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Wie kann ich an etwas glauben?

750 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Leben, Liebe ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wie kann ich an etwas glauben?

23.02.2021 um 18:52
Zitat von sarevoksarevok schrieb:das halte ich für Unfug viele Wissenschaftler sind Atheisten und Agnostiker glauben die?
Natürlich glauben die an etwas. Was der Wissenschaftler weiß, hält er für wahr und nochmal: für wahr halten = glauben.
Das Das Wörtchen "glauben" im religiösen Kontext irgendwas anderes heißen sollte, als genau das, hat sich mir noch nie erschlossen.
Zitat von sarevoksarevok schrieb:wo siehst du da den unterschied zu meiner aussage?
Für wahr halten hat nix mit bestätigten oder unbestätigten Informationen zu tun, es ist auch nicht ein "einfaches Annehmen".
Zitat von sarevoksarevok schrieb:wenn du etwas weißt musst du es nicht mehr glauben
Wenn du es weißt, hälst du es nicht für wahr? Sondern? Für falsch?
Zitat von sarevoksarevok schrieb:muss ich das wirklich erklären?
Nein. Das war ein Holzpfosten um dich auf deine eigenen Grundannahmen hinzuweisen, aka Glaubensinhalte.
Wie sowas hier:
Zitat von sarevoksarevok schrieb:ist der verstand nicht scharf fängt man an aus Bequemlichkeit dinge zu glauben ohne sie je geprüft zu haben
Zitat von sarevoksarevok schrieb:der verstand ist wie ein Messer darum scharf Logik teilt dinge auf weißt du? zb. wissen vs. glauben
Dieser vorgeblich Gegensatz hat mit Logik nichts zu tun. Es sei denn du verfügst über eine Definition von Wissen die ohne für wahr Halten auskommt.


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23.02.2021 um 18:54
Zitat von paxitopaxito schrieb:Was der Wissenschaftler weiß, hält er für wahr und nochmal: für wahr halten = glauben.
wenn zb. Einstein über Materie nachgedacht hat und sich diese im Geist vorgestellt hat würdest du dies als glaube sehen?

ich würde es eher als Vorstellungskraft verstehen

selbst wenn ein solcher sich etwas im Geist gebaut hat glaubt er das ja nicht einfach da werden komplexe

Rechnungen erstellt um diese Vorstellung zu beweisen oder sie wird verworfen


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23.02.2021 um 18:58
Zitat von paxitopaxito schrieb:Dieser vorgeblich Gegensatz hat mit Logik nichts zu tun.
da wäre ich mir nicht so sicher

Logik ist eine Vorgehensweise richtig oder falsch links oder rechts Trial-and-Error
Mit Logik (von altgriechisch λογικὴ τέχνη logikè téchnē ‚denkende Kunst‘, ‚Vorgehensweise‘) oder auch Folgerichtigkeit wird im Allgemeinen das vernünftige Schlussfolgern und im Besonderen dessen Lehre – die Schlussfolgerungslehre oder auch Denklehre – bezeichnet. In der Logik wird die Struktur von Argumenten im Hinblick auf ihre Gültigkeit untersucht, unabhängig vom Inhalt der Aussagen. Bereits in diesem Sinne spricht man auch von „formaler“ Logik. Traditionell ist die Logik ein Teil der Philosophie. Ursprünglich hat sich die traditionelle Logik in Nachbarschaft zur Rhetorik entwickelt. Seit dem 20. Jahrhundert versteht man unter Logik überwiegend symbolische Logik, die auch als grundlegende Strukturwissenschaft, z. B. innerhalb der Mathematik und der theoretischen Informatik, behandelt wird.
Die beiden Hunde veritas und falsitas jagen den Hasen problema, die Logik eilt mit dem Schwert syllogismus bewaffnet hinterher. Links unten Parmenides, mit dem die logische Argumentation Einzug in die Philosophie hielt, in einer Höhle.
Wikipedia: Logik


