@Caligula2002 1. In Kornkreisen wurden an den Knoten geknickte Halme entdeckt. Dies kann kein Mensch herbeiführen. Außer, er setzt den Halm kurzzeitig einer enormen Hitzewirkung aus. Wie entsteht dieses Phänomen?
Entdecker der an den Knoten geknickten Halme ist der Biochentiker Dr. Levengood. Er ist zwar ein anerkannter Biochemiker, doch vom Wachstum der Getreidehalme versteht er nichts.
Fragen wir einen Fachmann auf diesem Gebiet. Sein Name: Rupert Sheldrake, seines Zeichens Pflanzenphysiologe. Er hat eine völlig natürliche Erklärung. Grashalme sind es gewohnt, von Wind, Regen oder Tieren niedergetreten zu werden. Dagegen haben sie eine Strategie entwickelt – sie richten sich wieder auf, und zwar dadurch, dass ein Knoten an der Unterseite anzuschwellen beginnt. Er füllt sich mit Wasser. Dadurch wächst das Gras wieder nach oben.
Doch nun kommt das Versehen, das zur Fehldeutung führt. Nimmt man einen solchen Halm mit nach Hause und betrachtet ihn fälschlicherweise so, als würde er aufrecht stehen, dann sieht es so aus, als hätte jemand den Halm genau am Knoten geknickt. In Wahrheit ist der Halm geknickt und der Knoten geschwollen.
2. In Kornkreisen wurde mal erhöhte, mal verminderte Radioaktivität entdeckt. Wie kann man sie erklären?
Auch hier fragten wir einen Experten, der zahlreiche Versuche zur Messung von Radioaktivität durchgeführt hat. Sie kennen ihn bereits: Rupert Sheldrake erklärte, dass die Messung von Radionukliden ein außerordentlich diffiziles Unternehmen ist. Nach seiner Erfahrung können die festgestellten Werte durchaus noch im Bereich des Zufalls liegen. Zudem wurde hier keine korrekte Vergleichsmessung durchgeführt.
Es hat keinen Sinn, die Radioaktivität innerhalb und außerhalb eines Kornkreises zu messen. Allein durch den beim Niedertreten aufgewirbelten Staub könnten sich die Werte einiger radioaktiver Stoffe erhöhen. Um Klarheit zu finden, müsste man die Radioaktivität in einem "echten" und in einem garantiert von Menschenhand gefertigten Kornkreis messen. Schließlich enthält Zigarettenasche genug radioaktives Polonium, um den Geigerzähler zum Ausschlagen zu bringen.
3. Was ist mit den unheimlichen Triller-Geräuschen, die aus einem Kornkreis kamen und die auch auf Band aufgenommen wurden?
Als Titel eines Krimis würde sich anbieten: Das Geheimnis der Teufelstrillertriolen. Das Geheimnis ist gelüftet. Zur Vorgeschichte: Mindestens sechsmal wurde das merkwürdige und unheimliche Trillern in Kornkreisen gehört, 1989 auch auf Band aufgenommen und bei zahlreichen Kornkreis- und UFO-Konferenzen abgespielt. Man unterzog das Trillern einer Computer-Analyse, die Hauptsequenzen wurden neu zusammengefügt und mit einem Achtel der Geschwindigkeit abgespielt. Eine Zuhörerin erkannte in dem (jetzt stark verfälschten) Geräusch die Stimme von UFOnauten, die sie einmal hatten entführen wollen.
Was das Geräusch besonders unheimlich machte: Augen-, besser Ohrenzeugen berichteten übereinstimmend, dass das Trillern mitten aus der Luft käme. Tiere wurden dabei weder gesehen noch gehört. Insektenforscher fanden keine Insektenart, die auf diese Weise trillert.
Dennoch kam die Wahrheit schließlich ans Licht: Verantwortlich für das unheimliche Trillern war eine unscheinbare Grasmückenart namens Feldschwirl, auch Heuschrecken-Rohrsänger (englisch grasshopper warbler) genannt. Der Feldschwirl ist eine Art Bauchredner. Das heißt, er kann seinen Gesang so fokussieren, dass man glaubt, er käme von einer Stelle weit außerhalb seiner Kehle. Und: Der Feldschwirl fliegt fast nie. Wenn er gestört wird, huscht er unter den Grashalmen davon.
