@Heide_witzka Tommy:Du meinst sicherlich das Jahr 587 v. Chr.!
Eine gründliche Nachprüfung ergibt jedoch, dass dieses von Historikern "angenommene" Datum keineswegs so gesichert ist, wie es erscheinen mag.
emanon:
Es gibt genügend Hinweise dafür, dass das Datum korrekt ist. Da ist sich die wissenschaftliche Welt schon recht einig.
Hallo!
Ich habe erst die Tage noch einmal eine Studie darüber gelesen!
Es ist zwar richtig, dass die meisten Historiker --zur Zeit-- auf das Jahr 587 v. Chr. verweisen, doch ihre Argumente sind sehr dünn und ihr Beweismaterial wirklich nicht überzeugend.
Außerdem gibt es recht interessante Hinweise in babylonischen Chroniken und astronomischen Tafeln der Babylonier, die eher auf das Jahr 607 v. u. Z. als das Jahr der entgültigen Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar hindeuten!
Es sind detaillierte Beschreibungen der Position des Mondes und bestimmter Planeten im Verhältnis zu verschiedenen Sternen und Sternbildern. Auch eine Mondfinsternis wird erwähnt.
Viele Gelehrte sind der Meinung, alle diese Positionen träfen auf 568/567 v. u. Z. zu. Demnach müsse das 18. Jahr Nebukadnezars II. — das Jahr, in dem er Jerusalem zerstörte — 587 v. u. Z. gewesen sein.
Weisen diese astronomischen Aufzeichnungen jedoch unwiderlegbar nur auf 568/567 v. u. Z. hin?
Auf der Tafel wird eine Mondfinsternis erwähnt, die auf den 15. Tag des dritten babylonischen Monats (Simanu) berechnet worden war. In diesem Monat ereignete sich tatsächlich eine Mondfinsternis, und zwar an dem Tag, der dem 4. Juli (julianischer Kalender) des Jahres 568 v. u. Z. entspricht.
ALLERDINGS fand eine solche auch 20 Jahre vorher statt, am 15. Juli 588 v. u. Z.
Wenn 588 v. u. Z. das 37. Jahr Nebukadnezars II. war, dann wäre sein 18. Regierungsjahr 607 v. u. Z. — genau das Jahr, in dem nach biblischer Chronologie Jerusalem zerstört wurde.
Liefert VAT 4956 noch weitere Stützen für 607 v. u. Z.?
JA!
Außer der erwähnten Mondfinsternis enthält die Tafel 13 Mondbeobachtungen und 15 Planetenbeobachtungen.
Sie beschreiben die Position des Mondes oder bestimmter Planeten im Verhältnis zu gewissen Sternen oder Konstellationen.
Außerdem sind 8 Zeitintervalle zwischen Auf- und Untergang von Sonne beziehungsweise Mond vermerkt.
Da Mondpositionen zuverlässigere Aussagen zulassen, haben sich Forscher eingehend mit den 13 Mondpositionen auf VAT 4956 befasst.
Die Daten wurden anhand eines Computerprogramms ausgewertet, mit dem sich die Stellung von Himmelskörpern zu bestimmten Zeitpunkten in der Vergangenheit anzeigen lässt.
Was ergab diese Analyse?
Während sich für das Jahr 568/567 v. u. Z. nicht alle Mondpositionen nachweisen ließen, passten alle 13 Positionen auf das Jahr 588/587 v. u. Z. — also 20 Jahre früher!!!!
Eine der Mondbeobachtungen, die auf 588 v. u. Z. noch besser passen als auf 568 v. u. Z., ist in Zeile 3 dieser Tafel zu finden. Dort ist eine bestimmte Mondstellung für die Nacht des 9. Nisannu dokumentiert. Die Wissenschaftler, die diese Position ursprünglich auf 568 v. u. Z. (–567 nach astronomischer Zeitrechnung) datierten, räumten allerdings ein, der Mond sei in jenem Jahr „am 8. Nisan, und nicht am 9.“, in dieser Stellung gewesen.
Um ihre Datierung zu stützen, behaupteten sie, der Schreiber habe irrtümlich „9“ statt „8“ geschrieben.
Am 9. Nisannu 588 v. u. Z. liegt jedoch eine exakte Übereinstimmung für diese Mondstellung vor.
Viele der astronomischen Angaben auf VAT 4956 über das 37. Jahr Nebukadnezars II. passen also auf 588 v. u. Z.
Das wäre eine deutliche Stütze dafür, dass Jerusalem im Jahr 607 v. u. Z. zerstört wurde — genauso, wie es auch die Bibel erkennen lässt.