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23.02.2021 um 19:00
Zitat von sarevoksarevok schrieb:ich würde es eher als Vorstellungskraft verstehen
Ich auch.
Wenn sich Einstein (oder Horst) etwas vorstellt, stellt er sich was vor. Ist weder Wissen, noch Glauben, sondern Vorstellen.
Da gibt's ja nix, was gewusst oder geglaubt wird.
Zitat von sarevoksarevok schrieb:selbst wenn ein solcher sich etwas im Geist gebaut hat glaubt er das ja nicht einfach
Nö, er hat da eine (gute) Begründung für. Glauben + gute Begründung = Wissen. Sagte ich schon:
Zitat von paxitopaxito schrieb:Wissen ein (gut) begründetes für wahr halten.
Trotzdem ist das für wahr halten absolut wesentlich für das Wissen. Wenn man eine verdammt gute Begründung hat, aber trotzdem denkt es sei falsch, weiß man es doch nicht.


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23.02.2021 um 19:01
Zitat von paxitopaxito schrieb:Da gibt's ja nix, was gewusst oder geglaubt wird.
ach also kommen Wissenschaftler doch ohne glauben aus?
Zitat von paxitopaxito schrieb:Was du weißt, glaubst du auch
Zitat von paxitopaxito schrieb:Glauben ist damit immer Bedingung für Wissen.
hm ?
Zitat von paxitopaxito schrieb:Nö, er hat da eine (gute) Begründung für. Glauben
das ist kein glaube! glaube wäre wenn er geträumt hätte das Materie ein Schwein ist

und dies in die Welt posaunt hätte das hat nichts mit Wissenschaft zu tun
Zitat von paxitopaxito schrieb:Trotzdem ist das für wahr halten absolut wesentlich für das Wissen. Wenn man eine verdammt gute Begründung hat, aber trotzdem denkt es sei falsch, weiß man es doch nicht.
genau :) es geht ja

daher ist die beste Einstellung auch die agnostische


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Wie kann ich an etwas glauben?

23.02.2021 um 19:20
Zitat von paxitopaxito schrieb:Nein, Glaube ist einfach nur ein für wahr halten. Wissen ein (gut) begründetes für wahr halten. Glauben ist damit immer Bedingung für Wissen. Was du weißt, glaubst du auch.
Hm... Intuitiv würde ich zwar zunächst zustimmen, nach kurzem Nachdenken dann aber doch irgendwie widersprechen wollen. Ich sehe bspw. nicht notwendigerweise einen Widerspruch in der Aussage: "Ich weiß, dass ich nur dieses eine Leben habe, welches mit dem Tod endgültig endet, aber ich glaube es nicht." Die Frage ist letztendlich, wie das zu verstehen ist. Im Prinzip ist es aber so, dass selbst Wissen (fast) immer unter einem gewissen Irrtums- oder Fallibilitätsvorbehalt steht: Ich weiß, dass es sich so und so verhält, aber gleichzeitig weiß ich auch, dass ich mich dabei irren könnte... Und letztendlich macht bspw. auch eine Unterscheidung zwischen "gesicherten Wissen" und "vorläufigen Wissen" durchaus Sinn derart, dass bei ersterem - im Gegensatz zu letzterem - absolut kein Zweifel mehr besteht. Alternativ kann man natürlich auch unterscheiden zwischen "etwas wissen" und "etwas glauben, zu wissen", läuft wohl auf's Gleiche hinaus...

An und für sich soll mich persönlich aber auch die Unterscheidung zwischen 'belief' und 'justified (true) belief' nicht großartig stören, solange halt im jeweiligen Kontext klar ist, was gemeint ist^^


