Ein ganz wunderbares Interview mit dem Moderator Markus Kavka findet sich auf zeit.de. Auszüge:
ZEIT ONLINE: Schon mal geweint beim Fußball?
Kavka: Klar. Es gibt nur zwei Sachen, die mich zum Heulen bringen: wenn mich eine Frau verlässt und wenn mein Verein Bayern München wichtige Spiele verliert. Ich habe sogar das Gefühl, es gibt immer mehr Momente im Fußball, die mich zu Tränen rühren.
ZEIT ONLINE: Zum Beispiel?
Kavka: Ich habe nach dem gewonnen Champions-League-Halbfinale in Madrid geweint. Da baute sich eine so große Anspannung auf durch das Elfmeterschießen, da muss das einfach raus. Und dann war ich dummerweise auch beim Finale in München. Da habe ich wieder geheult.
ZEIT ONLINE: Aber nicht vor Freude.
Kavka: Nein, das war eine kuriose Situation. Ich habe über ein paar Umwege drei Tage vorher ein Ticket bekommen, allerdings nur für den Chelsea-Block, in dem ich mit Trikot und voller Montur stand. Das war dort sehr ungemütlich, vor allem nach dem 1:0. Wir waren vielleicht zwanzig Bayern-Fans, die mit Bierbechern beworfen und vollgepöbelt wurden, bis uns irgendwann zwanzig Polizisten von den Chelsea-Fans getrennt haben. Das war echt bedrohlich. Nach dem Elfmeterschießen ist der ganze Block dann komplett ausgerastet. Ich war 1999 gegen Manchester übrigens auch in Barcelona.
ZEIT ONLINE: Aber nicht im Manchester-Block.
Kavka: Doch.
ZEIT ONLINE: Sie scherzen.
Kavka: Das sind halt immer die letzten Karten, die man kriegt. Auf jeden Fall durfte ich in diesem Jahr auch erst mit den Chelsea-Fans das Stadion verlassen. Da bin ich mit Tausenden von denen zur U-Bahn gelaufen, aus Trotz hatte ich natürlich immer noch mein Bayern-Trikot an. Und da stand ich dann, in dieser völlig überfüllten U-Bahn und wurde von allen Seiten vollgesungen und blöd angemacht. Nach zwei Stationen bin ich ausgestiegen und bin zu Fuß von Freimann nach Hause ins Glockenbachviertel gegangen. Das hat über zwei Stunden gedauert und auf halbem Weg sind mir noch die Kippen ausgegangen. Da habe ich mich einfach hinter eine Hecke gekauert und eine halbe Stunde lang geheult.
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ZEIT ONLINE: Was ist das dümmste Klischee über Bayern-Fans?
Kavka: Da gibt es so viele, dass ich Krämpfe bekomme. Zum Beispiel: Bayern-Fans können nicht leiden.
ZEIT ONLINE: Stimmt doch. Ein Bochum-Fan weiß bei jedem Abstieg nicht, ob sein Verein nicht völlig in der Versenkung verschwindet. Das sind fußballerische Existenzängste. Bei den Bayern geht es nur um ein verlorenes Finale.
Kavka: Wir haben gerade über Champions-League-Finals geredet, die in der Nachspielzeit oder im Elfmeterschießen verloren wurden. Beide Male dazu noch völlig ungerechtfertigt. Ein Bochum-Fan weiß nicht, wie sich das anfühlt. So wie ich nicht weiß, wie sich ein Abstieg anfühlt. Aber ich gehe davon aus, dass der Herzschmerz in beiden Fällen derselbe ist.
ZEIT ONLINE: Wie oft haben Sie in den vergangenen Jahren neidisch nach Dortmund geschaut?
Kavka: Ich bin da ganz ehrlich: Ich war voll mit Neid, und zwar bis oben hin. Aber ich erkenne das auch an. Mittlerweile nervt mich so ein wenig diese aufgesetzte, sehr bemühte Jovialität von Klopp. "Meine Jungs" und "megageil" und die Pöhlermütze. Eine zeitlang fand ich Klopp deshalb sehr erfrischend, mittlerweile geht er mir langsam auf den Sack. Aber ich bin ein großer Fan von Trainern mit Visionen und Konzepten. Als Klopp damals zu Dortmund ging, habe ich gesagt: Das ist eine "marriage in heaven". Da kann ich auf die Uhr gucken, bis die Meister werden. So kam es dann auch. Und es freut mich für Dortmund.
http://www.zeit.de/sport/2012-10/kavka-fussball-klopp-interview/seite-2 :)