0. Die Bibel weiß von sich selbst als Gesamtwerk und bezieht sich auf sich selbst als Gesamtwerk.
Das stimmt soweit wie man sich überhaupt einigen kann was die Bibel eigentlich ist. Viele Schriften existieren außerhalb des allgemein üblichen Kanons. Diese werden zwar auch zum Teil innerhalb der Bibel erwähnt, teils bestätigend und teils ablehnend behandelt, aber nicht in dem Sinne als zum Gesamtwerk zugehörig angesehen.
Ein Beispiel sind die Apokryphen des alten Testament. Sie haben zur Zeit von Jesus in Palästina keine anerkannte Gültigkeit gehabt und spielten in keiner Liturgie eine Rolle.
Jesus bezieht sich nie auf sie, ebenso wenig seine Apostel oder die kanonisch in Palästina anerkannten Schriften. (Palästina bzw. Jerusalem war das anerkannte Autoritätszentrum für Bibelfragen zur Zeit von Jesus.)
In einigen jüdischen Diasporagemeinden wie Griechenland, Babylon und Ägypten waren sie aber verbreitet, weil sie z.B. einen Teil der regionalen Geschichte oder Politik behandelten.
Andererseits haben alle Gemeinden die palästinische Fassung des AT als verbindlich akzeptiert.
Beim AT kann man also sagen, dass zur Zeit von Jesus in allen Gemeinden der Kanon in der Form als verbindlich existierte wie wir ihn heute kennen, ergänzt durch unverbindliche regionale Ergänzungen.
Die verbreitetsten dieser regionalen Ergänzungen hat Martin Luther mit der Bibel zusammen übersetzt, nicht weil er sie dem AT verbindlich eingliedern wollte, sondern weil er sie interessant und für die Bildung nützlich fand.
Dieser (zur Zeit Jesu von allen Juden als verbindlich anerkannte) Kanon zumindest versteht sich als Einheit.
Das kann man daran erkennen dass die Inhalte sich aufeinander beziehen und einander ergänzen.
Beim neuen Testament muss man zunächst von folgender Hypothese ausgehen: Einige Schriften entstanden zur Lebzeit Jesu, andere (die meisten) erst nach seinem Tod. Die christlichen Gemeinden akzeptierten alle Texte als der heiligen Schrift gleichwertig und zugehörig,
die nachweislich von ihnen persönlich bekannten Aposteln und Evangelisten verfasst wurden.
Diese kritische Haltung war nötig, weil schon von Anfang an natürlich auch jede Menge unautorisierter Schriften in Umlauf waren, die die Augenzeugen und Wegbegleiter von Jesus (eben die Apostel und Evangelisten, die er persönlich mit der Verbreitung seiner Botschaft nach seinem Tod betraut hatte) als Irrlehren kritisiert haben.
Zumindest diese Schriften verstehen sich ebenfalls als Einheit in dem Sinn, dass sie sich aufeinander beziehen und ergänzen kein Apostel etwas veröffentlicht hätte was ein anderer Apostel abgelehnt hätte. Zugleich beziehen sie sich mit ihrer Kernbotschaft (Jesus) immer auf das AT, das sie als inspiriert anerkennen und in ihm -Jesus- erfüllt sehen. Jesus selbst bezog seine Legitimation ja auch daraus.
Schriften die, sagen wir, 10 Jahre nach dem Tod des Apostels zum erstem Mal irgendwo auftauchten der sie angeblich geschrieben haben sollte hatten keine Chance als authentisch anerkannt zu werden. Diese Schriften umfassen einen Teil der heutigen Apokryphen des Neuen Testaments, wobei der Begriff weit schwerer einzugrenzen ist als bei den Apokryphen des AT, unter denen (fast) alle das Gleiche verstehen.
Diese Hypothese wurde aber oft angezweifelt mit dem Hinweis, dass ebensogut bis ins Mittelalter ständig neue Bibelversionen entstanden sein könnten. Beide Seiten haben ihre Argumente.
Ich für meinen Teil gehe davon aus dass der heute übliche Kanon ohne Apokryphen die komplett vollständige Einheit darstellt die Jesus beabsichtigte und beziehe mich mit allen Textstellen nur auf diese.
Was ICH denke (obwohl das ja hier nicht das Threadthema ist):
-Die Zeugenaussagen über den Tod und die Auferstehung von Jesus sind für mich stichhaltig, das ist das Ergebnis einer langen und gründlichen logischen Überlegung.
-Deshalb kann man Jesus zutrauen dass er auch alles andere tun konnte was er wollte. Die Wunder und so.
-Jesus wollte dass seine Botschaft in der ganzen Welt bekannt gemacht wird, also wird er das auch gewährleisten. Die Macht dazu hat er jedenfalls.
-Deshalb gehe ich davon aus, dass zwar im Lauf der 2000 Jahre die Grammatik und des neuzeitlicheren Sprachverständnisses wegen mit jeder neuen Übersetzung immer auch mal einzelne Wortwahlen verändert wurden,
inhaltlich die Bibel aber (das NT und das AT) genau dem entsprecht was Jesus und die Apostel damals gesagt und geschrieben haben.
@AnGSt Die dazugehörigen Stellen such ich morgen raus und poste sie Dir direkt. Es werden wohl ziemlich viele werden...