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23.02.2021 um 20:13
Zitat von sarevoksarevok schrieb:ach also kommen Wissenschaftler doch ohne glauben aus?
Nö, kommt niemand, auch keine Wissenschaftler. Und Wissenschaft erschöpft sich auch nicht darin, sich Dinge vorzustellen.
Zitat von sarevoksarevok schrieb:hm ?
Nix hm. Glauben ist Bedingung für Wissen, alles was du weißt, glaubst du auch. Oder anders: Wissen ist eine Teilmenge des Glaubens - nämlich der Glauben der gut begründet ist.
Zitat von sarevoksarevok schrieb:das ist kein glaube!
Doch ist es. Ein gut begründeter Glaube. Das Glaube notwendige irrsinnig sein muss, in der Form:
Zitat von sarevoksarevok schrieb:glaube wäre wenn er geträumt hätte das Materie ein Schwein ist
ist doch nicht im Ansatz sinnvoll. Glaube heißt immer noch und immer wieder schlichtes "für wahr halten". Da ist nichts unsinniges dran, wir müssen bestimmte Grundannahmen für wahr halten, also glauben, ob uns das schmeckt oder nicht.
Zitat von sarevoksarevok schrieb:daher ist die beste Einstellung auch die agnostische
Wie auch immer du das aus dem hier folgern willst:
Zitat von paxitopaxito schrieb:trotzdem ist das für wahr halten absolut wesentlich für das Wissen. Wenn man eine verdammt gute Begründung hat, aber trotzdem denkt es sei falsch, weiß man es doch nicht.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Hm... Intuitiv würde ich zwar zunächst zustimmen
Mehr Intuition wagen Noumenon ;)
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Ich sehe bspw. nicht notwendigerweise einen Widerspruch in der Aussage: "Ich weiß, dass ich nur dieses eine Leben habe, welches mit dem Tod endgültig endet, aber ich glaube es nicht."
Weil man da anfängt zu interpretieren, wie der Satz wohl gemeint sein könnte. Sagst du ja selbst. Wir können das "ich weiß" als "ich weiß, dass man das so behauptet" und das "aber ich glaube es nicht" mit "aber ich will es nicht glauben" verstehen, dann ergibt der Satz auch Sinn. So wie er da steht, ist es einfach widersprüchlich. (Das wir widersprüchliche Sätze im Alltag verwenden ist jetzt auch keine ganz neue Erkenntnis)
Worauf du völlig richtig verweist ist der Aspekt, das Wissen wohl "wahr" sein müsste, das habe ich hier in der Diskussion der Einfachheit halber mal außen vor gelassen. Die Definition von Wissen als "begründeter, wahrer Glaube" ist auch keineswegs problemlos. Nur leider ist es - immer noch - die sinnvollste Definition die wir haben. "Justified true belief" heißt ja auch nix anderes.
Wenn irgendjemand eine bessere Idee hat, wie man Wissen verstehen soll, wenn nicht genauso, dann immer her damit. Ansonsten ist Wissen auch per Definition immer nur eine Form von Glauben.


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Wie kann ich an etwas glauben?

23.02.2021 um 21:50
@paxito
Zitat von paxitopaxito schrieb:Natürlich glauben die an etwas. Was der Wissenschaftler weiß, hält er für wahr und nochmal: für wahr halten = glauben.
Das Das Wörtchen "glauben" im religiösen Kontext irgendwas anderes heißen sollte, als genau das, hat sich mir noch nie erschlossen.
Natürlich gibt es einen Unterschied.
«Ich glaube das morgen die Sonne aufgeht.»
Ist eine andere Art des Glaubens als:
«Ich glaube das ein Gott existiert.»

Denn das die Sonne aufgeht oder das unser Planet sich dreht bis wir auf der Sonnenseite sind ist ein glaube auf einem Guten Grund. Aber ich Weiss nicht ob sie aufgeht.

‘Believe the Sun will Rise’

Der Glaube an Gott hat keine Rechtfertigung und ist daher ein Blinder glaube ohne guten Grund.

‘Faith in God’

Wie du siehst ist hier English für einmal etwas besser.
Zudem gibt es hier wohl einen grossen Unterschied und wie du siehst kann glauben einen so guten Grund haben, zu einem so hohen Grad bestehen, das er an wissen Grenzt.


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Wie kann ich an etwas glauben?

