Was findet ihr schlimmer? Sozialbetrug oder Steuerhinterziehung?
28.01.2025 um 23:27
Wir haben ja übrigens immer noch eine Vermögenssteuer. Die ist halt nur ausgesetzt.
Die wurde damals von Helmut Kohl ausgesetzt, weil es damals ein Problem mit der bürokratischen Berechnung der Vermögenssteuer gab und dieses Problem musste juristisch gelöst werden. Dieses Problem ist aber schon längst juristisch gelöst. Trotzdem ist die Vermögenssteuer weiter ausgesetzt.
Hätte man die Vermögenssteuer so weiter laufen gelassen, wie sie damals gewesen ist, hätte das für den deutschen Staat Mehreinnahmen von fast 500 Milliarden Euro bedeutet, die uns jetzt verloren gegangen sind und die jetzt auf den Konten von Superreichen liegen. Man stelle sich mal vor, was man mit diesen 500 Milliarden, die jetzt auf den Konten von Superreichen liegen, hätte alles modernisieren und sanieren können.
Das Problem ist ja auch, das einige Bürgis denken, sie wären mit 3.500€ Netto im Monat reich. Die haben einfach kein Klassenbewusstsein.
Mit 3.500€ Netto im Monat sind diese Leute aber immer noch arm und für reiche Menschen potentielle nützliche Idioten, weil sie zum Beispiel neoliberale Parteien wie FDP, CDU und AfD wähen.
Diese Leute, mit 3.500€ Netto im Monat, sind aber nicht mit der Vermögenssteuer gemeint. Niemand will denen das Einfamilienhaus von ihrer Oma wegnehmen.
Das Problem bei solchen Leuten ist ja, dass sie sich immer nur mit ihrem Nahbereich identifizieren.
Das heißt, derjenige, der 3.500€ Netto im Monat hat, identifiziert sich eher mit Leuten, die so ein paar 1.000 Euro Plus Minus haben.
Aber jemand, der jetzt monatlich 1 Millionen verdient, mit dem setzt er sich gar nicht mehr in Relation. Also da gibt es dann auch keine Gefühle mehr, im Sinne von: Das ist ungerecht oder gerecht oder sonst irgendwas. Sondern, dass ist so weit weg, dass das außerhalb des Nahbereich liegt und dann gibt es da auch kein Empfinden mehr für Ungerechtigkeit.
Menschen können sich also immer nur zu ihren eigenen sozialen Nahbereich relaten.
Das heißt, wenn man jetzt so 2.000 Netto verdient, dann related man eher zum Bürgergeldempfänger und sagt dann sowas wie: „Ey warte mal, der bekommt im pro Monat 1.300 Euro. Wieso gehe ich überhaupt arbeiten, wenn der den ganzen Tag zu Hause auf seinem Arsch sitzt und Playstation spielen kann?"
Gleichzeitig related er aber auch mit dem Nachbarn, der irgendwie 3.000 € netto verdient und deswegen ein dickeres Auto hat und dann denkt der vielleicht sowas wie: „Dieser verdammte Dreckskerl denkt wohl, der wäre etwas besseres!"
Aber der Chef des Unternehmens, der in einer schicken Vorstadtvilla lebt und mehrere Sportwagen hat, mit dem kann er sich nicht mehr relaten, weil der für ihn zu weit weg ist. Da sieht er sich sozusagen nicht mehr in Relation.
Der Chef lebt sozusagen in einer komplett anderen Welt.
Und dann gibt es eben auch noch das Phänomen, dass Leute die Identität, die sie gerne selber hätten, nämlich auch reich zu sein, über den eigenen Chef ausleben und anderen erzählen, was der eigene Chef alles so tolles hat und wie viel der eigentlich verdient.
Da gibt es also nicht mehr diese Relation, in die man sich versetzt.
Es gibt auch nicht die Frage: „Warte mal, wieso hat der eigentlich so viel Reichtum, während der Chef auch nur 40 Stunden - wenn überhaupt - im Büro sitzt.
Das ist dann also nicht mehr im eigentlichen sozialen Nahfeld. Es gibt einfach keine Verbindung mehr dazu, was es der herrschenden Klasse sehr leicht macht den Klassenkampf von oben zu führen, weil die Leute, die unten mit ihren paar Kröten leben, sich schön gegenseitig die Köpfe einhauen.
Das ist ein bisschen abstraktes Denken, mit dem sich die viele Bürgis schwer tun, das zu verstehen.
Wir können aber noch eine Stufe weitergeben.
Der Chef, mit seiner Vorstadtvilla und seinem Sportwagen, ist hier nicht das Problem, denn der verdient vielleicht nur 6 Millionen im Jahr.
Das eigentliche Problem ist, wenn wir jetzt z.b Hapag-Lloyd nehmen, zum Beispiel der Milliardär Kühne, der Aktien von Hapag-Lloyd hält, denn der verdient mit diesen Aktien wahnsinnige 3.400 Millionen, im gleichen Jahr, einfach nur, weil er diese Aktien hält.
Der sitzt einfach nur auf seine Arsch und hat diese Aktien. DAS ist das richtig große Problem, weswegen unsere Gesellschaft immer mehr auseinander fällt. Solche Leute wie Milliardär Kühne.
Der Bürgi denkt so: „Was, der CEO verdient 150 Millionen? Das kann ja wohl nicht wahr sein! Der verdient so viel Geld."
Aber die 150 Millionen sind einfach nur Peanuts gegen das, was Milliardär Kühne mit seinen Aktien verdient.
Allein schon dass man bei Milliardären von "verdient" spricht, ist bescheuert. Dieses Geld wurde ja nicht verdient, das würde geklaut. Das ist sozusagen geraubtes Geld.
Wenn man 3.400 Millionen mit Aktien "verdient", dann hat man die nicht verdient, sondern das Geld ist von Arbeitern erwirtschaftet worden, die dieses Geld jetzt nicht mehr haben, denn es gilt die alte Regel: Das Sparguthaben des Einen, sind die Schulden des Anderen. Das ist ein harter kausaler Zusammenhang im Kapitalismus.
Das heißt, wenn Einer spart, muss ein Anderer Schulden machen. Der Gewinn des Einen, ist der Verlust des Anderen.
Die riesigen Geldmengen, die Milliardäre angehäuft haben und immer weiter anhäufen, müssen ja irgendwo herkommen. Das regnet ja nicht einfach so vom Himmel. Irgendwer muss hier wohl eingebüßt haben.
Und wer hat hier eingebüßt?
Richtig. Der einfache Mann, der Arbeiter.