@KillingTime Das war nicht das "Gesetz des Dschungels", denn es waren nicht die Stärksten, die überlebten. Es waren auch mehrere Kinder und zwei schwache alte Leute dabei, die durch das Schreien in Gefahr gerieten.
Es war eine Notwehrhandlung. Ein Opfer, wenn man so will.
9/11 fand nicht in Deutschland statt. Die Abfangjäger waren aufgestiegen, konnten die Flugzeuge aber nicht ausfindig machen oder schnell genug reagieren. Außerdem wäre die Frage gewesen, ob sie auf Zivilflugzeuge geschossen hätten, ohne die genauen Ziele und die Risiken zu kennen.
Meines Erachtens wäre es in den USA aber rechtlich möglich gewesen.
@all:
Erstaunlicherweise hat Schirach bei der ganzen Thematik einen Punkt ganz ausgelassen:
Das Verhalten des Staates bei Entführungen.
Im vollen Bewusstsein, dass das Opfer dann sterben wird, hat der deutsche Staat die Bedingungen der RAF-Entführer abgelehnt.
Es wurde befürchtet, dass die Terroristen, die damit freigepresst werden sollten, wieder Terroranschläge verüben würden, und das war Grund genug, nicht auf die Forderungen einzugehen. Das heißt, dass hypothetische Morde gegen das Menschenleben abgewogen wurden.
Was das Beipiel mit dem Organspender soll, ist mir schleierhaft.
- Wenn davon ausgegangen wird, dass das Flugzeug möglicherweise in das Stadion gelenkt wird, in jedem Fall aber zum Absturz gebracht werden soll, dann wird vom Tod der Passagiere ausgegangen.
Das ist ein Unterschied zu einem Menschen, der nicht im Sterben liegt, da hat der Pilot recht.
Nimmt man aber einen Organspender, der im Sterben liegt, dann bleiben immer noch zu viele Abwägungen im Einzelfall, als dass man die Fälle vergleichen könnte.
Aber vor allem: Die Menschen im Krankenhaus leben selbst auf einer Warteliste. Auch die Transplantation ist keine Garantie für ihr Überleben. Diese Wartelisten enthalten außerdem selbst alle möglichen Abwägungen, die man als Wertung des jeweiligen Lebens ansehen kann: Alter des Patienten, Sucht, Kinderlosigkeit ... alles mögliche entscheidet über die Position auf der Liste. Und auch die Spenderorgane bekommen einen Wert zugemessen.
Es ist ein bisschen heuchlerisch, zu behaupten, man können Leben nicht gegen Leben aufwiegen ... und es doch praktisch andauernd zu tun.
Schade, dass der Pilot der Staatsanwältin das nicht geantwortet hat.
Die Argumentation des Piloten, dass die Passagiere freiwillig ein Risiko eingingen, ist natürlich Quatsch. Passagiere müssen nicht damit rechnen, dass das Flugzeug entführt wird. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass die Fluggesellschaft alles mögliche tut, um das zu verhindern.
Sie müssen ja auch nicht damit rechnen, dass das Flugzeug abstürzt, da das extrem selten passiert ... viel häufiger aber als Entführungen. Und von denen enden die allerwenigsten damit, dass das Flugzeug abstürzt.
Nicht berechenbare Risiken kann man nicht bewusst eingehen.
Außerdem ist sein zweites Argument, auch das Leben eines Soldaten würde geopfert und damit aufgewogen, Unfug. Soldaten haben immer und haarscharf zwischen Kombattanten und Zivilisten zu unterscheiden, und der Tod von Zivilisten ist zu vermeiden, wenn irgend möglich. (Aber auch da finden Abwägungen in Quantitäten statt.)
Selbst muss ein Soldat aber auch dann einen Befehl befolgen, wenn er ihn einem Risiko aussetzt. Sonst müsste kein Soldat den Befehl, in eine Schlacht zu ziehen, befolgen. Also wenn schon Passagiere das Risiko eingehen, Opfer einer Entführung und eines Abschusses zu werden ... dann doch der Soldat erst recht! "Augen auf bei der Berufs- und Verkehrsmittelwahl", steht über seiner Argumentation. Nicht überzeugend.
Der Rechtsanwalt ist da sehr viel überzeugender. Aber zählt bei einer Verhandlung mehr, was der Rechtsanwalt geltend macht, oder was der Angeklagte als seine Motivation angibt?
Danach hätte ich für eine Gefängnisstrafe gestimmt. Mit allen mildernden Umständen könnte sie mit der U-Haft abgegolten sein. Dabei bin ich mir bewusst, dass damit seine Karriere beendet wäre, aber als Soldat sollte er sowieso seine Prinzipien überdenken, bevor er je wieder in ein Kampfflugzeug steigt.
Wenn jemand das richtige tut, aber aus den falschen Gründen, dann macht er das nächste mal möglicherweise aus den gleichen Gründen einen schrecklichen Fehler. Bei Kampfflugzeugpiloten kosten Fehler Menschenleben.
@DearMRHazzard Du würdest also das Richtige nicht tun, und lieber mit der Frage leben, warum Du ein 9/11 nicht verhindert hast?
Meinst Du, dass ein Pilot, der eines der Flugzeuge abgeschossen hätte, verurteilt worden wäre?
Du hast den Film auch offensichtlich nicht zu Ende gesehen, denn der Richter begründet haarklein, warum er den Piloten nicht verurteilen kann. Das Verfassungsgericht hat genau da keine Entscheidung vorgegeben, sondern das Ergebnis einer Verhandlung offen gelassen.