Artenvielfalt - Produkt der Schöpfung oder Evolution?
08.11.2019 um 00:20off-peak schrieb:Ich kenn die Story allerdings umgekehrt.Ja, entweder aus Einbildung oder aus kruden Quellen, die ihre Einbildung als Realität verkaufen. Dabei schreibt Galilei es doch selbst und ausdrücklich:
Was sagt Ihr [, Kepler,] zu den hier tonangebenden Philosophen, denen ich mehr als tausendmal angeboten habe, ihnen meine Entdeckungen zu zeigen, die aber, mit der müden Trägheit einer vollgefressenen Schlange, nie bereit waren, durch das Fernrohr den Mond oder die Planeten anzusehen? Wahrhaftig, wie die Schlange keine Ohren, so haben diese Männer keine Augen für das Licht der Wahrheit. Für sie ist die Philosophie ein Buch, wie die Äneis oder die Odyssee, in dem die Wahrheit gesucht werden muss, nicht dagegen im Universum oder in der Natur, sondern – und hier gebrauche ich ihre eigenen Worte – durch Vergleiche von Texten. Wie würdet Ihr lachen, wenn Ihr hören könntet, welche Argumente der erste Philosoph der Fakultäten von Pisa in der Gegenwart des Großherzogs gegen mich vorgebracht hat. Er versuchte verzweifelt durch logische Schlussfolgerungen, so als wären sie Zaubersprüche, die neuen Planeten aus dem Himmel hinauszudisputieren.Philosoph war damals die Bezeichnung für die, die wir heute Wissenschaftler nennen.
off-peak schrieb:Na, na, na, da macht aber wer den Wunsch zum Vater des Gedankens. Die Kirche förderte n Wissenschaft nur so weit, wie sie dem Glauben nicht widersprach.Die meisten Widersprüche der damaligen Erkenntnisse bestanden gar nicht zur Bibel, sondern zum Aristotelischen Weltbild. Nach Aristoteles bewegen sich die Himmelskörper am Himmel einzig in Abhängigkeit von der Erde, fallen schwerere Objekte schneller als leichtere, und schwimmt Eis auf dem Wasser, weil es zwar schwerer ist, aber flach aufliegt. Gegen alle diese Punkte sprach sich Galilei aus und bekam dafür Kritik vonseiten der Wissenschaftskollegen (deretwegen Galilei nicht an der Universität Pisa bleiben konnte). Die Kurie hingegen verschloß sich nicht gegenüber Galileis experimentellem Aufweis, daß Eis leichter als Wasser sei und deswegen schwimme, und sie verschloß sich auch nicht der Betrachtung der Jupitermonde durchs Teleskop. Tatsächlich wurde ja später das Planetenmodell von Brahe kirchlich "abgesegnet" - obwohl die übrigen Planeten ganz unaristotelisch um die Sonne kreisen. Nein, Kirchens war da wissenschaftlich offener als "die Wissenschaft". Und das, obwohl auch die katholische Kirche sehr mit Aristoteles arbeitete und argumentierte.
Daß Bibeltexte, die z.B. von den Enden der Erde sprechen, von den Säulen, auf denen die Erde ruhe, von dem Wasser unter der Erde und jenem über dem Himmelsfirmament, daß solche Bibeltexte, die eine flache Erde implizieren, nicht wörtlich als wahr gelten, war eh seit Jahrhunderten klar. Insofern hatten kirchliche Entscheidungsträger stets ein probates Mittel zur Hand, zwischen einzelnen biblischen Aussagen und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vermitteln. Das Problem war vielmehr, daß diese Leute es eben als ihr eigenes Vorrecht ansahen, genau diese Vermittlung vorzunehmen - und nicht etwa das eines Galilei, der in einem Brief genau diese nichtwörtliche Interpretation bei neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen forderte.
off-peak schrieb:Und Gauben ist eine Ideologie.Nope. Aber Glaube kann wie jede Weltanschauung zu einer Ideologie gemacht, als eine solche verwendet, mißbraucht werden.