@Grymnir Grymnir schrieb am 19.01.2014:Ich denke das liegt einfach daran, daß Denken einfacher zu bewerkstelligen ist als forschen. Gerade in der Antike hatte man eben technisch noch keine Möglichkeiten, den Kosmos näher zu erforschen. Da war es einfacher, sich die Welt als Scheibe vorzustellen...
Es war einfacher für die Machtmonopole, ihre Propaganda um eine Scheibe in einer Mitte mit einem Gott zu spinnen. Wieso exoterische Technologie der einzige Weg sein soll, den Kosmos näher zu erforschen, erschließt sich mir nicht. Auch das schamanische Weltbild basiert auf Forschung. Es wählt eben nur den Weg der Intuition.
Grymnir schrieb am 19.01.2014:Da komme ich zu meinem Beispiel mit den Azteken: Die neue Religion schaffte einen verblüffenden Zusammenhalt, der auf andere Weise nicht herzustellen war.
Genau! Verblüffend. Nicht auf andere Weise herstellbar. Seltsam, oder? Wie entsteht etwas aus dem Nichts? Etwas, was man nicht sehen kann. Etwas, was man nicht essen kann? Etwas, womit man nicht handeln kann. Etwas, was einem den Sex nicht einfacher macht. Welches Prinzip, das wir kennen, entstand scheinbar aus dem "Nichts"?
Somit hatten die Konquistadoren schon mal ein Problem gelöst. Warum die Azteken allerdings so ohne Weiteres die neue Religion annahmen, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Es gab zwar, wie üblich, irgendein Wunder auf einem Berg, aber daß da sofort ein Millionenvolk bekehrt wird, ist mir schleierhaft.
Kennst du Fight Club? Vorallem das Buch vor dem Film? Vernichte unsere Kultur, reboote unsere Wirtschaftskraft und balkanisiere die Gruppendynamik. In dem Fall: Schriften und Menschen verbrennen, Handel und Produktion kontrollieren und im bestehenden Volk emotionale Konfrontation mit sich selbst auslösen.
Stell dir vor, die Nazis hätten den Krieg gewonnen. Stell dir vor, Hans und Fritz sitzen 2045 in einer Bar in Japan, essen Würstchen mit Kartoffelsalat und sind nur von Nordeuropäern umgeben. Fritz blättert im tagesaktuellen Reichsblatt. Plötzlich sieht er auf, schaut Hans ganz eindringlich an und fragt: "Glaubst du, dass alles, was sie uns erzählen, wahr ist?"
Gegen die Kirche war Hitler ein kleiner Junge, der mit einem Streichholz spielt.
Grymnir schrieb am 19.01.2014:Der kleine Junge in Afrika hat den zivilisierten Westeuropäern einen Vorteil: Er hat gar keine Gelegenheit, sich tiefenphilosophische Gedanken zu machen. Dies ist ein Produkt unserer dekadenten Zeit.
Was sind tiefenphilosophische Gedanken, mein Freund? Es ist doch ganz einfach und für jeden Menschen auf der ganzen Welt dasselbe. Sieh dir diesen Moment der Existenz an. Wieso findet er statt?
Ich will dir in nichts widersprechen. Alles was du schreibst klingt einleuchtend.
@Asche Asche schrieb am 21.01.2014:Wenn ich sehen würde, dass eine heidnische Organisation entstehen würde, umfassender als die jetzigen, und genannte Ziele verfolgte, würde ich mich von ihr weit distanzieren.
Die Ziele Vernetzung und Ritualausübung? Mehr kamen noch nicht zur Sprache. Organisiert man das regellos, also als Anomie, würde ziemlich schnell ziemlich viele "einfach mitmachen". Und unsere Vision mit rassistischen, esoterischen und verschwörungstheoretischen Gedankenbomben sprengen.
Und stell dir vor, man filtert zwar die Mitglieder, immer noch ohne Kodex, aber involviert neue Ziele. Sich gegen die Gesellschaft wenden. Waldstücke aufkaufen. Steinkreise, Tempel und Statuen aufbauen. Verfolgt diese Gruppe jene Projekte ohne Kodex, schließen wir eine Wette ab. Wenn ich es nicht schaffe, diese Gruppe in unter zwei Jahren zu balkanisieren und gegeneinander aufzubringen und damit alle Projekte einzuäschern, gebe ich dir eintausend Euro.
Stehen unsere Träume über ihrer Machbarkeit, Asche?
Asche schrieb am 21.01.2014:Meine Intoleranz gegenüber des Christentums kann mir niemand nehmen. Nicht, nachdem ich die Geschichte kennen gelernt habe und nicht, wenn ich mir die heutige Zeit anschaue. Nicht, wenn ich an die Zeit denke, bevor das Christentum akzeptiert war, und nicht, wenn ich an die Zwangschristianisierungen denke.
In meinen Augen haben Heiden, die Darstellungen Odins und Jesu Arm in Arm zeichnen keinen Sinn für das Leid, dass unsere Ahnen durchlebt haben und keine Ehre.
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