Quellen:
Paul V. Neugebauer, Ernst F. Weidner: „Ein astronomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebukadnezars II.“ Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, Band 67, Heft 2, 1915, Seite 34
Peter J. Huber, Salvo De Meis: Babylonian Eclipse Observations From 750 BC to 1 BC. 2004, Seite 186. Gemäß VAT 4956 fand diese Mondfinsternis am 15. Tag des dritten Monats (Simanu) des babylonischen Kalenders statt; Monatsbeginn muss dann 15 Tage vorher gewesen sein. Falls die Mondfinsternis auf den 15. Juli 588 v. u. Z. (julianischer Kalender) fiel, wäre der erste Tag des Simanu der 30. Juni/1. Juli 588 v. u. Z. gewesen. Der erste Monat (Nisannu) und somit das neue Jahr hätte demnach zwei Monate davor, am 2./3. Mai, begonnen. Normalerweise hätte das Jahr, in dem diese Mondfinsternis stattfand, am 3./4. April begonnen, doch laut VAT 4956, Zeile 6 wurde nach dem zwölften (letzten) Monat (Addaru) des Vorjahres ein zusätzlicher Monat (Schaltmonat) eingefügt. (Im Text heißt es: „8. Schaltadar“.) Das neue Jahr begann also tatsächlich erst am 2./3. Mai. Damit passt das Datum dieser Mondfinsternis im Jahr 588 v. u. Z. gut zu den Angaben auf der Tafel.
Gemäß der Abhandlung „Ein astronomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebukadnezars II.“ von Paul V. Neugebauer und Ernst F. Weidner (Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, Band 67, Heft 2, 1915, Seite 67—76) enthält der Text 13 Mondbeobachtungen, bei denen die Stellung des Mondes im Verhältnis zu einem bestimmten Stern oder einer Konstellation beschrieben wird. Auch finden sich 15 Planetenbeobachtungen (Seite 72—76). Das Schriftzeichen für „Mond“ ist klar und unzweideutig. Die Zeichen für die Namen und Positionen mancher Planeten dagegen sind unklar, was zu Spekulationen und unterschiedlichen Deutungen Anlass gibt (David Brown: Mesopotamian Planetary Astronomy—Astrology. 2000, Seite 53—57). Da die Mondbahn leicht zu verfolgen ist, lassen sich die anderen Himmelskörper, die auf VAT 4956 in Verbindung mit dem Mond genannt werden, mit ihren jeweiligen Positionen relativ genau bestimmen.
Diese Intervalle („lunar threes“) geben an, wie viel Zeit zum Beispiel von Sonnenuntergang bis Monduntergang am ersten Tag des Monats sowie an zwei späteren Punkten im selben Monat verstrichen ist. Wissenschaftler haben diese Angaben Kalenderdaten zugeordnet (F. R. Stephenson, David M. Willis: „The Earliest Datable Observation of the Aurora Borealis“. John M. Steele, Annette Imhausen [Hrsg.]: Under One Sky—Astronomy and Mathematics in the Ancient Near East. 2002, Seite 420—428). Beobachter in alter Zeit verwendeten für solche Messungen eine Art Uhr. Die Zeitmessung war jedoch nicht zuverlässig (John M. Steele: „Observations and Predictions of Eclipse Times by Early Astronomers“. Archimedes, New Studies in the History and Philosophy of Science and Technology, Band 4, 2000, Seite 65, 66). Dagegen konnte die Position des Mondes im Verhältnis zu anderen Himmelskörpern mit größerer Sicherheit bestimmt werden.
19. Für die Analyse wurde die Astrosoftware TheSky6™ verwendet sowie das Freeware-Programm Cartes du Ciel/Sky Charts (CDC) und ein Datumskonverter des U.S. Naval Observatory. Da die Keilschriftzeichen für viele Planetenpositionen unterschiedliche Deutungen und Spekulationen zulassen, wurden diese Positionen zur Bestimmung des Jahres, auf das VAT 4956 hinweist, nicht herangezogen.
Paul V. Neugebauer, Ernst F. Weidner: „Ein astronomischer Beobachtungstext aus dem 37. Jahre Nebukadnezars II. (–567/66)“. Berichte über die Verhandlungen der Königl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig, Band 67, Heft 2, 1915, Seite 41.
21. In VAT 4956, Zeile 3 heißt es: „1 Elle [2 Grad] der Mond vor dem Sterne am hinteren Fuße des Löwen [ß Virginis]“. Gemäß der erwähnten Analyse stand der Mond am 9. Nisannu 2°04′ vor und 0° unter dem Stern ß Virginis, was als genaue Entsprechung betrachtet wurde.
Gruß, Tommy