@babykecks Ursprünglich gehörte die rein physische Bedeutung zumindest mit dazu. Daß sie nicht nur gemeint war, zeigt gleich die Sündenfallsgeschichte zwei Kapitel weiter, wo die Schlange der Frau verspricht, daß die Entscheidungsfähigkeit ein "Sein wie Gott" bedeutet. Auch im Siebentagesschöpfungsbericht ist es nicht wirklich die gottgleiche Anatomie des Menschen, die zur "Berechtigung" des Untertanmachen und Beherrschen der Natur führt; es sind die "inneren Werte", die dafür nötig sind (wären).
Das Abbild/Ebenbild kann aber auch das Physische sein bzw. mitmeinen. In der damaligen Umwelt Israels waren Götterstatuen das Abbild der Gottheit. Und zwar in dem Sinne, daß wo eine "zum Ebenbild gemachte" (geweihte?) Götterstatue steht, die Gottheit selbst anwesend ist. Auch der Statthalter einer Provinz kann als Ebenbild des Großkönigs gelten, er hat also jegliche Verfügungsgewalt, als wäre der Großkönig selbst hier anwesend. Physische Ebenbildlichkeit mag hier mit Kleidung und Insignien hergestellt worden sein, aber die übertragene Bedeutung der "inneren Werte" begegnet bei diesem Stellvertreter des Großkönigs schon fast ausschließlich.
Trotz aller möglichen Abweichungen waren die Götterdarstellungen im Alten Orient stets grundsätzlich anthropomorph. Wir würden heute eher von einer Menschenebenbildlichkeit der Götter sprechen, aber für die Damaligen war damit die Gottebenbildlichkeit des Menschen, und zwar ganz im physischen Sinne, eine Realität.