23.02.2021 um 22:00
Zitat von Snowman_oneSnowman_one schrieb:Der Glaube an Gott hat keine Rechtfertigung
Erklärt halt nur absolut alles, was wir in unserer Welt sehen. Aber ne, überhaupt keine Rechtfertigung^^


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23.02.2021 um 22:05
@Capuet31
Zitat von Capuet31Capuet31 schrieb:Erklärt halt nur absolut alles, was wir in unserer Welt sehen. Aber ne, überhaupt keine Rechtfertigung^^
Nicht wirklich.
Es gibt 3000 Religionen die auf der Bibel beruhen die sich in jeder Hinsicht unterscheiden und alle die einzige Wahre Religionen sind.
Mehr Blinden glauben kann man wohl nicht ansammeln, denn es können nicht alle richtig liegen, aber jede dieser Religionen könnte sich irren.

Es gibt keine einheitliche Definition von Gott und nach dem Grund gefragt, läufst es immer auf blinden glauben aus. Einfach weil man es glauben will.


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23.02.2021 um 22:09
Zitat von Snowman_oneSnowman_one schrieb:Der Glaube an Gott hat keine Rechtfertigung und ist daher ein Blinder glaube ohne guten Grund.
Ich würde das (also den "blinden Glauben") eher als Aberglaube bezeichnen. Also bspw. der Glaube an die magische Wirkung von irgendwelchen Heilsteinen steht so manchen Glaubensvorstellungen bzgl. Gott ja bspw. in nichts nach (das wird letztendlich natürlich auch davon abhängen, was genau man unter "Gott" überhaupt versteht, klar)... Und man findet diese Form des Glaubens nicht nur in der Religion und Esoterik, sondern auch bei Pseudowissenschaften, Verschwörungstheorien uvm., so dass ich bspw. das englische 'faith', welches scheinbar nur in Kombination mit Gott (und bestenfalls im weitesten Sinne mit religiösen Inhalten) gebraucht wird, unsinnig finde derart, als dass es bspw. unsinnig wäre, in den anderen genannten Kategorien (Esoterik, Pseudowissenschaften, Verschwörungstheorien usf.) von 'belief' zu sprechen.


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23.02.2021 um 22:21
Zitat von Capuet31Capuet31 schrieb:Erklärt halt nur absolut alles, was wir in unserer Welt sehen. Aber ne, überhaupt keine Rechtfertigung^^
Nö, was du meinst, nennt man "primum movens" oder "prima causa", welche bereits und einfach per definitionem die Ursache von allem ist, während deine Gleichsetzung mit dem Bibelgott, der als Potpourri diverser weiterer (und insbesondere unbegründeter) Zusatzannahmen Ergüsse blühender Phantasie daherkommt, reine Willkür ist.

Als Erste Ursache (lat. prima causa oder causa prima, auch: primum movens) bezeichnet man in der scholastischen Philosophie diejenige Substanz bzw. das Sein, auf das alles (andere) Seiende zurückgeht. Weil das nicht aus sich heraus Seiende, d. h. das Nicht-Notwendige (Kontingente) für seine Existenz stets einer Ursache bedarf, müsse es die erste Ursache geben, die absolut oder mit anderen Worten notwendig ist.

Theisten argumentieren, dass diese Erste Ursache mit dem Absoluten, d. h. Gott zusammenfällt. Die Argumentation geht insbesondere auf Aristoteles zurück, der in [...] seiner Metaphysik von einem „ersten unbewegten Bewegenden“ [...] spricht, und wurde in der Scholastik, vor allem durch Thomas von Aquin, im Rahmen der Natürlichen Theologie weiter ausgebaut.

Diese Argumentation wird in der heutigen Philosophie in der Regel kritisiert. So wird eingewendet, dass sowohl die Möglichkeit unendlicher Kausalketten [d.h. ein Infiniter Regress] nicht ausgeschlossen werden könne als auch die Identifikation einer Ersten Ursache mit Gott fraglich sei.

