T.Rick schrieb:denn wenn man sich die wirklich alten Überlieferungen von Drachengeschichten anschaut, ist da kaum mal von Feuer die Rede. Drachen waren furchterregend, groß, schuppig oder hartschalig, hatten einen giftigen Atem und vergifteten manchmal ihre ganze Umgebung, so daß im weiten Umkreis alles zugrunde ging, aber von Feuer ist ziemlich selten die Rede.
Dafür solltest Du jetzt langsam aber mal mit Belegen ankommen. Meine erste Nachfrage hast Du ja ignoriert, behauptest nun aber schon wieder das mit ursprünglich giftig. Raus mit irgendwelchen antiken Texten! Ich für meinen Teil hab schon mal mit den biblischen Texten was mehr als 2000 Jahre zurückliegendes gebracht. Und da gibts Feuer, kein Giftspritz. Daß Feuerspei im christlichen Europa erst ab dem Mittelalter belegt ist, hatte ich ja schon angemerkt, aber was ist jetzt mit Giftspei odgl.?
Und nicht, daß Du das verwechselst: Giftatem ist nochmal was anderes, rein phänomenologisch hat das nichts mit Giftverspritzen oder Giftbissen zu tun (und auch nicht mit Feueratem). Giftiger Atem meint so etwas wie "Pesthauch", daß also durch den Atem alles krank wird oder stirbt. Man dachte früher tatsächlich, daß schlechte Luft Krankheiten (wie z.B. Pest) bewirkt.
T.Rick schrieb:wie bei den bekanntesten französischen Drachen
Zumindest der verlinkte ist ne Story ausm Spätmittelalter. Da sind ja die hochmittelalterlichen Feuerspeier schon älter - und nach Deiner Logik ursprünglicher.
T.Rick schrieb:Wie der Drache mutmaßlich zum Feuer kam, wird in Bezug auf die Beowulf-Saga erklärt: https://drachen.fandom.com/de/wiki/Beowulf
also auch als literarischer Bezug auf den Teufel, der als Oberboss der Hölle selbstverständlich eine Affinität zum Feuer hat, und somit relativ "jung".
Nee, das wird da mitnichten "erklärt". Vielmehr ist der Drache dort bereits ein Feuerspeier. Der Teufel hingegen hantiert überhaupt nicht mit Feuer, weder speit er es, noch wirft er oder zündelt. Biblisch ist der Teufel nicht der "Herr der Hölle", sondern ist die Hölle ein Strafort auch für ihn; er ist also nicht "Nutzer", sondern
Opfer des Feuers. Klar, irgendwann kam es zur Vorstellung des "Höllenfürsten", doch darfst Du gerne erst einmal herausfinden, wann diese Vorstellung aufkam. Ich kenne nur neuzeitliche Belege.
T.Rick schrieb:Übrigens soll es sogar "moderne" Sichtungen von Lindwürmern noch aus der Zeit ca. 19. Jahrhundert in den Alpen gegeben haben, dieses Tier wird beschrieben als eine Art Schlange mit sechs kurzen Beinen, einem katzenartigen Kopf und einem Stummelschwanz, nicht besonders groß, das meist auf Bäumen zu finden ist, weil es sich am liebsten von Lindenblättern ernährt (daher der Name) und Gift absondern kann, das Menschen die in seine Nähe kommen zumindest lähmen kann.
Erstens ist 19. Jahrhundert verdammt jung, und zweitens ist die Ätiologie Lint-Linde mal sowas von falsch. Und damit erweist sich diese Legende schon mal als alles andere als "ursprünglich". Schon die Wikipedia schreibt:
Das Wort ist seit dem 9. Jahrhundert bezeugt. Es stammt vom althochdeutschen und mittelhochdeutschen lintwurm. Im Altnordischen findet sich das Substantiv linnormr, das eine tautologische Zusammenfügung zur Verdeutlichung zweier Substantive mit der gleichen Bedeutung ist. Althochdeutsch lint und altnordisch linnr oder linni bedeuten „Schlange“. Das althochdeutsche Adjektiv lindi mit der Bedeutung „weich, nachgiebig“ ist damit verwandt. Das althochdeutsche wurm sowie das altnordische ormr bedeuten ebenfalls unter anderem „Schlange“ oder bezeichnen jedes kriechende Geschöpf.
