@Heide_witzka Auch wenn es Dir nicht wirklich bewusst sein wird, hast Du mir mit Deiner Antwort lediglich einen weiteren „Beweis“ für die -aus meiner Sicht- Richtigkeit meiner Annahme gegeben. Ich will einen Erklärungsversuch wagen:
Zwar nehme ich Dich als Teil meiner Gotteserfahrung wahr, weiß aber dennoch, dass Du Dich selbst nicht als ein Teil derselbigen betrachten kannst, da Du sie eben -aus Deiner Sicht- so nicht zu teilen vermagst. Das ändert aber von meinem Standpunkt aus betrachtet nichts daran, dass ich Dich als genau das betrachte. Du bist ein Teil von Ganzen, der sich selbst -aus eigener Wahrnehmung heraus- als davon getrennt versteht. Und genau als das betrachte ich Dich auch: Ein Teil der von mir wahrgenommenen Wirklichkeit, der sich selbst nicht in Zusammenhang damit sieht. Aus meiner Sicht kannst Du damit allerdings die Realität meiner Wahrnehmung nicht entkräften. Im Gegenteil, Du bestärkst sie dadurch sogar.
Eine sehr bereichernde Erfahrung, die mit einem tiefen Verständnis darüber einhergeht, warum Menschen wie Du außerstande sind diese zu teilen. Das hat schlicht und ergreifend mit dem zu tun, was Du Ratio nennen magst und die sich für Dich lediglich an dem orientiert, was Du Realität nennst. Und das ist für Dich offenbar nur das, was Du naturwissenschaftlich begründen kannst. Damit begrenzt Du allerdings Deine eigene Wahrnehmung sehr und hast deshalb auch keine eigene „reale“ Erfahrung in den Dingen die Du eben rein mit Deinem Verstand zu erklären versuchst.
Psychologisch gesehen könnte man tatsächlich annehmen, dass es sich bei einer „Gotteserfahrung“ um eine Art Halluzination handelt- diese Schlussfolgerung hast Du ja auch offenbar für Dich so angenommen. Nur wissen kannst Du es nicht, da Du es -zumindest scheint es mir so- eben nur von außen betrachtest, aber keinen eigenen Zugang zu diesem „Phänomen“ besitzt.
Das ist aus meiner Sicht weder ein Problem, noch ein Grund meine Ansichten über die Deinen zu stellen. Wie schon gesagt, ich verstehe jetzt warum Du so denkst. Zwar teile ich Deine Sichtweise nicht -wie könnte ich auch?- jedoch weiß ich, dass sie ein Teilaspekt des Ganzen ist, der dazugehört. Es hat alles seine Ordnung.
Überhaupt ist mir die Vorstellung eines „bösen, strafenden Gottes“ -eine oft von Theisten und Atheisten in den Raum gestellte unbewiesene Behauptung- völlig unbekannt. Da denke ich zum Beispiel an diese „Warum lässt Gott das Böse zu?“- Floskel, welche in diesem Zusammenhang als Todschlagargument gebraucht wird. Auf der einen Seite unterstellt man gläubigen Menschen sich um die Verantwortung für das eigene Leben drücken zu wollen, auf der anderen Seite stiehlt man sich selbst aus der Verantwortung, indem man nicht bereit seinen eigenen Grips anzustrengen um wirklich nach Antworten auf diese Fragen zu suchen, bzw. beantwortet sich diese Frage einfach mit „Alles Blödsinn!“ Da frag ich mich doch wer es sich hier einfach macht.
Geht der Verstand eines Rationalisten nicht weiter, als der eines einfachen Gläubigen? Offenbar nicht, denn er gibt sich zufrieden mit den vorgefertigten Antworten aus dem Bereich der Wissenschaft, gerade auch was das „Phänomen“ der „persönlichen Gotteserfahrung“ eines anderen Menschen betrifft. Wie kann man gleichzeitig so klug sein und andererseits so dumm? Wenn er wenigstens bei seiner objektiven Bewertung aufrichtig bliebe, müsste ein Atheist sagen: „Ich weiß nicht ob Gott existiert bzw. ob eine „echte Gotteserfahrung“ wirklich möglich ist. Ich wüsste es zwar gerne, kann es aber nach derzeitigem wissenschaftlichen Erkenntnisstand nicht beantworten. Aber ich glaube es nicht.“ Und da ihm eine andere Einschätzung bei Lichte betrachtet nicht möglich ist, kann er sich auch kein Urteil über die Ansichten anderer bezüglich dieser Dinge machen, egal wie irrational sie seinem Verstand auch erscheinen. Aber dann wäre er ja Agnostiker oder so. Keine Ahnung. Die Fakten sind nun mal wie sie sind. Unser Wissen hat in dem Zusammenhang keinen Wert.
Wie schon gesagt, die Vorstellung eines „Rachegottes“ sind wirklich in das Reich der Fantasie zu verbannen und haben mit meiner persönlichen Erfahrung so überhaupt nichts gemeinsam. Ich umschreibe es mal (aus meiner subjektiven Sichtweise) als „liebevolles, fürsorgliches, ausgleichendes Prinzip“ welches das gesamte Universum im „Gleichgewicht“ hält. Kommt Dir sicher bekannt vor (Esoteriker usw.). Ich könnte Dir jetzt noch einen Riesenvortrag darüber halten, wie das Leid in die ganze Geschichte passt. Aber ich will Dich nicht langweilen. Ausserdem mutmaße ich, dass Dein Verstand nicht in der Lage wäre, der Erklärung zu folgen, da Du ihn durch Deine Sichtweise selbst sehr begrenzt. Über den eigenen Tellerrand schauen ist nicht gerade Stärke des Ratio.
