Kephalopyr schrieb:eher an eine Art "Schutzengel" gedacht
Ja, bei meiner Oma hing auch so ein Kitschbild an der Wand.
Nicht daß es nicht auch solch eine Funktion von Engeln gäbe, Menschen zu beschützen, den Retter anzusagen, Frieden zu verkünden... Aber das sind quasi spätere Erweiterungen de Stellenbeschreibung göttlicher Wächterwesen. Das einzige kulturübergreifende sind die Funktionen als Wächter, Thronbeschützer (und sogar Thronträger bei Prozessionen), Garde - und zwar der Götter, nicht der Menschen. Nicht ohne Grund greift man bei den Mischwesen gerade auf die tödlichen Tiere zurück: Löwe, Wildstier, Adler, Schlange/Drache
Kephalopyr schrieb:Die hat bestimmt auch die hinterhältigsten Fragen gestellt wie: "Was ist gelb und schießt?!" - "Eine Banone!"
Überliefert ist nur eine einzige Frage. Welches Wesen geht am Morgen auf vier, am Mittag auf zwei und am Abend auf drei Beinen? Da bis zur Auflösung niemand die Frage beantworten konnte, wird die Sphinx auch keinen Bedarf für weitere Fragen gehabt haben.
Kephalopyr schrieb:Ich habe zum Beispiel mal mitbekommen, dass wohl das alte Testament Absätze enthalten soll, die darstellen sollten wie wertlos Frauen wären
Wenn man bedenkt, wie patriarchalisch und frauendiskriminierend die Eisenzeit (pi mal Daumen 1200 bis 600 v.Chr. im Großraum des Alten Orients und des östlichen Mittelmeers) war, sind die verschiedenen Frauen"bilder" des AT schlimmstenfalls "normales Mittelmaß", oft genug aber geradezu fortschrittlich. So dient zum Beispiel die Unterordnung der Frau unter den Mann aus 1.Mose3,16 nicht der Zementierung einer Frauenunterdrückung, sondern sie wird als "so isses halt in der Welt" beschrieben, genauso wie das Schmerzenhaben, Verletztwerden, Arbeitsmühsal, Hungersnot und Sterben auch (Verse 14 bis 19) - und sie wird als "das ist etwas Negatives und Lebensfeindliches" gekennzeichnet! Wer nicht bei der Arbeit schwitzt, nicht hungert, nicht von Schlangen gebissen wird usw., der ist nicht böse und verstößt damit nicht gegen Gottes Willen. Vielmehr "der hat es gut getroffen, Glückwunsch!" Und wo die Frau nicht unterdrückt wird? Auch da muß es laut dieser Stelle eigentlich heißen "Toll, weiter so!" - Gelesen wurde es aber lange Zeit anders...
Kephalopyr schrieb:oder dass der eigentliche Satanismus, ursprünglich nicht mal schlecht oder böse ist, sondern nur abgeändert und falsch dargestellt wird.
Satanismus ist etwas, das in der Bibel schlicht nicht vorkommt. Der Satan wurde als böse Gegenfigur entwickelt und aufgebaut; eine religionsgeschichtliche Vorstufe, einen älteren, ursprünglichen Satanskult gab es da nicht. Und Menschen, die böses tun, gelten halt als solche, die diesem Satan dienen. Satanismus kann erst entstehen, wenn man dem Satan genau solch eine Vorgeschichte, eine "eigenständige Existenz" andichtet. Religionsgeschichtlich nicht zu halten, aber letztlich ist das egal. Leute, die das für sich so glauben wollen, dürfen das gerne tun. Das einzige, was zählt, ist, was sie ausleben. Danach sollten sie bemessen werden, und da haben sie gleiches Recht darauf, für gut befunden zu werden. Und wenn für sie der Satan eben nicht der Negativ-Folie der Abrahamitischen Religionen namens Satan entspricht - toll!
Kephalopyr schrieb:Es ist in gewisser Weise besonders, weil sie versuchen zu bewahren, was teils in Vergessenheit geraten ist.
Eigentlich meinte ich, das mit dem Untergehen und Verschwinden ist nichts Besonderes. Im Sinne "passiert immer und überall mal wieder" (und auch in dem Sinne, das Zerstören fremder Kulturen ist nichts spezifisch Christliches, obwohl in der populären Wahrnehmung hauptsächlich da Kulturen verschwanden, wo Christen kamen). Die Kraft vieler Kulturen, durch große Veränderungen hindurch ihre Identität zu bewahren, ist in der Tat alles andere als "nichts Besonderes".
Kephalopyr schrieb:Das ist echt unglaublich!
Und als das in den letzten Jahrzehnten erkannt war (ok, ich habs ein bisserl überspitzt), war das zunächst auch ein Rätsel, und man überlegte ernsthaft, ob Amerika in der Eiszeit womöglich von Europa aus über den arktischen Eisrand des Nordatlantiks besiedelt wurde. Die ostsibirischen Funde und deren genetische Auswertung kamen erst später und klärten die enge genetische Verwandtschaft dann unspektakulärer, sauberer und handfester.
