Zur Repräsentanz der Studie wird folgendes geschrieben:
Die Stichprobe soll demnach ein repräsentatives Abbild der gesamten Menge aller potenziell befragbaren Personen darstellen, indem die Forderung der „Merkmalsadäquanz“ (Hussy, Schreier & Echterhoff 2013: 118) erfüllt wird.
Die Studie wurde durch ein Online-Marktforschungsinstitut unterstützt, ich nehme an, von dort stammen die Befragungsteilnehmer. Wie die Repräsentativität erreicht wurde, wird allerdings nicht beschrieben.
Eine Verzerrung wird in der Studie auch genannt; da sie online durchgeführt wurde, bleiben internetscheue Menschen eher außen vor, was sich vor allem in den älteren Jahrgängen auswirken sollte.
Also für mich stellt sich das so dar, daß die Studie zwar so repräsentiativ sein möchte wie es geht, aber es wird nicht explizit behauptet, sie wäre repräsentativ.
So, 2 Sachen habe ich dann noch:
Es wird ja hier und anderswo immer gerne gefragt, warum so mancher so vehement gegen das Gendern ist. Dazu erstmal ein Zitat aus der Studie:
Zunächst lässt sich festhalten, dass die feministische Linguistik, anders als viele andere Teilgebiete der Sprachwissenschaft, wie beispielweise die Soziolinguistik oder Psycholinguistik, „parteilich“ (Pusch 1990: 13) ist, also Sprache nicht nur beschreibt, sondern eine Änderung bewirken will und „politisch aufklärerisch“ handelt
Das Gendern dürfte man zweifelsfrei dazuzählen - sonst wäre dieser Absatz wohl auch kaum zum Thema Gendern in die Arbeit aufgenommen worden. Hier wird also unumwunden deutlich gemacht, daß die Sprache aus politisch aufklärerischen Gründen geändert werden solle.
Zumindest ich bin der Ansicht, Sprache sollte ein neutrales Kommunikationsmittel zwischen den Menschen sein und nicht für politisch-aufklärerische Ziele mißbraucht werden dürfen. Was der eine als Aufklärung sieht, sieht der andere vielleicht nicht als Aufklärung, sondern als Agitation. Und das dürfte mit ein Grund sein, weshalb dem Gendern teils so vehementer Widerstand entgegenbläst; die Sprache soll ganz zeinfach nicht politisiert werden.
Nun noch der letzte Punkt. Die Problematik der Studie habe ich anhand der Kategorie der Musiker schon deutlich gemacht: die Menge der auswählbaren Musiker hat keine Gleichverteilung zwischen Männern und Frauen, es gibt dort viel mehr Männer als Frauen. Die neulich verlinkte Untersuchung kam zu dem Ergebnis, daß in den Single-Charts Männer zu ca. 80% und Frauen zu 20% vertreten sind. Würde man die Umfrage in der Studie darauf beschränken, nur Musiker aus den Charts zu nennen, würde eine vierfache Nennung von Männern die logische Konsequenz sein. Nun gibt es diese Beschränkung nicht, nur gibt es keinen Grund zur Annahme, das Verhältnis zwischen Männern und Frauen würde außerhalb der Charts anders sein. Eine vermehrte Nennung von Männern ist also auch hier zu erwarten.
Bei der Kategorie "Moderatoren" könnte das ebenfalls der Fall sein, bei "Schauspieler" könnte ich mir schon eine relative Ausgewogenheit vorstellen. Das Problem bleibt aber, daß man nicht sicherstellen kann, daß in den Kategorien eine geschlechtliche Gleichverteilung herrscht, also in der zur Auswahl zur Verfügung stehenden Menge. Selbst in der Kategorie "Schauspieler", wo man davon ausgehen könnte, daß ja Frauen und Männer gleich viel in den Filmen vorkommen, gibt es ja das Phänomen, daß Frauen eher kurze Karrieren haben, Männer dagegen bis ins hohe Alter noch Rollen kriegen, durch diese permanente Publizität sich eher einprägen und damit eher genannt werden.
Nun könnte man sagen, das ist auch nicht so wichtig, weil die Studie ja nur untersucht, inwieweit das Gendern eine Änderung der Antworten bewirkt, und eine absolute Anzahl keine Rolle spielt. Das ist aber doch wichtig, um zu sehen, ob nicht durch das Gendern eben ein gegenteiliger Effekt auftritt, der die Männer unsichtbar macht. Es sollte doch stutzig machen, daß bei der *-Form deutlich mehr Frauen genannt werden als bei der "...er und ...erinnen"-Form, wo die Frauen ja nun schon explizit genannt werden und eine weitere Erhöhung eigentlich nicht mehr zu erwarten ist. Dazu ist eine Betrachtung der Erwartungswerte anhand der Absolutwerte notwendig.
So, das war jetzt alles noch die Einleitung, jetzt zum eigentlichen: Ich habe überlegt, wie man das wohl hinbekommen könnte, die Kandidaten in den einzelnen Kategorien zwischen Männern und Frauen gleich zu verteilen. Eine natürliche Kategorie, wo man das sicherstellen kann, fiel mir aber nicht ein. Deshalb habe ich mir überlegt, wie man so eine Kategorie künstlich erstellen könnte:
Und zwar bekommen die Studienteilnehmer gesagt, daß eine Sportgruppe aus 10 Personen besteht, mit einer Liste von Namen, von denen 5 eindeutig männlich und 5 eindeutig weiblich sind. Diese Liste können sich die Teilnehmer eine Weile lang einprägen. Dann wird die Studie normal wie bisher weitergeführt, indem nach 2 Personen aus der Gruppe gefragt wird, mit unterschiedlichen Schreibweisen.
Man könnte die Befragung auch noch erweitern, daß in einem weiteren Schritt nach einem dritten Sportler gefragt wird. Hiermit kann man die Wahrscheinlichkeit reduzieren, daß der Teilnehmer nur zufällig 2 Personenen mit demselben Geschlecht ausgewählt hat. Hat er bei "Sportler" zwei Männer und dann eine Frau genannt, deutet das darufhin, daß die Form wahrscheinlich als geschlechtsneutral wahrgenommen wird. Bei drei genannten Männern dürfte der Teilnehmer bei "Sportler" damit eher nur an Männer denken. Könnte man auch noch mit einer vierten Person machen, und die Gruppe muss ja auch nicht nur 10 Personen umfassen. Die Antworten mit 2 Personen und die mit 3 Personen kann man ja dann getrennt auswerten, wie man das mag.
So, das habe ich jetzt mal als Vorschlag für eine gute (oder wenigstens bessere) Studie hingeschrieben, falls das einer von den Lesern hier vor hat.