@Desperadoo Bis zu Memoiren ist lange Zeit, aber es ist inzwischen idT eine Frage mit auch außenpolitischen Spannungen, die mittlerweile weit über die Lieferungs-Frage hinausgehen. Wenn mir jemand gesagt hätte, Frankreich und Polen stehen im Diskurs näher zusammen (angesichts der unterschiedlichen außenpolitischen Traditionen) als Frankreich und Deutschland, ich hätte es nicht geglaubt. Und nicht nur die faz, auch der Spiegel fragt mittlerweile, Olaf wollte Merkel kopieren, imitiert er jetzt Gerhard Schröder?
Ich hab mir mal das mit den Umfragen und den Talkshows etwas näher angeschaut. Also bei Umfragen, da ist noch nichts wirklich Signifikantes festzustellen, also bezogen auf SPD und Scholz, die Phase ist aber auch noch nicht heiß.
Im Grunde ist doch auch das ganze Reden da abstrus.
Zum einen wird gesagt, der Taurus sei kein Gamechanger (etwa von Klingbeil, Kühnert). Taurus könnte der Ukraine eine den Kriegsverlauf beeinflussenden positiven Vorteil bieten, ja, Taurus können sehr effektiv sein, aber mit dem angeblichen Glauben an kriegsentscheidend kommen die an, welche die Lieferung ablehnen?
Und dann wird der Taurus zu der Waffe hochstilisiert, die Deutschland zur Kriegspartei macht, ja klar haben die Leute davor Angst, und das reflektiert sich dann eben in den Umfragen, wenn nach "Taurus" gefragt wird.
Auf die "Friedenskanzler"-Frage angesprochen, antwortet Kühnert bei Illner, bei Min 50:00
https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/deutschland-ausspioniert-vertrauen-verspielt-maybrit-illner-vom-7-maerz-2024-100.htmlParteitaktische Überlegungen dabei seien ein infamer Vorwurf. Aber, ähem, wie anders soll man das denn deuten, wenn ein Ralf Stegner sagt, mit einem anderen Kanzler sei D womöglich längst Kriegspartei?
Und kommen die Stimmen aktuell nicht sogar schon aus der SPD?
Abgeordnete der auf 15 Prozent abgesackten SPD frohlocken offen über strategische Vorteile. „Olaf Scholz stellt die Zeitenwende in die Tradition der Friedenspartei SPD“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Axel Schäfer dem Tagesspiegel. „Wir werden den Bürgern sagen: Wir sind die Friedenspartei SPD, wir haben einen Friedenskanzler.“
Quelle:
https://www.merkur.de/politik/taurus-nein-olaf-scholz-friedenskanzler-spd-kommentar-meinung-frieden-ukraine-krieg-92866292.htmlUnd
„Dass die CDU/CSU nun nervös-aggressiv auf die Worte des Kanzlers reagiert, zeigt: Sie haben Angst, mit ihrer Wahlkampagne zu scheitern. Die Leute wollen den besonnenen Kanzler Olaf Scholz, nicht Herrn Merz, der bei der Frage von Krieg und Frieden laviert.“ Mancher Politiker der Union, aber auch bei FDP und Grünen, rede „wie im Fieberwahn über immer mehr und weitere Waffen“, sagte Stegner.
Quelle:
https://www.oldenburger-onlinezeitung.de/nachrichten/spd-abgeordneter-lobt-scholz-als-friedenskanzler-123431.htmlJoerg Lau hatte das schon letztes Jahr gewissermaßen vorausgesehen und auch kritisch hinterfragt, was bedeutet das eigentlich, dieses Buzzword Besonnenheit?
Und ist es wirklich besonnen, die Lieferung von Mardern, Leoparden oder Taurus-Marschflugkörpern monatelang zu verzögern? In einem dynamischen Kriegsgeschehen kommt es auch maßgeblich auf Tempo an.
Die Selbstcharakterisierung als besonnen ist ein Schlüssel zu den außenpolitischen Kommunikationsproblemen dieser Bundesregierung. Denn wenn die lange Dauer der deutschen Entscheidungen auf den Weitblick des Kanzlers zurückzuführen ist, dann folgt daraus im Umkehrschluss, dass Partner, die zügiger entscheiden (Panzer, Flugzeuge oder Marschflugkörper zu schicken), es offenbar an Gründlichkeit, innerer Unabhängigkeit und Verantwortlichkeit mangeln lassen.
Quelle:
https://internationalepolitik.de/de/besonnen-bleibenThomas Jäger legt da noch eine Schippe drauf.
Letztere kritisierte der Politologe Thomas Jäger gegenüber der „Kölnischen Rundschau“. Seiner Auffassung nach habe sich der Kanzler „in eine Ecke manövriert, aus der er nicht mehr ohne Gesichtsverlust herauskommt“, sagte Jäger. Scholz fördere mit seinem Hinweis auf eine vermeintliche drohende Kriegsbeteiligung genau die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger, auf die er erklärtermaßen antworten wolle: „Wenn Scholz sagt, wir müssen achtgeben, nicht in diesen Krieg hineingezogen zu werden, dann macht er genau das, was Putin möchte, nämlich hier die Angst schüren, da könnte uns wirklich was passieren.“
Quelle:
https://www.rnd.de/politik/olaf-scholz-armin-laschet-und-politologe-kritisieren-ukraine-politik-des-kanzlers-2XO7EXXJ4NNGRFJNVDBBPYTFD4.htmlIm Grunde ist es doch so, das hatte ich hier auch schon auf Seite 1 gesagt:
Scholz habe die Situation und Entwicklung einfach falsch eingeschätzt. „Als Briten und Franzosen ganz ähnliche Marschflugkörper lieferten, hätte Deutschland einfach 20 Stück aus seinen Beständen beilegen können, und keiner hätte darüber geredet. Diese Chance hat Scholz verstreichen lassen“, sagte Jäger.
Quelle:
https://www.rnd.de/politik/olaf-scholz-armin-laschet-und-politologe-kritisieren-ukraine-politik-des-kanzlers-2XO7EXXJ4NNGRFJNVDBBPYTFD4.htmlOk, so ganz einfach ist es nicht, da gehört ja auch Vorbereitung und Ausbildung dazu, aber das hätte man im Paket koordinieren können und insofern schon: Chance vertan.
Habeck sagte heute, auf die Abstimmung am Donnerstag angesprochen, bis dahin sind es ja noch ein paar Tage, na ob sich da noch was tut? On verra
:)