Kephalopyr schrieb:aber es wurde niemals so wirklich thematisiert wie sich alles vermischt hat und was es noch gab abseits vom Neandertaler und Homosapiens.
Diskutiert wird eine solche Vermischung schon lange, auch die Überlegung, der Neandertaler wäre der direkte, der unmittelbare Vorläufer des Sapiens. Doch war beides Minderheitenmeinung. Als dann die Genetik weiter voran geschritten war, konnte man die mitochondriale DNA alter Neandertalerknochen analysieren. 2004 stellte Svante Pääbo fest, daß es keinerlei Spuren für Vermischung gab. Erst vor gut zehn Jahren (um 2010) konnte man auch das eigentliche Erbgut des Neandertalers hinreichend erfassen und stellte dann fest, daß es doch Vermischungen gab.
Und was in Schulen gelehrt wird, ist selten der aktuelle Erkenntnisstand der allerletzten Jahre.
Kephalopyr schrieb:Da wurde ja echt nur an der Oberfläche gekratzt
Für was anderes kann die Schule auch gar nicht da sein. Wichtig ist, die Themenfelder kennenzulernen, in die man (nach der Schule) eigenständig tiefer eintauchen kann, wenns einen interessiert. Und wie man das dann macht, wie man selbständig Informationen verarbeitet und daraus Wissen macht, Zusammenhänge erkennt udgl., sowas zu lernen ist eigentlich Aufgabe von Schulen. Das dann anwenden, das macht man erst später. "Im Leben".
Universalgelehrte, die also alles "Erlernbare" ihrer Zeit auch wirklich erlernt haben, gibt es schon seit ein paar Jahrhunderten nicht mehr, mit so einem Anspruch wäre jede Schule durch das zunehmende Wissen total überfordert.
Kephalopyr schrieb:dass wir selbst die engsten Verwandten der oben genannten "Indianer" sind
Wie gesagt, das hab ich etwas übertragen (und sprach extra auch nur davon, wir wären "
mit" die engsten). Speicher das jetzt bloß nicht als Tatsache ab. Es gibt
engste Bezüge in einigen Gensequenzen. In
anderen Gensequenzen haben sich andere Vorfahren stärker niedergeschlagen, da gibt es dann sowohl für die amerikanischen Ureinwohner als auch für die Europäer andere "engste Verwandte".
Kephalopyr schrieb:Wieso? Also klar es waren Protestanten, aber weshalb genau? War dieser Calvinismus schlecht?
Viele Gesellschaften hielten Andersdenkende für schlecht und für eine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung. Weil Sokrates gesagt haben soll, die Sonne wäre kein Gott, sondern letztlich ein Haufen glühender Steine, galt er als Gottloser und als Verführer der Jugend und wurde von den alten Griechen zum Tode verurteilt. Und weil der Philosoph alles daran gab, daß die Menschen sich ihre eigenen Gesetze geben und nicht nach den Gesetzen anderer leben (etwa von Göttern gegebene Gesetze), akzepierte er das menschliche Urteil der menschlichen Gesellschaft der freien Griechen, schlug das Angebot zur Flucht aus und trank den giftigen Schierlingsbecher.
Kephalopyr schrieb:Sie wurden also hingerichtet, weil sie nicht an eine bestimmte Religion glaubten?
Nun, die Todesstrafe gab es nicht gleich immer und überall. Aber es gab sie durchaus, immer wieder mal. Doch es reicht schon, wenn man verjagt wird, oder weniger Rechte hatte, von der Gesellschaft gemieden wurde, bestimmte Berufe nicht ergreifen konnte u.v.a.m.
Kephalopyr schrieb:Hmmm, es ist genauso schlecht, dass er nur einen anderen Grund dafür hatte ihnen Zutritt zu gewähren, als auch genauso gut, DASS er ihnen diesen Zutritt gewährte. Hat wohl für beide Seiten Vorteile gehabt, wenn auch er selbst halt nicht wirklich an dem Religionsding interessiert war, aber er war definitiv gerissen mit diesem Plan
Es war jedenfalls ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu gesellschaftlicher Freiheit und Toleranz. Und zumindest dies war Fritzens ehrliche Überzeugung und nicht bloßes Kalkül: Warum sollte die persönliche Ansicht eines Menschen Staatssache sein?
Kephalopyr schrieb:Croissant.
Das haben aber die Franzen im Mutterland erfunden, und weit später, erst nach den zwei Franzosenwellen über Deutschland unter F2 und unter Napoleon.
Kephalopyr schrieb:Das Beste war bisher: "Frau Germany"
Na das nenn ich mal eingedeutscht! Normalerweise machen Berliner aus nem Khodowjézki nen Schodowícki (geschrieben Chodowiecki) oder aus nem Croissant ein Krosséng.