soll sich in Träume und Gedanken anderer eingeschlichen haben...
Joseph Freiherr von Auffenberg
Am 25. August 1798 in Freiburg geboren, wollte Auffenberg schon als Kind Dichter werden. Vom Vater, Hofmarschall der Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen, zum Studium der Rechte an der Freiburger Albertina angehalten, erhielt Auffenberg wenig Unterstützung in seinem frühreifen Wunsch.
1815 bricht der junge Mann sein Studium plötzlich ab. Ohne väterliche Erlaubnis nimmt er mit einem Freund in Richtung Griechenland Reißaus, um dort den Freiheitskampf der Griechen gegen die Türken zu unterstützen. Das Unternehmen schlägt grandios fehl: man kommt nur bis Norditalien. Nach einer Odyssee über Verona, Mailand, Mantua, Venedig und die Steiermark kehrt der junge Freiherr zerlumpt und ohne Geld in den Taschen wieder heim.
Er tritt nun eine Offizierslaufbahn an, zunächst in österreichischen, dann badischen Diensten; wird schnell Leutnant und schließlich Oberleutnant in der badischen Garde du Corps, der Leibgarde des Großherzogs.
Von seiten des Hofes gefördert, steigt Auffenberg nicht nur zum Hofmarschall und Direktor des großherzoglichen Hoftheaters in Karlsruhe auf. Es erscheinen bald seine ersten Dramen, die das Wohlwollen der Kritiker finden. Einige sehen in Auffenberg gar schon einen Nachfolger Schillers. Zu Ehren der Hochzeit des Markgrafen Leopold von Baden, dem späteren Großherzog, mit Sophie von Schweden im Jahr 1819 kommt Auffenbergs historisches Drama Berthold der Zähringer in der Opernfassung durch den bekannten Komponisten Georg Weixelbaum zur Aufführung. Im Freiburger Stadttheater, das 1823 in die Augustinerkirche an der Salzstrasse einzog, werden Drama und Opernfassung in den folgenden Jahren mehrfach inszeniert.
Unter den insgesamt 27 Historiendramen und –romanen, zahllosen Gedichten und verschiedenen Erzählungen, wie das autobiographische Nordlicht von Karlsruhe (1831), ist seine abenteuerliche Reisebeschreibung einer Spanienfahrt im Jahr 1832 besonders hervorzuheben. Angeregt durch sein heutzutage schwer lesbares Hauptwerk, sein Epos Alhambra (1828), das die Rückeroberung Granadas durch die Spanier im Jahre 1492 zum Thema hat, wollte Auffenberg Land und Leute selbst kennenlernen. Seine sehr lesenswerte Humoristische Pilgerfahrt nach Granada und Kordova berichtet von seinen bisweilen haarsträubenden und lebensbedrohlichen Abenteuern.
Die Intendanz in Karlsruhe nahm Auffenberg nach seiner Rückkehr wieder auf. Doch in der Zeit des Vormärz und mit der Badischen Revolution 1848 muss sich seine Beziehung zu Großherzog Leopold merklich verschlechtert haben.
Wie wir Dokumenten im Generallandesarchiv entnehmen konnten, ließ Leopold den in Ungnade gefallenen Hoftheaterintendanten gar durch Agenten bespitzeln. Denunzianten in Mannheim und Karlsruhe geben ihre vermeintlichen 'Erkenntnisse' über den in der Öffentlichkeit bekannten Freiherrn hinsichtlich seiner liberalen politischen Gesinnung bei Hofe zu Protokoll. Auch dürften Auffenbergs massive Alkohol- und Spielbankeskapaden negativ aufgefallen sein.
Kurz nach der Niederschlagung der Revolution 1849 kommt es bei einem großen Diner am Karlsruher Hof zum Eklat: der stark angetrunkene Auffenberg äfft Großherzog Leopold vor versammeltem Offizierskorps nach und gibt hinter dessen Rücken den Hanswurst. Mit Schimpf und Schande wird er vom Hof gejagt, verbringt die letzten Jahre als Sonderling und stets in Begleitung seines gänzlich schwarzen Pudels in seiner Vaterstadt, wo er in der Nähe des Martinstores im 'Haus zum See' schließlich am 25. Dezember 1857 verstarb.
Joseph Freiherr von Auffenberg ist bei seinem Vater auf dem Alten Friedhof begraben. Beide Grabmäler sind fast völlig verwittert. Hinweise auf das Grab wie auch auf die Person dieses merkwürdigen Freiburger Dichters finden sich heute fast nirgends.
Nach seinem schier unglaublichen Faux pax mit Großherzog Leopold wurde er zu einer persona non grata und seine Werke – so vermutete Ende des 19. Jahrhunderts der Germanist Leopold Stahl – offenbar auf eine 'schwarze Liste' gesetzt. Nach 1849 wurden in Baden (und im übrigen Deutschland) seine bisher oft gespielten Stücke nicht mehr aufgeführt.
In der Hausgeschichte des heutigen badischen Staatstheaters finden sich ebensowenig Hinweise auf seine Person und Leben.
Wir freuen uns, mit der bizarren Spukballade Der Bodenwichser den fast völlig in Vergessenheit geratenen Freiburger Dichter und seinen skurrilen Humor nun wieder einem größeren Publikum vorstellen zu können.
Joseph Freiherr von Auffenbergs Gesammelte Werke in 22 Bänden (2. Aufl.) sind über die Universitätsbibliothek Freiburg auch im Internet einsehbar:
http://freimore.uni-freiburg.de (Suchbegriff: Von Auffenberg, Joseph)
Texte von: Dr. Michael Weis
Sein Grab befindet sich auf dem Freiburger Alten Friedhof. Neben dem völlig verwitterten Grabstein befindet sich dort auch ein Denkmal, das die Freiburger Bildhauerin Eva Eisenlohr 1965 schuf.
Quelle u.a.
http://www.historix-tours.de/Auffenberg.jpg