Du hast recht, für einen „Gläubigen“ stellt sich die Frage nach dem Realitätsbezug so gar nicht, weil seine persönliche Erfahrung stets zu 100% im Zusammenhang mit den ihm zur Verfügung stehenden Informationen (auch wissenschaftlichen) und der ihn umgebenden Lebenswirklichkeit konform geht und einer umfassenden Überprüfung nach diesen Kriterien standhalten muss. Was nicht länger passt wird verworfen. So einfach ist das. Ist einem wissenschaftlichen Vorgehen recht ähnlich, wenn auch nur aufgrund umfangreicher Studien der Sache mit der eigenen Person als Proband, wenn Du so möchtest.
Religiöse Menschen können schon mal Trugschlüssen unterliegen, weil sie irgendwelchen Traditionen gehorchen oder Lehren glauben, die sie nicht hinterfragen. Rationale Menschen auch, wenn sie überholte Denkmuster nicht neu bewerten, sondern lieber darin verharren. Dieser Art von „Glauben“ kann ich auch so rein gar nichts abgewinnen.
Ganz ehrlich: Ich folge keinem Lehrer, ausser dem Leben selbst. Auch könnte ich mich in keine der mir bekannten religösen oder sonstigen Denkrichtungen einordnen, mich aber auch nicht mit einer rein wissenschaftlichen Sicht der ganzen Angelegenheit zufriedengeben. Sie konnten mir nur ein Stück weit helfen zu verstehen. Doch mit wirklichem Glauben und tiefer Spiritualität haben sie meist wenig gemeinsam, objektiv betrachtet. Das was mir schlüssig erscheint nehme ich und verwende es weiter, ansonsten mache ich einfach was ich will.
Auch kann ich meine subjektive Erfahrung nicht leugnen, eine Erfahrung DESSEN, WAS SICH MIR VORGESTELLT HAT, die weniger damit zu tun hat, dass ich mir eine Vorstellung davon gemacht hätte. Und das mit einer Größenordnung und Tragweite, die kann sich kein Mensch einfach so ausdenken und einreden kann. Möglicherweise erwächst das Ganze aus dem Unterbewusstsein (wobei ich es einfach als Bindeglied zum „Allbewusstsein“ betrachte), geht aber weit über den menschlichen Verstand hinaus. Denn da steckt das ganze Universum in einem Augenblick, der niemals endet. In einem Jetzt, das schon über ethliche Jahre präsent ist. Soll ich mir selbst in die Tasche lügen? Dieser nicht fassbare Teil ist einfach Teil meiner Wirklichkeit. Soll ich das leugnen, nur weil es manchen Menschen nicht in den Kram passt, dass es so etwas tatsächlich geben könnte?
Und nett bin ich sowieso. Meistens zumindest. Ich habe kein Problem damit, von dem zu erzählen, was da in mir ist (und im direkten Bezug zu allem um mich herum steht), um es einer Betrachtung durch Dritte verfügbar zu machen, selbst wenn es ihnen im Ergebnis vielleicht nicht viel bringen wird. Es ist nur mein bescheidener Versuch, dieses „Phänomen“ dem Verständnis anderer zugänglich zu machen, selbst wenn es von ihrem Standpunkt aus gesehen nicht nachvollziehbar ist. Beweisen muss ich es auch nicht, weil -meiner Auffassung nach- da jeder den für ihn richtigen Weg gehen muss und die Wissenschaft eben keine ausreichenden Antworten darauf formulieren kann. Das gehört auch dazu und ist völlig in Ordnung.
Wie könnte ich etwas in seiner komplexen Einfachheit so Wunderschönes nur für mich alleine behalten wollen? Das wäre sehr egoistisch. Dafür teile ich einfach viel zu gerne. Auch mit jenen, die der Sache selbst ablehnend gegenüber stehen, den diese brauchen sie -meiner Meinung nach- am allermeisten. Sonst würde es sie nicht so brennend interessieren. Und wer weiß, vielleicht liest ja jemand mit, der ganz genau versteht was ich meine. Für diese eine Person hätte es sich schon gelohnt, sich „der Lächerlichkeit preiszugeben“. Trotzdem muss ich niemanden bekehren oder überzeugen. Es ist absolut nichts „Böses“ an dem was mir widerfahren ist, im Gegenteil. Ich komme in friedlicher Absicht. Deswegen bin ich trotzdem kein Alien.
;)Wieder mal sehr viele Worte für eine eigentlich einfache Sache. Aber gerade deswegen lässt sie sich halt nicht in wenigen Sätzen erklären. Sei es drum, ich hoffe es hat dennoch Spaß gemacht es zu lesen und den einen oder anderen Denkanstoß vermittelt. Und wenn nicht, ist das auch kein Beinbruch für mich.
In diesem Sinne grüßt die ehemalige Anneliese und wünscht noch frohe Weihnachten.