren ehemaligen angetrauten, halb verhungerten Mäzenen, erstachen, erschlugen sich die hysterischen Frauen gegenseitig, sanken zu Boden, blickten in die stumpfen, verzagten Gesichter ihrer verarmten, verlumpten Gönner, verbluteten langsam und qualvoll auf dem einst so sündigen Edelholzparkett.
Die verwegene Idee des sexuellen, indianischen Materpfahls, brachte zunächst Leben und schließlich den barbarischen, unzivilisierten Tod in die Flaniergasse des Schiffes. Frank Sinatra´s- „Love is the tender trap“ erscholl aus den Außenbordlautsprechern, dröhnte über die schwindende See.

Genagelte, jedoch anhängige, schlaffe Brüste und daneben schwebende, durch lange, metallene Stangen gehaltene Penisse, mit stählernen Schrauben erigiert, ließen das „Killing me softly“ leise summende Publikum, sich noch einmal an dem gesellschaftlichen Status, den sie einst genossen, weiden. In der angrenzenden Bar stand ein opulentes Musikgerät, die vier Meter hohen, vibrierenden Saiten waren in die verzierte, matt glänzende, mit steinernen Entharsien gekleideten Decke eingespannt worden.
Hunderte von Metern, tausende von Saiten aus Goldfaden, die die singende Wellenorgel zum ausgereiften Plan des gegenseitigen Abschlachtens der wenigen Überlebenden, selbstständig begleitete. Am Ende des Ganges entstand das heiß begehrte Kannibalismusrestaurant, in dem der letzte Gourmettempelbesitzer kochte. Wie ein knuspriges Spanferkel drapiert, mit roten Pfefferschoten und grünen Palmblättern aus der Lobby, garte ein ehemaliger Industriemanager über der, hoch züngelnden, blauen Flamme. Wieder aßen, gierten die ausgehungerten, taumelnden Passagiere nach ihren nur noch wenigen Mitreisenden. Schwach und resigniert kämpfte ein Jeder gegen einen Jeden. Die klägliche, nicht mehr homogene Gruppe, die verblieb, verzehrten die vergärenden, faulenden Leichname der anderen, im Kampfe Unterlegenen. Verzehrte treue Freunde, einst geliebte Verwandte, die ehemalige Mätresse, ein oder zwei überflüssige Stewards. Jegliches, anständiges Tabu schien nur eine anerzogene, dümmliche Geste einer längst untergegangenen, ausgehöhlten Zivilisation zu sein.
Das furchtbare, schmerzhafte Ableben wurde begrüßt, wie der erlösende Heilsbringer. Ausgedörrte Gestalten, wandelnde Knochengerippe aller erzwungener Schönheit, aller menschlicher Züge, beraubt, töteten, richteten sich gegenseitig. Die menschliche Dynamik der Perversion ließ keine Fragen mehr offen.
Wochenlang fiel kein Regen. In wenigen Behältern kochten auf Algenpflanzenfeuern die Schiffbrüchigen ab 2040, das sehr salzige, Wahnsinn bringende Seewasser ab. Das jemalige, tosende, schäumende, weiß spritzende Meer, auf dem sie vormals schipperten, der nächsten, unbekannten Tragik entgegen, wurde zusehends kleiner. Schrumpfte, verkam zu einer stinkenden, ungenießbaren Brühe.
Bizarre, konvexe Steinzungen entstanden, hügelige, wie verbrannt wirkende Landschaften, über die die grauen, tristen Wolken schwebten. Verdampften. Ein kleiner Schluck Wasser definierte sich Weihnachten 2041 als persönlicher, ungeahnter Reichtum. Wie auch der erwählte Mosquat-bin-Ali viele Jahre später schrieb. Einer der Passagiere, leider ein Unbekannter, der kurz vor seinem Tod, an der zeitgemäßen, längst überfälligen Fortschreibung der Bibel arbeitete. Es war in erschreckender Weise das Gleiche, das schlicht Unbegreifliche, was Mosquat schrieb, daraus ergab sich die Schuld der Päpste, gefolgt von den Gewissenlosen, damit umschrieb er die Machtgier der Politiker. Beide jedoch verstanden das Licht Gottes, woher sie eigentlich kamen, wohin sie gingen. Sie akzeptierten, dass die Bibel eine moderne Ergänzung benötigte. Nur mit der Bibel, dem Koran, all den anderen heiligen Schriften als Anleitung, war es möglich, überhaupt weiter zu existieren. So schien es, in diesen verworrenen Tagen und lange danach.