Wikipedia: Erste Ursache


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23.02.2021 um 22:25
@Noumenon
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Ich würde das (also den "blinden Glauben") eher als Aberglaube bezeichnen. Also bspw. der Glaube an die magische Wirkung von irgendwelchen Heilsteinen steht so manchen Glaubensvorstellungen bzgl. Gott ja bspw. in nichts nach
Ja genau so ist es.
«Ich habe einen Hund.»
«Ich habe einen Drachen.»
Erfordern zwei Grundlegend verschiedene grade des Glaubens.
Glauben ohne Grund eben, aber damit kann man halt alles rechtfertigen.


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23.02.2021 um 22:42
@Snowman_one
"Faith in God" ist da aber eher irreführend, als hilfreich. Es steht eher für "Vertrauen haben in" als "Für wahrhalten, dass..."
und meint damit etwas völlig anderes.
So ist im Englischen auch problemlos der Satz möglich: "I believe that god exists." Und trifft das worum hier gestritten wird, nämlich einen Gegensatz zwischen "glauben, dass..." und "wissen, dass..." deutlich besser.
Ein "Ich vertraue in" ist da schwerlich als Gegensatz zu konstruieren.
Zitat von Snowman_oneSnowman_one schrieb:Denn das die Sonne aufgeht oder das unser Planet sich dreht bis wir auf der Sonnenseite sind ist ein glaube auf einem Guten Grund. Aber ich Weiss nicht ob sie aufgeht.
Ich würde schon sagen, du weißt, dass die Sonne aufgeht. Du hast gute Gründe, du glaubst, dass es so ist und es stellt sich als wahr heraus. Wie @Noumenon schon sagte, ist Wissen nicht einfach "richtig" weil es Wissen ist, im Gegenteil. Paradoxer Weise muss Wissen falsch sein können, sonst wäre es kein Wissen mehr.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Ich würde das (also den "blinden Glauben") eher als Aberglaube bezeichnen.
Ich würde es schlicht als nichtexistent bezeichnen. Mir ist kein Fall bekannt, wo etwas ohne jeden Grund geglaubt wird. Die Gründe sind nur ziemlich oft nicht sonderlich gut. Aber was jetzt eine gute Begründung ist und was nicht, ist definitiv verhandelbar, da gibt es keine klare Richtschnur für.
Den meisten Gottgläubigen sind ihre Gründe für ihren Glauben völlig ausreichend. Den meisten Atheisten aber nicht.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Und man findet diese Form des Glaubens nicht nur in der Religion und Esoterik, sondern auch bei Pseudowissenschaften, Verschwörungstheorien uvm.
Du findest schlecht begründeten Glauben bei jedem, der ist völlig alltäglich. Das ist keine besonderes Kennzeichen der Esoterik oder Religion. Es ist eher eine besondere Ausnahme, dass man innerhalb der Wissenschaften soweit möglich darauf verzichtet.
Wie gesagt finde ich die Sonderbehandlung von einem religiösen "ich glaube, dass (z.B. Gott existiert)" in diesem Forum völlig unangebracht. Es ist auch nur ein "ich glaube, dass ..." und hat keinerlei andere Bedeutung.
Ein Unterschied wäre vielleicht bei "ich glaube an ..." sinnvoll, das geht dann mehr in Richtung Gottvertrauen und dem englischen "Faith".


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Wie kann ich an etwas glauben?

23.02.2021 um 22:56
Zitat von Snowman_oneSnowman_one schrieb:Glauben ohne Grund eben, aber damit kann man halt alles rechtfertigen.
Ja, wobei sich dann natürlich direkt die Frage aufdrängt, was genau denn überhaupt als "Grund" zählt... Ab wann darf ich gerechtfertigter Weise dies oder jenes glauben? Und diese Frage ist dann leider alles andere als trivial. Aber man kann hier zumindest notwendige Kriterien angeben: Widerspruchsfreiheit (Konsistenz) und Nachvollziehbarkeit (Plausibilität). Das macht durchaus Sinn, aber schon mit diesen beiden einfachen Kriterien ist es alles andere als einfach bzw. hängt es letztendlich vor allem vom Subjekt und seinen weiteren Überzeugungen ab. Ein kleines Kind hat vielleicht noch einen guten Grund, an so etwas wie Drachen zu glauben (es kennt ja vielleicht auch Dinosaurier und so groß ist der Unterschied zwischen Dinosauriern und Drachen dann ja eigentlich nicht...). Das ist hier dann einfach - und grob gesprochen - dem begrenzten Wissen über die Welt verschuldet, dass die Existenz von Drachen für kleine Kinder durchaus plausibel erscheint und sie halt so ihre (subjektiven) Gründe haben, daran zu glauben. Bei einem erwachsenen (und halbwegs gebildeten) Menschen würde es aber schon ernsthafte Fragen aufwerfen, wenn dieser noch an die Existenz von Drachen glaubt...

