@freebee Ich stimme dir vollinhaltlich zu. Bei den Schweinen ist es z.B. so, dass es eine Schweinebörse gibt, die jeweiligen Preissteigerungen und Rückgänge werden auf den Fachforen ja auch ausführlich diskutiert. Wenn der Preis um 2 Cent pro kg sinkt, wird schon losgejammert. Die Bauern bekommen pro kg so um die 1,35 , +/- ein paar Cent auf oder ab.
Die Bauern diskutieren ja untereinander auch mittlerweile über der zweifelhaften Erfolg des Wettbewerbs: früher kamen sie mit 30 oder 50 Schweinen über die Runden, heute ist zu diesen Preisen niemand konkurrenzfähig, der die Tiere einigermassen anständig halten will. Im Grunde haben sie sich selber niederkonkurrenziert, weil solang die Geschäfte gut liefen, hat man vergrößert und erweitert und rationalisiert was das Zeug hielt.
In Österreich sollen jetzt die Ferkelschutzkörbe verboten werden, es handelt sich dabei um einen Käfig für die Muttersau, in dem sie sich nicht im geringsten Maß bewegen kann, ebenso ein Verbot der Kastration ohne Betäubung. Ein Aufschrei war die Folge: der ganze Stall muss umgerüstet werden, der samt seinen supermodernen Spaltböden noch nicht mal abbezahlt ist.
Wenn ich es recht in Erinnerung habe, werden pro Jahr rund 800 Tonnen Antibiotika an Schweine verfüttert, geht bei dieser Haltung nicht anders, es gibt dann zwar Wartezeiten bis zur Schlachtung, aber ein Teil landet natürlich am Teller.
Wir sind jetzt jahrelang mit dem Gedöns zugelabert worden, wie toll nicht der freie Wettbewerb sei, und nur ja keine Regeln. Oberstes Gebot, und das hat sich leider als Selbstverständlichkeit in den Hirnen festgesetzt, ist die Gewinnmaximierung.
Dennoch, es ist viel in Bewegung, und auf den Bauernforen wird auch ernsthaft darüber diskutiert, dass man nicht dauernd als Tierquäler und Umweltvergifter gesehen werden will. Momentan fliegen die Messer zwischen bio und konvis zwar noch tief, aber der Druck steigt.
Wollen wir hoffen, dass sich die Dingens bessern.
In meinem Bekanntenkreis sind es zunehmend die Kinder und Jugenlichen, die Fleisch verweigern, aber der Eindruck mag subjektiv sein.
Die Normen zur Tierhaltung basieren natürlich auf wirtschaftlichen & sachlichen Überlegungen, ich hatte sie ja bereits dargestellt. Anders lässt sich die Nachfrage eben nicht befriedigen, als durch Massentierhaltung. Ich persönlich will nicht auf Fleisch verzichten, mir ist es offen gestanden recht egal, wie sie gehalten werden, solange es nur dem Produkt nicht schadet. Die Problematik mit dem Antibiotika kann ich nicht beurteilen, dazu liegen mir keine Erkenntnisse vor. Jegliche komplexe Struktur zerfällt ab einer bestimmter Temperatur, dies schließt natürlich auch Antibiotika ein. Spätestens beim kochen/braten/... sollten die letzten Reste von Antibiotika beseitigt werden. Der Mensch sollte natürlich durch den Konsum des Fleisches nicht geschädigt werden, dass ist ein primäres Kriterium.
freebee schrieb:Gelegentlich frage ich mich, ob wir nicht vor dem Ergebnis einer anerzogenen Denkweise stehen, vorzugsweise der Jungs: der männliche Mensch darf ja schon als Kind nicht weinen, weil ein Mann sowas nicht tut, er hat logisch, sachlich, zweckorientiert zu denken. Die Unterdrückung der Emotion wird ja gern als männliche Überlegenheit der weiblichen Gefühlsduselei ausgegeben, vielleicht ist es aber bloß eine althergebrachte Verkrüppelung von klein an. Die gegenwärtigen Praktiken in der Tierhaltung müssen ja auf einer weitgehend emotionslosen, sachorientierten Basis entstanden sein, sonst wärs ja anders.
Die Menschen sollten generell sachlicher denken, ganz unabhängig davon ob es sich nun um männliche oder weibliche Individuen handelt; Dies würde zwischenmenschliche Konflikte wohl durchaus unwahrscheinlicher machen.
Wir Menschen sind den Tieren aufgrund unserer Fähigkeit zu strategischen und analytischen Denken überlegen, wir haben einen Evolutionsvorteil. Da wirkt natürlich ein Selektionsdruck auf unterlegene Arten. Das Aussterben gewisser Arten ist jedoch gar nicht im Sinne einer stabilen Gesellschaft, denn das Aussterben bestimmter Arten kann das Aussterben der Menschen implizieren. Somit ist es in unseren vitalen Interesse, den Selektionsdruck auf unterlegene Arten abzuschwächen. Die zur Weiterverarbeitung gehaltenen Schweine müssen also eine konstante Population sein (manchmal muss natürlich die Population vergrößert werden und zwar immer genau dann, wenn die Nachfrage steigt).