Libertin schrieb:Worum es mir eigentlich ging: Über die Wahrscheinlichkeit von Leben im Universum lässt sich im Allgemeinen sagen, daß die Wahrscheinlichkeit hier bei 100% (also bei Eins) liegt. Nur sind das eben andere Wahrscheinlichkeiten (oder in dem Fall besser gesagt Fakten, da wir ja bereits nachgewiesenermaßen existieren) als wenn man etwa die Wahrscheinlichkeit einer bestimmten Lebensentstehung unter X Sternen erörtern möchte
Auch wenn du es schon durchblicken lassen hast, frage ich nochmal nach: Warum setzt du die Wahrscheinlichkeit bei 1 an? Weil es eine erwiesene Tatsache ist oder gibt es noch andere Herleitungen?
Wenn sich das nur an der Tatsache festmacht, dann habe ich jetzt herausgefunden, warum ich damit nicht konform gehe. Ich habe die gleiche Wahrscheinlichkeitsangabe im Parallelthread auch bezweifelt und mich gewundert, warum das so behauptet wird, wenn man doch Zufallsvariablen, Ereignisraum oder Versuchsanzahl gar nicht kennt.
Ich zitiere mal aus der
hier zu findenden nachvollziehbaren Erläuterung, worauf die Missverständnisse zurückzuführen sein könnten:
Die frequentistische Interpretation begreift Wahrscheinlichkeiten im Hinblick auf die Frequenzen, mit denen Ereignisse längerfristig eintreten. Zu sagen, dass beim Werfen eines fairen Würfels die Wahrscheinlichkeit einer 4 genau 1/6 beträgt, heisst, dass längerfristig etwa bei 1/6 der gesamten Würfe eine 4 gewürfelt wird.
(...)
Für den Frequentisten kann die Wahrscheinlichkeitsrechnung nur zur Anwendung kommen, wenn Frequenzen verfügbar sind – wenn Ereignisse wie das Werfen eines Würfels oder das Ziehen einer Karte beliebig oft wiederholt werden können. Hinsichtlich einmaliger Ereignisse sind Wahrscheinlichkeiten schlicht und einfach nicht definiert. Es macht demnach keinen Sinn, von der Wahrscheinlichkeit zu sprechen, dass Lee Harvey Oswald Präsident Kennedy ermordet hat, weil es kein Universum von Kennedy-Morden gibt, in dem wir zählen können, wie oft Kennedy durch Oswald ermordet wird, und wie oft ein anderer Mörder dafür verantwortlich ist.
Ohne dass ich zählen kann (also ohne dass ich alle Möglichkeiten des Versuchsausgangs kenne und ohne dass es sich um einen Vorgang handelt, der beliebig oft unter gleichen Bedingungen wiederholbar ist), benutze ich den
Begriff der Wahrscheinlichkeit nicht. Oder genauer: Ich benutze ihn nicht mit einer Zahlenangabe.
Ich sage dann, es ist erwiesen, dass John F. Kennedy von Lee Harvey Oswald ermordet wurde und es ist erwiesen, dass es Leben im Universum gibt (aber wie wahrscheinlich das war, kann ich trotzdem nicht sagen).
Wenn es aber um den Grad der Überzeugung im Lichte einer bestimmten Beweislage geht, dann ist es natürlich auch legitim, bei erwiesener Tatsache von 100 % iger Wahrscheinlichkeit zu sprechen oder zu sagen, die Wahrscheinlichkeit beträgt 1. Mir kommt das nur komisch vor, weil ich ein anderes Verständnis vom Begriff Wahrscheinlichkeit habe und den Begriff anders gebrauche.
Das meintest du vermutlich auch mit der verschiedenen Wahrscheinlichkeit - einen unterschiedlich hergeleiteten Wahrscheinlichkeitsausdruck.