Ich habe mal ein Buch hervorgekramt, dass mich vor etlichen Jahren bereits fasziniert hat:
Der zweite Akt der Schöpfung - Natur und Technik im neuen Jahrtausend von
Kevin Kelly .
Auf Seite 582, der deutschen Taschenbuchausgabe vom Fischer-Verlag, März 1999, unterscheidet er sieben evolutionäre Trends:
Irreversibilität (auch bekannt als Dollos Gesetz), wachsende Komplexität, wachsende Vielfalt, wachsende Zahl von Individuen, wachsende Spezialisierung, wachsende wechselseitige Abhängigkeit, wachsende Entwicklungsfähigkeit .
Die fette Hervorhebung des letzterwähnten Trends ist von mir, da mich dieser Aspekt zum Thema führt.
Auf Seite 588 wird dieser Punkt genauer erläutert:
Wachsende Entwicklungsfähigkeit - im Jahre 1987 legte der Zoologe Richard Dawkins auf dem First Artificial Life Workshop ein Papier mit dem Titel "The Evolving of Evolvability" vor, in dem er Durchführbarkeit und Vorteile einer Evolution der Evolution auslotete.
Ungefähr zur selben Zeit beschrieb Christopher Wills in 'Wisdom of the Genes' ein Szenario, wie Gene ihre eigene Entwicklungsfähigkeit steuern können.
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Dawkins schlug eine natürliche Selektion höherer Ordnung vor, "die nicht nur Phänotypen bevorzugt, die bei der Anpassung erfolgreich sind, sondern auch die Tendenz begünstigt, sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln oder einfach die Tendenz, sich überhaupt zu entwickeln."
Mit anderen Worten: Die Evolution selektiere nicht nur nach Überlebens- sondern auch nach Entwicklungsfähigkeit.
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Wie alle von der Evolution selektierten Merkmale muss auch die Entwicklungsfähigkeit über Akkumulation hergestellt werden. Eine einmal angenommene schwache Innovation kann als Plattform für die Geburt einer mächtigeren Innovation dienen. Auf diese Weise etabliert eine schwache Entwicklungsfähigkeit eine ausbaufähige Basis von der aus die Entwicklungsfähigkeit weiter zunehmen kann. Auf sehr lange Sicht ist die Entwicklungsfähigkeit eine essentielle Komponente der Überlebensfähigkeit. Daher würde sich in einer Abstammungslinie von Organismen, deren Gene so geschaltet sind, dass ihre Entwicklungsfähigkeit wächst, deutlich die Fähigkeit (und der Vorteil) zur Weiterentwicklung steigern. Und so weiter ad infinitum.
In einer solchen Evolution der Evolution sehe ich auch die Hauptursache für die Beschleunigung der Entwicklung, wie man sie im Verlauf der Geschichte des Lebens beobachten kann.
Das Leben selbst ist quasi auf dem besten Weg sich zu "intelligenten Selbstdesignern" zu entwickeln (jedenfalls wird's darauf hinauslaufen) und da es im Verlauf von nahezu 4 Milliarden Jahren schon ein gutes Stück vorangekommen ist, können wir heute die (gewissermaßen "Ehrfurcht gebietenden") Resultate bewundern.
Ein "göttlicher Schöpfer" ist nirgends vonnöten und würden wir die Erde vor 3 Milliarden Jahren inspizieren , "könnte nichts zu Gott uns inspirieren"
;) .
Gruß, Zellaktivator.