@SamnangDas Ende war zu erwarten, aber nichtsdestotrotz ist es eine phantastische Geschichte, die Lob verdient. An Weihnachten habe ich etwas verfasst, was eigentlich für eine gute Freundin gedacht war, allerdings ist der Text nicht mehr an die Gefilde des kleinen Kreises gebunden, da ich jüngst Täuschung und gewisse Differenzen zwischen uns erkannte.
Duett der strudelnden Gedanken
„Guten Abend, meine Teure, ein Wunder, dass wir uns erneut hier treffen?“ „Ah, du hier? Ja, wahrlich erstaunlich, als sei es mehr als ein Zufall“ „Jahre ist es her, da wir uns das letzte Mal hier trafen inmitten von Geschäften, winterlichen Lichtern und feuersgleich funkelnden Reklameschildern, inmitten von hektisch, hastenden Menschen und 1000 Düften frischer Waren. Und sei es ein Zufall oder sei es Tyches Wille, doch diesmal will ich dich nicht so rasch der Nacht, der Kälte und der Dunkelheit wiedergeben, die die Straßen und Gassen in gewohnter Manier durchströmen. Auf einen Kaffee, einen Tee, wonach immer es dir beliebt, ich zahle.“ „Darauf will ich wohl nicht verzichten, wo doch das Gedränge über frostiges Pflaster die Alternative wäre, mein weitgereister junger Herr“, sie harkte sich bei ihm ein. „ Ah welch sternenbeschienener Himmel breitet sich über uns aus, zu einer Stunde, in der ich dir so viele Geschichten erzählen möchte, wie sie der Zahl der Gestirne entsprechen, die auf uns hinab leuchten. Manches ist geschehen seit der letzten Zusammenkunft, Reife hat uns ereilt, Herausforderung haben wir angenommen und bestanden, Hürden passiert, Berghänge erklommen; gewachsen sind wir an Prüfungen, im Scheitern wie im Siegen, lernen konnten wir, von den verschiedensten Menschen, von Professoren und Dichtern, von Autoren und Philosophen, ganz gleich, ob selbsternannt oder anerkannt. Wir haben die Tore durchquert, die Schranken genommen, sind Freunde des Geistes, des Wissens, des geflügelten Wortes und des Denkens geworden und stehen schließlich gewappnet und gerüstet auf einem schattigen Hügel vor dem Pfad, der sich in der Ferne am Horizont verliert.“ „So verharren wir am Baum, dessen Krone uns vor der sengenden Sonne schützt, lassen unseren Blick über die Ebene schweifen, die es zu durchwandern gilt, in erbarmungsloser Hitze, unter größten Anstrengungen. Schau zurück und du siehst die Hoffenden, die Erwartungsvollen, die Verzweifelten, die Gebrochenen, die Leidenden und Geschundenen, all jene, die auf uns zählen und vertrauen und daran glauben, dass wir gemeinsam die Misere beenden, unsere Wogen dem gleißenden Gestirn trotzen, unsere Schritte in das ersehnte grüne Tal führen, in dem ein nimmer versiegender Fluss mit seinem Wasser die durstigen Kehlen füllt und in dem wir uns nicht von den vertrockneten Früchten der brachen Äcker ernähren, sondern frisches Obst und köstliches Wild speisen.“ Sie trank einen Schluck aus der heißen Tasse und lauschte ihm: „Und dieser Traum, den du beschreibst und der uns anspornt und anregt, der uns zum Handeln motiviert und zum Aufbruch bewegt, hätte nie entstehen und uns nie leiten können, wäre unsere Sicht nicht geklärt worden und würden wir unsere Augen noch immer nicht dem verheißungsvollen grellen Licht entzogen, das unsere Sinne täuscht. Nicht wie ein infantiles Kind, wie ein Wahrsager, wie ein Fanatiker, wie ein Wunschdenker, wie ein Illusionär und nicht wie ein starrsinniger Greis haben wir die Welt beobachtet, die um uns herum zerfiel und in der unzählige Qualen durchleiden. Und während unsere Kenntnisse sich erweiterten, erfassten wir zugleich all die Missstände, wurden uns der Schwierigkeit, der Probleme, der Brennpunkte bewusst, wodurch ein Pflichtgefühl erwuchs, dass uns antreibt zu den notwendigen Taten. Obgleich wir die Gefilde der Jugend noch nicht lange verlassen haben und obgleich es an anderen läge, den alten Wohlstand, die Zustände und die Rechte zurückzuerlangen, erheben wir die Flagge des Mutes und ziehen voran, in eine bessere Zukunft. Kein anderer wagte, was wir versuchen, kein anderer ging voran, darum treten wir die Reise an und lassen den Ruf erschallen, auf dass ein jeder mit uns kommt, dessen Augen auf uns schauen.