Nochmal zur Präastronautik-Szene insgesamt und deren Umgang mit den diversen alternativen Thesen.
@rmendler rmendler schrieb:Es wäre wünschenswert, wenn diese Diskussionen in der Prä-Astronautik zunehmen würden (auch wenn ich als harmoniebedürftiger Mensch Streitereinen immer etwas befremdlich finde), damit man sich wenigstens mal auf ein Standard-Modell prä-astronautischer Interpretation bei Widerlegungen berufen könnte, und nicht ständig damit abgespeist wird, das ja nur Fragen gestellt würden.
Das für viele Menschen Anziehende der präastronautischen Themen ist gerade das Ganz Andere, das Mysteriöse, Ungeklärte. Wissenschaft ist so ernüchternd, nüchtern, da werden Geheimnisse nicht produziert, sondern wegerklärt. Gerade das treibt jene doch weg von den Wissenschaften hin zu den Grenz- und Parawissenschaften. So, wie es auch viele Menschen weg von den nüchternen Großkirchen hin zu esoterischen Strömungen und fundamentalistischen wundergläubigen Freikirchen treibt.
Natürlich wäre der Präastronautik inhaltlich wie formell damit gedient, sich mit Inkongruenzen, Denkfehlern udgl. zu beschäftigen, um mal ne Einheitlichkeit, gar einen Methodenkanon hinzubekommen, womöglich sogar nen umfassenden Geschichtsaufriß usw. usf. Aber dazu müßten diverse Thesen auf Herz und Nieren geprüft werden, im Ernstfall komplett über Bord geworfen werden. Dann wäre die Präastronautik aber ebenfalls ein ernüchternd nüchtern arbeitender Haufen. Das dürfte einen Verlust von AAS-Mitgliedern und den großen Kreis an Interessierten und Buchkäufern bedeuten - und auch jene Größen, deren Thesen auseinander genommen wurden, mögen der Sache dann den Rücken kehren.
Die einzige Alternative hierzu sehen die Präastronautiker offensichtlich genau darin, was Commonsense geschrieben hat.
@Commonsense Commonsense schrieb:Diese User haben ihre eigenen "Thesen", manche kennt man schon, andere basteln noch in ihren stillen Kämmerlein, allen ist aber eines gemein: Sie sehen es gerne, wenn die im Netz bekannten führenden Kritiker diskreditiert werden und helfen dem Streiter sehr gerne dabei.
Kann ich nur unterschreiben. Auf den beiden ODMs, an denen ich teilgenommen habe, wurden diverse Thesen vorgestellt. Bei einigen hab ich mich durchaus gefragt, was suchen die hier eigentlich. Und bei Dieters Ufolantis-Szenario, von dem ich weiß, daß er es ebenfalls schon auf nem ODM vorgestellt hat, frage ich mich das in besonderem Maße. Gerade Dieters Konstrukt ist sowas von inkompatibel mit dem Rest der Präastronautik.
In der Regel sucht man sich irgendeine archäologische Besonderheit und interpretiert diese präastronautisch, kommt so auf ein bestimmtes historisches Ereignis, bei dem höchstwahrscheinlich Außerirdische mitgewirkt haben. Ein anderer nimmt sich etwas anderes, und oft genug kommen die beiden Thesenersteller sich nicht mal ins Gehege. Noch andere nehmen sich Sagen, Legenden oder heilige Texte vor und finden darin dann Alienbesuchs-Ereignisse. Theoretisch kann das alles nebeneinander passiert sein, da waren die Außerirdischen halt zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten und haben das alles nacheinander bewirkt. Können ja wiedergekommen sein, oder es waren sogar andere Aliens. Aber Dieter geht ja nicht wirklich von archäologischen Funden oder Gegebenheiten aus, der erklärt quasi frei von jeder Realität. Und all die Sagen, Legenden und heiligen Texte, die er aufgreift, bezieht er nicht auf verschiedene Ereignisse, sondern auf ein einziges Ur-Ereignis, seinen Ufolantiscrash mit Vor- und Nachgeschichte. Selbst archäologisches kann nur präastronautisch interpretiert werden, wenn es ebenfalls als Erinnerung an Ufolantis verstanden wird. Dieter Bremer und sein Ufolantis ist die massive Infragestellung jeder einzelnen präastronautischen These; er nimmt allen alles weg und implementiert es in sein eigenes Szenario. Bei den ODMs usw. müßte Dieter eigentlich Hausverbot bekommen, da eine Zustimmung von Zuhörerseite stets einen Verlust dieser Zuhörer für jede andere präastronautische These bedeutet.
Warum holt sich die Präastronautik diese Laus in ihren Pelz?
Eben, weil es nicht darum geht, ob A noch recht haben kann, wenn man B zustimmt. Solange der Blick nicht darauf gerichtet wird, daß diverse Thesen der Präastronautik inkompatibel sind, solange stört es auch die Zuhörer und Buchkäufer nicht. Und so bekommt die Präastronautik zu ihrer Fangemeinde eben auch noch die Fangemeinde des DB und einen weiteren Thesenersteller hinzu. Macht sich gut für die Statistik und den Umsatz, und es gaukelt Schulterschluß, Einigkeit und Wachstum vor. Es geht nicht um die Wahrhaftigkeit von Inhalten, es geht um die Wahrheit der Sache an sich, die sich nicht in Inhalten äußert, sondern in Besucherzahlen und Themenumfang. In Formalia also. Daß die Präastronautik so nie wirklich vorankommt, scheint den Leuten egal zu sein. Hauptsache, es fühlt sich an, als käme man weiter. Das war denn auch der Grundtenor von Erichs Einpeitschrede (eigentlich Aus-Peitschrede, sie kam ja zum Ende des ODM): wir sind viel, wir werden mehr, wir sind richtig!
Wenn EvD micht mehr ist, wird es sicher zu Rangkämpfen kommen. Und womöglich wird es dann auch zu inhaltlichen Debatten kommen: "Du, nein, Du kannst nicht Erichs Nachfolger werden, Deine These taugt ja nichts, weil..." Ob die PA das überlebt? Als Organisation AAS, als organisierte, strukturierte einheitliche "Bewegung" könnte das das Aus bedeuten. Als generelles Thema dürfte die PA freilich überleben, solange es Bücher im Laden und Themenseiten im Net dazu gibt. Es werden immer mal Leute über sowas stolpern und davon beeindruckt sein.
Pertti