Das gut gedeihende Gewächshaus verkam, in dem die letzten, möglichen Lebensmittel angebaut wurden, nichts gedieh mehr, der verbrauchte Boden, überzogen mit einer verkrusteten Schicht von weißem Salz, verödete. Verrostete rot.
Der ehemalige, amerikanische Präsident Samuels von der 9/11-Justice Party, der russische Präsident Beskow, ein ehemaliger Funktionär, wurden zu Alkoholikern. Tagelange, exzessive Saufgelage mit dem dahinsiechenden, spindeldürren Amerikaner, der ausgiebige Genuss giftiger Quallenweine, ausgequetschte Grünalgen, als das letzte, das sie in ihrem irdischen Leben zu sich nahmen. Ihre Freundinnen zu unkenntlichen Skeletten abgemagert, dämmerten dahin. Starben, blieben liegen, verfaulten, während die beiden, die nutzlosen Atomsprengkopfkoffer jede Stunde, Minute, Sekunde zündeten. Wie das einstige russische Roulette, entstellte Fratzen, vom zunehmenden Wahn getrieben, mit bunt verzerrten Mäuler, weit aufgerissen, im Augenblick des Todes zu einer Maske des Bösen, der modernen Politik, verkommen. Just in dem Moment, wo kläglich Verhungerte, mit letzter Kraft versuchten abgegriffene, salzige US-Dollars zu essen, garniert mit dem letzten Tropfen schimmeligem Ketchup. Lutschten diese das letzte bisschen Fleisch aus den mutierten Schmarotzern in den Sieben der versiegenden Frischwasserversorgung.
Utopikus, ein verrückter, mehr und mehr entrückter Milliardär errichtete seine blutige 30 Tage währende Diktatur, jagte alle ehemaligen Geschäftspartner, verfütterte diese, lebendig an die mutierten, völlig ausgezehrten Kängurus des bordeigenen Zoos.
Absurd genug, es kam unversehens zum Putsch der verkrüppelten, fleischfressenden, zähnefletschenden Kängurus, als das riesige Aquarium versiegte war, unter seinem eigenen Gewicht zerbarst. Zerplatzte.


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Ja, es könnte ein Krieg mit neuen, bislang unbekannten Waffen werden
10 Stimmen (40%)
Nein, ein konventioneller Krieg
2 Stimmen (8%)
Ja, es wird ein biologischer und chemischer Krieg
5 Stimmen (20%)
Nein, ein Krieg mit bekannten Waffen
2 Stimmen (8%)
Nein, die Mächtigen schüren soziale Unruhen und Hunger
4 Stimmen (16%)
Nein, es wird nach einer weiteren Umwälzung Frieden kommen
2 Stimmen (8%)

Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 10:53
Bei dem langen Text kann ich leider erst am Montag antworten!


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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 10:55
tl;dr


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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 12:35
WERBUNG!


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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 12:45
x Wer liest sich alles durch? xD


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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 12:48
@umi

Ich habs nicht gelesen :D
hab mich für [x]Ja, es könnte ein Krieg mit neuen, bislang unbekannten Waffen werden entschieden ^^


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Was glaubt Ihr, ist der nächste globale Krieg ein Gen-Krieg?

27.08.2011 um 12:52
@MvantenHaarlen
Hab alles gelesen, glaube nicht dran ;)


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