Letztendlich sind diese Gründe (für oder gegen eine Hypothese) also vor allem subjektiv. Und so mag zum Beispiel jemand, der nie eine staatliche Schule besucht, sondern nur Heim- und insbesondere Bibelunterricht bekommen hat (also das klassische Kreationisten-Programm von A bis Z...), durchaus seine Gründe haben, an die Existenz eines Gottes, wie in der Bibel beschrieben, zu glauben...
Zitat von paxitopaxito schrieb:Wie gesagt finde ich die Sonderbehandlung von einem religiösen "ich glaube, dass (z.B. Gott existiert)" in diesem Forum völlig unangebracht. Es ist auch nur ein "ich glaube, dass ..." und hat keinerlei andere Bedeutung.
Da stimme ich zu. Natürlich sind die Überzeugungen von (so manchen) Gläubigen schon irgendwie... speziell. Aber das sind die Überzeugungen im Bereich von Esoterik, Verschwörungstheorie, Pseudowissenschaft, Ufologie uvm. ja letztendlich auch, so dass man letztendlich immer den Einzelfall und konkreten Sachverhalt, Grad der Überzeugung uvm. betrachten muss.


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23.02.2021 um 23:06
@Noumenon
Exakt. Die "gute Begründung" macht den Wissensbegriff zutiefst subjektiv. Der durch Bibelunterricht geprägte junge Erwachsene würde mit jedem Recht behaupten, er wüsste das dieser biblische Gott existiert. Und der einzige sinnvolle Einwand wäre, dass wir dass eben nicht so sehen, was irgendwie erbärmlich wirkt.
Wie gesagt, die Definition von Wissen als "Wahrer, begründeter Glaube" ist am Ende auch nicht wirklich zufrieden stellend, da jeder einzelne Punkt (Wahrheit, Begründung, Glaube) ihrerseits wieder Probleme verursacht. Diesen Begriff aber ohne Alternativen zu verwerfen bringt einen auch nicht wirklich weiter.
Zitat von NoumenonNoumenon schrieb:Da stimme ich zu. Natürlich sind die Überzeugungen von (so manchen) Gläubigen schon irgendwie... speziell.
Im Grunde nur in einem Punkt, sie werden von einer Minderheit geglaubt. Und geringer die Minderheit, desto spezieller wird es. Wären 99% unserer Bürger UFO Gläubige, gäbe es UFO Tempel und eine UFO-Forschungs-Steuer, usw. usf. - dann wäre es eher merkwürdig, wenn jemand nicht an UFOs glauben würde. Immer eine Frage der Perspektive.


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24.02.2021 um 07:53
Zitat von Capuet31Capuet31 schrieb:Erklärt halt nur absolut alles, was wir in unserer Welt sehen.
Allerdings ohne einen einzigen Beleg.
Zitat von Capuet31Capuet31 schrieb:Aber ne, überhaupt keine Rechtfertigung^^
"Gott" als Erklärbär in Wissenslücken zu stopfen reicht wohl nur ... speziellen ... Gemütern.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Den meisten Gottgläubigen sind ihre Gründe für ihren Glauben völlig ausreichend. Den meisten Atheisten aber nicht
Je weniger man sich drum schert ob etwas beleg- oder mit den bekannten Naturgesetzen vereinbar ist desto mehr Elfen bewohnen den Garten. :Y:


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24.02.2021 um 14:39
Zitat von Capuet31Capuet31 schrieb:Erklärt halt nur absolut alles, was wir in unserer Welt sehen. Aber ne, überhaupt keine Rechtfertigung
Es gibt keine Hinweise darauf, dass das, was wir in unserer Welt sehen, durch Götter, oder gar durch einen einzigen speziellen, geschaffen worden wäre.