Warum dann die Geheimnistuerei, die Computer-Analyse, die Verfälschung der Geräusche? Vielleicht liegt es daran, dass Kornkreisforscher größtenteils keine ausgebildeten Wissenschaftler sind. Obwohl auch das nicht immer hilft; siehe das Geheimnis der Knick-Knoten.
4. Wer macht die Kornkreise, aus welchen Gründen, und warum treten diese Menschen nicht an die Öffentlichkeit?
Als Kontinental-Europäer könnte man sich die Sache leicht machen und ein abgewandeltes Asterix-Zitat anwenden: Die spinnen, die Engländer. Aber auf liebenswürdige Weise. Doch gibt es auch hier ein seltsames Phänomen, das uns als Erklärungsansatz dienen könnte.
Der englische Performance-Künstler Brian Catling fertigte als Jugendlicher exquisite künstlerische Objekte aus Drähten, Haarnadeln, Körbchen, Stoffresten und anderen Materialien an: Körbe, in denen heuschreckenartige Wesen lagen, Kinderhandschuhe mit aufgeklebten falschen Zähnen, mit Gras verwobene Kinokarten.
Diese Kunstwerke schickte er dann an ihm völlig unbekannte Menschen, deren Adressen er zufällig fand, zum Beispiel auf Koffer-Aufklebern von Reisenden. Er hatte keine Ahnung, wie die Empfänger seiner Kunstobjekte reagierten, während diese niemals erfuhren, wer sie auf diese Weise beglückte, noch warum.
Die Motive kann wohl nur derjenige verstehen, der selbst Künstler ist und einen ähnlichen bizarren Geist besitzt. Dazu passt eine Entdeckung von Nicolas Saunders, einem der Mit-Organisatoren des Wettbewerbs. Er stellte fest, dass die kleinen, uninteressanten, einfachen Kornkreise in abgelegenen Feldern gefunden wurden, die großen, spektakulären dagegen auf gut zugänglichen und einsehbaren Gefilden.
Mit anderen Worten: Die Landschaftskünstler hatten sehr wohl dafür gesorgt, dass ihre Kunstwerke schnellstens bekannt wurden. Ihre Namen haben sie bisher nicht preisgegeben. Vielleicht fürchten sie Schadenersatzforderungen der Bauern. Vielleicht macht es ihnen einfach Spaß, ein großes Rätsel aufzugeben und die Leute hinters Licht zu führen. Spaßvögel gibt es überall. In einem Land, in dem Skurrilität und Exzentrizität nicht nur geduldet werden, sondern sogar Ruhm und Ehre bringen, gibt es vermutlich viel mehr Spaßvögel dieser Art als in anderen Ländern.
Ist das Rätsel der Kornkreise damit gelöst? Keineswegs. Weitere Experimente und Untersuchungen sind nötig, um endgültige Klarheit zu bringen. Doch hat das von Rupert Sheldrake, den Herausgebern der Zeitschrift "Cereologist" und dem PM-Magazin organisierte Experiment gezeigt, wie man an solche Phänomene herangehen kann und welche Erkenntnisse sich daraus ergeben.
Der Wissenschaft ist weder mit mystischen Spekulationen gedient, noch mit der pauschalen Feststellung, alles müsse Schwindel sein, weil es keine andere Erklärung geben dürfe. Wissenschaft besteht darin, die Wirklichkeit ohne Vorurteile zu erfassen, Beobachtungen sorgfältig aufzuzeichnen (und nicht zu verfälschen) und Experimente auszuführen, die auf einfache Fragen eindeutige Antworten liefern. Und das ist hier geschehen.
Und so seh ich das auch. Mystik ist eine feine Sache, aber einpaar mehr Hinweise auf Aliens konkret wären dir doch auch lieber, oder nicht?