“ „Oh welche Aufgabe steht uns bevor, welches Gebirge gilt es zu erklimmen, welche Steinwüste zu durchkreuzen, welchen Abgrund zu entrinnen! Schrecken erfüllt mich, wenn ich durch die Reihen der Schwachen und Verletzten unter uns schreite, Schmerz berührt meine Seele, sobald ich ihr Elend und ihr Leiden erkenne und weiß, dass die Erlösung von alledem noch fern ist. Ein Segen und ein Glück, dass wir uns wieder gefunden haben, noch bevor sich das letzte Blatt von seinem Zweig getrennt hat, noch bevor keine Rettung aus diesem Unheil mehr besteht und selbst unsere Stärke vergebens ist, angesichts der Gewalten, die uns richten. Keine Träne, hat die Schwelle je übertreten und noch bewähren sich meine Dämme, jedoch vermögen sie bald den Druck all der Trauer nicht mehr zurückzuhalten – sie werden zerbrechen und ich wohl mit ihnen. Die Bäche des Grauens tragen ihren lastvollen Quell unaufhörlich in das berstende Bassin, mein Inneres wankt, meine Beine werden beschwerlich – o du verlässlicher Mitstreiter, halt mich im Strom der Ereignisse!“ Er umarmt sie, hört ihr Schluchzen, harrt geduldig bei ihr und flüstert in ihr Ohr: „Der Verantwortung, welche wir auf unsere Schultern geladen haben, können und sollten wir uns nicht entledigen, um all der Menschen willen, die unserer Hilfe bedürfen und die ein Leben in einer goldenen Ära verdienen. Weder werden wir zögern noch weichen, weder zaudern noch flüchten und dennoch verstehe ich deine Sorgen und Gefühl, verstehe Angst und Schaudern, vor den Gefahren, vor den Risiken und der furchtbaren Niederlage. Kein weiser Heroe und keine besonnene Heldin würde nichts davon empfinden, würde blind in die Ödnis stürmen und die Bedrohungen ignorieren, welche ihn von allen Seiten bedrängen. Und trotzdem ermangelt es mir der Kraft, um weiterzugehen, wenn mich während des glühenden Tages in der Endlosigkeit der Strecke die Verzweiflung packt und fesselt, es fehlt an der Klinge, die ihre Ketten durchtrennt , an dem Elixier, das mir neuen Glauben schenkt, an den Erfolg des Unterfangens.“ „Mich umschlingt die Finsternis des Ungewissen, offenbart mir Ohnmacht und Einsamkeit, schlägt mich nieder und lässt mich frierend allein zurück auf den schneebedeckten Grund.“ „Kein Leid soll dir mehr zugefügt werden von jenen unsichtbaren Schemen, edle Gefährtin, denn ich will dich begleiten, neben dir gehen, dir Wärme geben im eisigen Wind und dich schützen vor dem Übel, das dem Einzelnen widerführe.“ „So wird dich meine Stimme erinnern, an nahende blühende Wiesen und an kühles belebendes Wasser, wenn du zweifelst, ob wir jenen Ort des Frühlings erreichen.“ „Auf die Liebe haben wir stets verzichtest, im Gedanken daran, dass sie uns die Vernunft und das Verständnis für die Notwendigkeit des Handelns raubt,…“ „…im Gedanken daran, dass sie blutet ob der Vernachlässigung inmitten der Pflicht.“ „Nichtsdestotrotz sind wir als eingeschworene Freunde, die sich nach langer Trennung beistehen wollen, die bald beginnende Reise zusammen bestreiten, ohne dass etwas zwischen uns kommt.“ „Und sei es Trost, Unterstützung, Momente des geduldigen Zuhörens, ermunternde Worte, die bloße Menschlichkeit oder Zuneigung und Nähe, ich werde sie dir gewähren, wenn du nach ihnen begehrst.“ „Dasselbe Versprechen erbringe ich dir. Mögen wir uns gegenseitig stützen, damit wir die prachtvolle Oase erreichen, damit wir der Dürre und der Kargheit entkommen, damit wir frei sind von der Not und dem Unglück.“
Das © Copyright für den obenstehenden Text unter dem Titel "Duett der strudelnden Gedanken" liegt bei mir.