@Kephalopyr Ich habe es nicht so verstanden, als wenn dir hier irgendjemand deine Angst per se absprechen wollen würde. Vielmehr versucht man eher, dir die Angst etwas zu nehmen bzw. darauf hinzuweisen, dass es auch andere Blickwinkel gibt und darüber hinaus gab es doch bereits Tipps, wie man sich besser schützen kann. Ich stimme hier übrigens voll und ganz
@Tussinelda zu, die bezüglich Selbstverteidigungskurs schrieb:
Tussinelda schrieb:und das ist wichtig, es macht einen massiven Unterschied, sich nicht hilflos und ausgeliefert zu fühlen, weil man weiß, wie man mit bedrohlichen Situationen umgehen kann und man eben nicht wehrlos ist.
Schau, ich versuche dir meine Meinung anhand eines persönlichen Erlebnisses zu erklären.
Ich war spätnachts alleine in der Stadt Richtung Bahnhof unterwegs, als ich hinter mir einen Mann wahrnahm. Warum genau weiß ich bis heute nicht, aber ich fühlte mich sofort total unwohl und beschleunigte meinen Schritt - woraufhin er ebenfalls seinen Schritt beschleunigte. Das ist nicht die erste Situation, die ich so erlebe und normalerweise bleibe ich da (zumindest nach außen hin) gelassen und versuche irgendwie, mich da rauszubringen. Beispielsweise kam es schon öfters vor, dass ICH dann stehen blieb, mit dem Rücken zu ner Wand oder Zaun und den Mann passieren ließ.
In dem Fall habe ich das nicht gemacht, weil etwas in mir einfach nur meinte "renn", was ich dann auch gemacht habe. Als ER dann daraufhin ebenfalls rannte, bekam ich richtig Angst. Ich gab Gas und bog kurz darauf um eine Ecke - da war der Bahnhof bereits in der Nähe, es war hell und es waren Menschen unterwegs. Auf Höhe einer kleinen Gruppe von Menschen blieb ich stehen und drehte mich zu besagter Ecke um. Ich sah, dass der Mann ebenfalls im Laufschritt um die Ecke kam, mich sah, abbremste und wieder retour abhaute.
Was kann ich nun aus der Geschichte für mich für einen Schluss ziehen?
Ja, ich hatte richtig Schiss. Ja, meine Angst war absolut berechtigt, insofern dass es eine für mich bedrohliche Situation war. Ja, ich hatte in dem Moment auf meinen Instinkt gehört und mich in Sicherheit gebracht. Nein, ich weiß nicht, was dieser Mann wirklich vorhatte. Nein, ich kann ihm nicht unterstellen, mich mit 100%iger Sicherheit vergewaltigen oder sonst was haben zu wollen. Ich weiß es einfach nicht, denn dazu kam es, Gott sei Dank, nicht.
Mir sind solche bzw. ähnliche Dinge bereits öfters passiert. Mich persönlich hält das nicht davon ab, zum Beispiel weiterhin nachts alleine auf die Straße zu gehen. Ich sehe es auch so, wie bereits andere vor mir schrieben: würde mich beispielsweise dieses Erlebnis davon abhalten, dann nicht aufgrund Einschränkung dieses mir unbekannten Mannes, sondern weil ich mir selbst diese Einschränkung auferlege. Und das sehe ich nicht ein. Aber ich versuche natürlich, mich so gut wie möglich zu schützen. Wenn es möglich ist, suche ich mir eine Begleitung und bin nicht alleine unterwegs. Oder ich achte darauf, dass ich Strecken nehme, bei denen viel los ist. Ich möchte auch wieder einen Selbstverteidigungskurs machen, da der letzte schon lange her ist und mir die Auffrischung nicht schaden würde. Außerdem fühle ich mich selbst dadurch sicherer, weil handlungsfähiger. Das ist ein sehr wichtiger Punkt bei diesem Thema, den man meiner Meinung nach nicht unterschätzen sollte!
Ich schreibe es nochmal zur Sicherheit: ich spreche dir deine Angst nicht ab, im Gegenteil, ich kann sie nachvollziehen. Aber die Art und Weise, wie man mit diesen Ängsten umgeht, obliegt immer noch einem selbst. Auch wenn man sich von anderen (in dem Fall Männern) Empathie, Verständnis, Mitdenken usw. wünscht und dies an sich auch was schönes wäre, so hat man doch keinen Anspruch darauf. Insofern denke ich, dass es oftmals besser ist, Erwartungen an andere ziehen zu lassen und zu sehen, was man selbst für sich tun kann. Am Ende ist das auch das Einzige, das du selbst kontrollieren kannst.