Wikipedia: Lindwurm#EtymologieWenn ich raten müßte, dann sprichst Du vom Tatzelwurm. Es stimmt, zuweilen gilt er als giftig. Vor allem aber gilt er auch als feuerheiß, denn wo es verglastes Silikat gibt, da heißt es, sei der Tatzelwurm entlang gekrochen, da sein Leib so heiß sei.
T.Rick schrieb:OK, und wo "gibt" es fliegende feurige Schlangen? Sowas existiert heute nicht und dürfte in biblischen Zeiten genausowenig existiert haben.
Wo es das gibt? Na in der mythischen Vorstellungswelt, wo denn sonst? Schließlich reden wir genau über so etwas!
Daß der Biß von Giftschlangen als "brennend heiß" empfunden werden kann, sollte eigentlich bekannt sein. Entsprechend wäre eine Verbindung "Feuer aus dem Maul" durchaus nachvollziehbar. Ebenso galt die Schlange wegen ihrer Fortbewegung ohne Extremitäten als sehr sonderbar. Daß die Schlange über den Boden "fliegt", wäre ebenfalls eine naheliegende Vorstellung. Hinzu kommt, daß Schlangen, die auf Bäume oder sonstige erhöhte Objekte kriechen, unter bestimmten Bedingungen herunterfallen. Bestimmte Schlangen wie die südostasiatische Schmuckbaumnatter hat daraus einen galanten Gleitflug gemacht, aber auch in anderen Weltgegenden kann dies wie ein "Landen nach dem Flug" wirken (da sie nicht so wie ein Stein fallen und den Aufprall gut überstehen). Schlangen können auch oft gut schwimmen. Sie sind also Fortbewegungskünstler in diversen "Bewegungsräumen".
Wenn sich alte Kulturen da fliegende - und feurige - Schlangen vorstellen, verwundert mich das kein Bißchen.
Fliegende Schlangen jedenfalls muß es nicht geben. Wir redeten von Drachen. Und die fliegen nun mal. Insofern ist Deine obig zitierte Frage eh nur ne Nebelkerze.
T.Rick schrieb:Die einzige reale Vorlage für etwas, was sich wie eine lange feurige Schlange über den Himmel bewegt, dürften Sternschnuppen gewesen sein, die in der klaren Luft der nächtlichen Wüste ziemlich gut zu beobachten sind. Waren die Seraphim oder fliegenden Schlangen dann also ganz ordinäre Meteore, die in mythologische Form gegossen wurden?
Wie albern ist das denn? Weder ist das die einzige reale Vorlage, noch ist das überhaupt eine Vorlage. Die scheinbare Bewegungsgeschwindigkeit von Sternschnuppen paßt wenn, dann eher zu Pfeilen als zu Lebewesen. Da wär doch keiner auf "Schlange" gekommen.
Ohnehin ist auch das wieder nur Ablenke, denn auf die Seraphim hab ich ja nur hingewiesen als Antwort auf Dein
T.Rick schrieb:Seit wann spucken Drachen denn Feuer?
Es gibt diese Drachenvorstellungen, Punkt, basta, völlig egal, wie die darauf denn nu gekommen sind oder Deiner Meinung nach nicht drauf gekommen sein können.
T.Rick schrieb:Wie ein künstliches Schlangenbild aus Kupfer oder Bronze von echten Schlangen gebissene Menschen heilen soll, ist auch nicht geklärt
Was ist denn bloß mit Dir los? Es gibt diese Vorstellung von den ßerafim. Schei* drauf, wie die drauf gekommen sind. Lenk doch nicht mit jedem einzelnen Satz ab!
