So, dann wollnwa mal.
raelist schrieb am 30.10.2013:Die ELOHIM sind die "Außerirdischen Schöpfer", so wie es in der Bibel, genauer in der Genesis steht.
Die Endung -IM bedeutet im Hebräischen Mehrzahl. Die Endung -ah bedeutet Einzahl.
Naja, von "außerirdisch" zu sprechen, wäre nicht mal falsch, wenn man bedenkt, daß alles "irdisch" erst mal erschaffen wurde, das Subjekt des Erschaffens logischerweise als "außer" zu gelten habe. Freilich wird "außerirdisch" ziemlich vollständig in anderer Begriffsfüllung verwendet. So nach dem Motto "von nem anderen Planeten, ggf. dem eines anderen Sterns". Da das Subjekt des Erschaffen allen Irdischens ebenso alle Sterne erschuf, kann dieses Subjekt natürlich
nicht in diesem Sinne außerirdisch sein. Vielmehr haben wir es mit etwas "außeruniversalem" zu tun. Jedenfalls, wenn wir den Text ernst nehmen - und das scheint mir der Fall zu sein, wenn hier ernsthaft ein echtes erschaffendes Subjekt angenommen wird.
Ferner ist es richtig, daß "
-im" im Hebräischen die Pluralendung maskulin gebildeter Substantive darstellt. Im Singular hingegen haben diese Substantive keine gesonderte Endung, sondern enden mit dem einfachen Wortstamm. In der Tat gibt es eine Singular-Endung, und sie lautet tatsächlich "
-ah". Allerdings ist das H am Ende stumm, man spricht also nur "-a". Anders bei dem Singular "
'äloah" wo das Schluß-H hörbar ist. Das ist denn auch der einzige Grund, wieso da noch ein "
-a-" eingeschoben wurde, vergleichbar mit dem gleichen Einschub vor dem Schlußlaut in Messias ("
maschiach"), Geist ("
ruach"), Noah ("
noach") bzw. Ruhe ("
nuach"). Dieses A taucht immer vor dem Schlußlaut auf, wenn eben dieser Schlußlaut ein sogenannter Laryngale ist, also tief im Rachen gebildet wird. Bei
'alef (der Knacklaut wie in "be'inhalten"),
'ajin (ein bisserl wie mehrere Alefs hintereinander, das arabische kehlige "uach" kommt dem nah),
He (klingendes H) und
Chet (CH wie in Bach). Sobald an den Stamm noch eine Endung rankommt, verschwindet das A wieder. Mein Geist:
ruchi. Messiasse:
meschichim. Seine Ruhe:
nucho. Naja, und wenn wir nun von
'äloah den Plural bilden? Dann wird daraus
'älohim.
Die Singularendung "
-ah" steht bei Substantiven, die feminin gebildet werden. Da lautet die Pluralendung dann "
-ot". Kommt z.B. im Behemot vor, das manchem in altertümelnder Schreibweise "Behemoth" bekannter sein mag. Der Singular zu "
behemot" wäre also folgerichtig "
behemah" (ohne daß das H am Ende zu hören ist).
Wenn Elohim also eine Pluralbildung ist, sind also mehrere Gestalten damit gemeint? In der Tat kommt so etwas in der Bibel vor, etwa in der Wendung "
älohim haggojjim", die Götter der Heiden. Aber dann passiert es auch, daß da ein Baal als Elohim bezeichnet wird, oder ein Milkom, eine Anat und noch manch andere einzelne Gottheit. Sind das alles Vielheiten oder Einzelgestalten? Ich würde mal sagen: letzteres. Und so wird auch JHWH, der Gott Israels, Elohim genannt. Offensichtlich gibt es also eine besondere Verwendung einer Pluralform zur Bezeichnung einer Einzahl. Kann man auch daran erkennen, daß wenn dieser Elohim das syntaktische Subjekt eines Satzes ist, das dazugehörige Verb in der Einzahl steht. So auch im ersten Schöpfungsbericht. Und "
'älohim" schuf, machte, bildete, sprach, segnete.
Auch das Behemot, ich sagte es bereits, ist als Vokabel ja eine Pluralbildung, die Singularbildung "
behemah" kommt ebenfalls im AT vor. Und zwar in der Bedeutung "Vieh". Behemot heißt also "Viecher". Aber wir wissen ja, daß das Behemot, wie es neben dem Leviatan im Hiobbuch erwähnt wird, ein einzelnes Wesen ist und keine Herde. Wieso also die Pluralbildung?
Auch in anderen semitischen Sprachen kommt solch eine Pluralbildung zur Bezeichnung eines Einzelnen vor. So erkor einer der letzten Könige Babylons statt Marduks den Mondgott Sin zu seinem Favoriten und obersten Gott und nannte ihn "Götter der Götter". Und aus der Amarnakorrespondenz aus der Zeit Echnatons haben wir Briefe amoritischer Kleinkönige aus Kanaan, die den göttlichen Pharao mit "
ilanija" ansprechen, wörtlich: "meine Götter". Dann nennt die Bibel einen einzelnen Herrscher einer Stadt gelegentlich "Herren".
Was ist all diesen Verwendungen des Plurals für einen Singular gemeinsam? Sämtliche so Bezeichnete gelten als besonders mächtig, seien es Herrscher, Götter oder "Dämonen" (das Behemot wird im Hiobbuch als sehr machtvoll beschrieben). Sowohl in den hebräischen Belegen als auch in den außerhebräischen semitischen Belegen. Dieser gemeinsemitische Pluralgebrauch ist seit langem bekannt, er wird "Herrschafts- und Hoheitsplural" genannt. Zumeist stehen die dazugehörigen Verben im Singular. Wie es auch bei Elohim der Fall ist, im Schöpfungsbericht ebenso wie bei den Stellen, wo der Gott Israels gemeint ist.
Der Befund ist eindeutig, aber sowas von. Nur wer von Hebräisch (oder den anderen erwähnten semitischen Sprachen) keine Ahnung hat, kann meinen, daß im Schöpfungsbericht eine Vielzahl von Schöpfern vorkämen. Jener "Eloah" von 1973 zum Beispiel, hebräisch versteht der nicht.
raelist schrieb am 30.10.2013:Die Übersetzung des Wortes ELOHIM bedeutet "die, die vom Himmel gekommen sind".
Nicht im Hebräischen oder einer sonstigen semitischen Sprache. Dort heißt Himmel "
schamajim" oder vergleichbar. Und sowas kommt in "Elohim" irgendwie nicht vor. Auch kein Kommen ("
bo'") oder Herabkommen ("
nachat"). Oder ein "von" ("
min"). Ob Elohim auf Ceta reticuli in einem der dortigen Dialekte heißen mag "Wo bin ich hier bloß gelandet", das kann ich natürlich nicht ausschließen. Aber keine Sau kann das nachprüfen - und so wäre noch jeder Scharlatan fein raus, wenn er "Elohim = die vom Himmel gekommen sind" als Übersetzung aus dem Außerirdischen behauptet.
Pertti