Für diese Annahme gibt es nach wie vor keine Nachweise und somit keine Rechtfertigung.


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25.02.2021 um 12:20
Ganz einfach: Du kannst nur dann an etwas glauben, wenn du es nicht weißt, denn sonst wüsstest du es und bräuchtest es nicht zu glauben.


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25.02.2021 um 22:02
Ich denke, dass es sowohl beim Glauben als auch beim Wissen (mindestens) zwei Abstufungen gibt:
Beim Glauben die schon erwähnte in "glauben an" und "glauben dass".
Also ne persönliche Annahme an der man entweder festhält (an) oder von der man ausgeht (dass).
Wobei das erstere den weiteren Erkenntnisgewinn einschränkt, dafür aber ne Art Sicherheit gibt
und zweiteres einfach nur ne Form der Objektivierung ist, man macht sich klar, dass es (noch) eine Annahme ist.

Und beim Wissen ist es ja eigentlich genauso: dass, was ich meine zu wissen, mag noch so "objektiv wahr" sein, es ist dennoch möglich, dass es Teilaspekte gibt, die mir (noch) nicht bekannt sind.
Zitat von paxitopaxito schrieb:Paradoxer Weise muss Wissen falsch sein können, sonst wäre es kein Wissen mehr.
"Falsch sein können" geht zu weit, find ich. Die Annahme, es sei "vollständig" ist falsch, i.S. v. "nicht mehr richtig".
Zitat von paxitopaxito schrieb:"begründeter, wahrer Glaube"
da fehlt (mir) das "nachprüfbare".
Dass nicht nur für mich ein Grund vorhanden ist, sondern dieser auch für alle anderen sichtbar sein müsste.

Wissen ist irgendwie was unendliches, es geht halt immer weiter, was kulturell aber durch die Jahrhunderte mit "prima causa" vernebelt wurde.

Ich kann z.B. was über Bäume wissen, weil ich ein Förster bin, aber schon im Sägewerk können diese Informationen einen ganz anderen Stellenwert haben. Oder im Papierwerk; für den Zimmermann. Alle haben andere Wissensaspekte über Bäume (oder Holz) gesammelt, die alle stimmen können, richtig sind, aber wenn sie "glauben" sich deshalb mit einem aus den anderen Fachrichtungen unterhalten zu können, werden sie möglicherweise erleben, dass ihre "Wertungen" ganz anders betrachtet werden.

Unabhängig vom "Wissen" werden sie den Zusammenhang, der zu einer evtl. auftretenden Frage auftaucht einbeziehen müssen.

Und dann ist es von großem Nutzen, "glauben" und "wissen" auseinander halten zu können, denn ob etwas für den jeweiligen Zweck gut oder schlecht ist, ist unabhängig von den Erfahrungen der einzelnen, es hängt vom realen Kontext ab.

Wobei ich es von Nutzen finde, sehen zu können, dass "Wert" ebenfalls eine gewisse Doppeldeutigkeit hat, einmal "gut/schlecht" aber immer auch "Maß", also gemessenes.
Und das, was der Förster im Wald "misst", also was er da für wichtig, richtig und angemessen hält, ist halt nicht immer identisch mit den Maßstäben des Zimmermanns. Aber: nachprüfbar.

Wenn ich also "an" etwas glauben können möchte, sollte ich versuchen, mir über meine Maßstäbe klar zu werden.
Denn, so finde ich zumindest, auch "gut sein" sollte sich mehr auf´s reale Hier und Jetzt, also die Zusammenhänge beziehen als auf´s Himmelreich.
(Wobei ich jetzt davon ausgehe, dass "Moral" o.ä. die Motivation zum "Glauben wollen" ist. Da gibt es aber auch noch andere Versionen, Sicherheit oder geistige Trägheit z.B..)


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