Wer von euch hat schon einmal einen Toten angesehen.
31.05.2024 um 13:06
Hier fehlt noch die Option aus "beruflichen Gründen". Ja, habe einige Tote und Leichen gesehen, in meiner Zeit als Zivildienstleistender in einem Krankenhaus. Ich war jemand der Patienten in die Notaufnahme transportieren musste, wie auch von und auf Station, zu OPs und Untersuchungen bringen musste. Einige von ihnen zu Fuß in einem relativ guten Zustand, wieder andere in einem kritischen Zustand (schwere Unfälle, schwere Krankheiten, hohes Alter, Gebrechlichkeit, starke körperliche Einschränkungen). Diese "Transporte" haben die Schwestern und Pfleger sehr entlastet, da in größeren Krankenhäusern viele solcher Wege gemacht werden mussten. Hier und da habe ich auch Patienten betreut, musste bei der Reinigung von OPs und der Notaufnahme helfen, hatte Schichtdienst und musste auch hin und wieder im Not-OP aushelfen.
Da kam es öfter vor, das Patienten verstorben sind, weil ihr Zustand zu kritisch war, oder sie einfach sehr alt waren. Auch musste ich eben Verstorbene in die Pathologie transportieren und das kam fast täglich vor. Musste auch helfen, die Leichen zu bewegen, sie zuzudecken und in den "Schrank" zu schieben. Ich muss zugeben, dieser Dienst hatte mir sogar gefallen, da gab es dann keinen Zeitdruck und ich hatte relativ schnell meine Berührungsangst zu Toten verloren. Jedoch hatten wir die Verstorbenen stets mit Respekt behandelt, uns auch symbolisch von ihnen verabschiedet. Meist waren es alte Menschen, oder Menschen, die sehr krank waren. Es gab aber auch mal jüngere, da war das Gefühl anders, da hatte man sich dann so seine Gedanken gemacht, besonders wenn diese eine plötzliche und schwere Krankheit erlitten haben, oder einen tödlichen Unfall erlitten haben. Das Leben kann so schnell vorbei sein. Was auch nachdenklich gemacht hatte, war, wenn man einen Patienten, der verstorben war, vorher kannte, mit ihnen gesprochen hatte, sie lebendig erlebt hatte. Gab sogar einen Patienten, mit dem ich vorher öfter mal herumgeblödelt und gescherzt hatte, der sehr humorvoll und lebendig war, ihn dann tot vor mir zu sehen, nach ein paar Wochen später, das hatte auch ein mulmiges Gefühl ausgelöst.
Sonst habe ich meine Oma beim Sterben begleitet, war bei ihr, als sie eingeschlafen ist. Das ging einem natürlich viel näher. Es ist also immer so, wenn man zu jemanden einen Bezug hatte (Familie, Freunde, bessere Bekannte und Verwandte), fühlt sich das viel intensiver an, man fühlt Trauer und es begleitet einen längere Zeit im Leben diesen Verlust erlebt zu haben. Wenn man jedoch unbekannte in einem beruflichen Rahmen, oder während des Zivildienstes sterben sehen hat, ihre Leichen gesehen hat und diese transportieren musste, dann lernt man relativ schnell damit umzugehen (jedenfalls jene, die es können und dafür beschaffen sind). Durch meine Zivi-Zeit hatte ich auch eine gewisse Zeit mit dem Gedanken gespielt, eine Ausbildung im Bestattungsbereich zu machen, oder in der Pathologie eines Krankenhauses zu arbeiten. (war jedoch mehr für den IT- und Medienbereich interessiert)
tl;dr Ja habe viele Tote in meinem Leben gesehen, auch berührt, sie transportiert und mich auch von Menschen aus meiner Familie verabschiedet (beide Omas und Opas, habe also keine Großeltern mehr). Habe ca. einen dreistelligen "Betrag" an Verstorbenen in meinem Leben gesehen (auch wenn das etwas kalt klingen mag, aber irgendwann hat man da aufgehört zu zählen).
Btw. ich bin übrigens dafür die Wehrpflicht und auch den Zivildienst als Alternative zu diesem wieder einzuführen, für Krankenhäuser und im Pflegebereich war das eine wirkliche Entlastung und Unterstützung für das Personal, zudem war es eine lehrreiche Zeit und für viele hatte es auch berufliche Perspektiven geschaffen. Zudem musste man da auch mal aus seiner Komfortzone heraus, etwas, das sehr prägend im Leben sein kann, was viele Jugendliche ohne diesen Dienst nie erfahren werden.