T.Rick schrieb:die Story klingt nach gezieltem Ausnutzen des Placebo-Effekts, harmlose Schlangen oder vielleicht auch nur Eidechsen, die allenfalls ein bißchen gezwickt haben, wo die Panik und der Aberglauben bei den Menschen dann mehr Schaden anrichtete als die eigentlichen Bisse.
https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/nehuschtan-1/ch/d9c73ea4ed346b2234ca22abb6cce518/
Hätteste mal den verlinkten Artikel gelesen, dann wäre Dir klar gewesen, daß Deine Ausführungen einfach nur Unfug sind. Denn der Nechuschtan hatte erst sekundär mit Mose zu tun, und noch sekundärer ist dann die Story aus 4.Mose21, daß der Nechuschtan was mit Heilung gegen Schlangenbisse zu tun hätte. Das ist ne nachgereichte Ätiologie, so "historisch" wie der Linden-Bezug des Lindwurms. Daher kannste den Nechuschtan nicht von jener Story her erklrären; anders rum wird ein Schuh draus.
Hier war nur wichtig, daß bei der Bildung jener Ätiologie des Nechuschtan auf die Vorstellung jener feurigen Schlangen, der ßerafim, zurückgegriffen wurde. Also reineweg als Beleg für diese ßerafim-Vorstellung, und nicht als Frage, wie man die Leute mit dem Nechuschtan foppen konnte.
T.Rick schrieb:Feuerspuckende Löwenköpfe machen aus einem Pferd noch keinen Drachen
Hab ich irgendwas in der Art geschrieben? Wollt nur einen weiteren Beleg für feuerspeiende Chimären geben. Quasi als Bonus.
Aber trotzdem darfst Du gerne mal ne Quelle dafür angeben, daß die Römer dergleichen Verzierung an ihren Streitrössern anbrachten. Auf nen chinesischen Brauch-Beleg verzichte ich mal, da diese eh nicht die Vorlage für diese biblischen Reit-Chimären gewesen sein können.
T.Rick schrieb:Man denke auch an die klassischen römischen Wasserspeier, die auch oft als Gesichter irgendeines Wassergottes gestaltet sind.
Warum auch immer man jetzt an römische Wasserspeier denken solle, und welcher Wassergott auch je Pate für einen einzigen römischen Wasserspeier gestanden haben solle...
Antike Wasserspeier waren nur selten figürlich, und wenn, dann oft Löwenköpfe. Erst in der ausgehenden Spätantike wurden diese Köpfe erstens häufiger, zweitens grotesker. Da befinden wir uns aber bereits in der Zeit des christlichen Roms. Richtig chimärenhaft wird es ab dem Mittelalter. Na und Bacchus & co. als Wasserspeier gibts recht eigentlich erst ab dem Historismus, womöglich schon der Renaissance, das weiß ich nicht so genau.
T.Rick schrieb:Echte Pferde mit einem aufwendigen Zaumzeug oder aufgesetzten Masken z. B. in Imitationen von Hirschen, Löwen oder Drachen zu verwandeln war auch nicht ganz unbekannt, sei es als Schmuck oder Kult oder um im Krieg feindliche Krieger zu beeindrucken.
Also mir ist das nicht bekannt. Any Belege?
T.Rick schrieb:Ich glaube in skythischen Gräbern wurden Funde gemacht, die Pferde mit aufgesetzten Geweihen oder Hörnern zeigen, weil sich echte Hirsche oder Steinböcke leider nicht als Reittiere eignen.
Die Skythen statteten ihre Sattel u.a. mit Geweihen aus, nicht die Köpfe ihrer Pferde.
https://www.noticaballos.com/de/los-escitas-y-la-cria-de-caballos.htmlT.Rick schrieb:Bei dem ist aus der Beschreibung als "blitzähnliche Waffe der Sonne" schon klar, um was es sich wirklich handelte
Ja schei* drauf, wie die drauf gekommen sind. Es ging um das Ob, nicht um das Woher.
Und daß dies dann gleich die "richtige" Erklärung wäre, ist zumindest ohne nähere Prüfung alles andere als sicher. Gehört hier aber eh nicht hin, daher lassen wir das besser...
Und gleich dahinter die Kobra-Erklärung. Echt, mir reichts, ich beende das hier. Es ging mal um Dein "wo gibts denn sowas: Feuerspeier?". Wenn Du meine Beispiele nicht bezogen darauf behandeln kannst, dann war es das hier. Diskutiere ordentlich, oder zerschieß woanders andere Threads.