Der Verbrecher am Kreuz:
„War der Verbrecher mit Jesus , am Freitagnachmittag oder am Abend im Paradies? Die Antwort lautet: Nein, da Jesus Christus selbst zu diesem Zeitpunkt noch nicht in den Himmel aufgefahren war.“
Das ist eine sehr einfache Schlussfolgerung. Aber so kann man das nicht machen. Erstens gibt es eine kleinen aber feinen Unterschied zwischen Himmel und Paradies. Denn das Paradies ist sozusagen nur der Vorhof des Himmelreiches, so wie der Vorhof des Tempels eben auch noch nicht der Tempel ist. Und im weiteren weiß überhaupt niemand, wo sich Jesus befunden hat, zwischen Kreuzestod, Grablegung und Auferstehung. Jesus kann nach seinem Tode den Mitgekreuzigten ins Paradies geführt haben, sich danach um die armen Seelen im Hades gekümmert haben und danach kann er wieder als Auferstandener mit einem verklärten Leib seinen Jüngern erschienen sein und anschließend kann er zum Himmel aufgefahren sein... Das alles sind für mich keine plausiblen Gründe, einen sofortigen Eintritt ins Paradies nach dem Tode auszuschließen um weiterhin an der so beliebten Totenruhe festhalten zu müssen.
„Der Grund für diese Verwirrung muss darin gesucht werden, dass der Originaltext des Neuen Testaments in griechischem Unikal geschrieben wurde. Hier gehen Worte ineinander über ohne Leerstellen, Satzzeichen oder Verseinteilung, wie wir sie heute haben. Erst nach 1557 wurden die Verseinteilungen in den biblischen Schriften eingeführt. Die richtige Stellung des Doppelpunktes in Lukas 23,43 ist von großer Bedeutung, um diesen Text zu verstehen. Wenn man den Doppelpunkt nach dem Wort setzt, ließt sich der Text folgendermaßen: ?Wahrlich, ich sage dir heute: Du wirst mit mir im Paradies sein.?“
Und das ist Unsinn ! – Wann hat Jesus jemals so geredet: Wahrlich, ich sage dir heute.... Dann hätten auch ebenso ähnliche Ausdrücke an anderen Bibelstellen zu finden sein müssen. Die finden sich aber nicht ! Auch hatte Jesus nie so gesprochen, ich sagte euch doch bereits Gestern, oder ich werde euch Morgen dieses und jenes sagen. Dass jemand etwas „heute“ sagt, ist selbstverständlich. Wann sollte er es sonst sagen? Also ist eher nicht davon auszugehen, dass Jesus so geredet hat !
Das Komma muss natürlich unbedingt verschoben werden, damit die Lehre von der Totenruhe bis zum jüngsten Tag auch wieder passt. Und wenn es eben nicht passt, dann wird es durch die Verschiebung eines Kommas eben wieder passend gemacht !
Das ist aber keine echte Bibelarbeit mehr ! Das ist folgendes Prinzip: Wir stellen eine Lehre auf und passen die Schrift unserer Lehre an. Es sollte aber eigentlich umgekehrt sein: Wir studieren die Schrift und daraus entwerfen wir dann unsere Lehre, gemäß der Schrift !
“Jetzt besteht Übereinstimmung zwischen diesem Text und der Aussage in Johannes 20,17, dass Jesus noch nicht zum Himmel aufgefahren war. Der Verbrecher empfing am Tag seiner Kreuzigung einfach nur die Verheißung, dass er im Himmel sein würde, wenn der Herr sein Reich aufrichten wird.“
Ja sicher, jetzt besteht eine künstlich erzeugte Übereinstimmung. Man muss nur die Schrift entsprechend der Lehre die man haben will, verändern und fertig ist die Laube...
„Bemerkenswert ist, dass die Bibel den Begriff „Unsterblichkeit der Seele“ weder verwendet noch direkt dazu Stellung nimmt.“
Das ist allerdings Bemerkenswert ! Und das besagt keinesfalles, dass die Seele deswegen nicht unsterblich sein muss ! Es besagt auch nicht, dass sie deswegen sterblich sein muss. Eine solche Aussage besagt so gut wie rein gar nichts – Und das ist auch bemerkenswert...
„Unsterblichkeit der Seele“ bedeutet, dass die Seele, im Gegensatz zum Leib, nicht stirbt: „Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann…“
Danke, noch eine schöne Bibelstelle, die doch eindeutig besagt, dass es möglich ist, den Leib zu töten, die Seele aber eben nicht. Also kann die Seele gar nicht sterblich sein !
“Wer ist unsterblich?
Das Wort „Unsterblichkeit“ kommt im Neuen Testament nur dreimal vor. So heisst es in 1. Timotheus 6, 16, dass Gott „allein Unsterblichkeit hat“. Gott besitzt Unsterblichkeit in absolutem Sinn in sich selbst. Die Unsterblichkeit ist ein Attribut, das in dieser Form nur Gott besitzt. Niemand hat es Ihm gegeben, und niemand kann es Ihm nehmen. Sie ist sein wesenhaftes Eigentum, weil er der „ewig Seiende“ ist, wie er bei Moses bezeichnet wird. Deshalb leitet sich alle Unsterblichkeit von ihm ab, nur er kann sie geben.“
Das sehe ich hier auch so ! Das besagt aber nicht, dass all jene Wesen, denen Gott aus sich heraus auch diese Unsterblichkeit gibt, dennoch sterblich sein müssen. Im Gegenteil es sagt aus, dass die Unsterblichkeit als solche nur von eben diesem einen Urwesen, welches ohne Anfang und ohne Ende ist, ausgehen kann.
“Daraus könnte man nun die Schlussfolgerung ziehen, niemand ausser Gott sei unsterblich. Jesus sagt jedoch auch von den Engeln, dass sie nicht sterben: „Denn sie können hinfort auch nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich“, anders ausgedrückt: Sie sind unsterblich. Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, Engel sind nicht unsterblich in dem Sinn wie Gott. Sie haben diese Eigenschaft nicht in sich selbst oder unabhängig von Gott. Auch sie werden von Gott am Leben erhalten, wie es für alles, was lebt, zutrifft. In diesem Sinn kann auch alles Leben und damit auch die „Unsterblichkeit“ von Gott abgeleitet werden und ist davon abhängig. Alles, was lebt, lebt, weil er es will: „…Ich gebiete dir vor Gott, der alle Dinge lebendig macht…“ oder die Stelle in der Apostelgeschichte: „Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.“
Was ist plötzlich los? Hat der Verfasser seine Haltung ins Gegenteil verkehrt? Hat er doch vordem immer wieder auf die Sterblichkeit der Seele hin gewiesen – Und nun heißt es, dass es durchaus möglich ist, dass auch andere Wesen, als Geschöpfe Gottes unsterblich sein können, wie zB. auch die erwähnten Engel.
“Welche Art von Unsterblichkeit?
„Das gilt auch für die „Geist-Seele“ des Menschen. Die Frage ist nicht, ob jemand ausser Gott unsterblich sein kann, sondern auf welche Art und Weise er es ist. Der Apostel Paulus verwendet den Begriff noch zweimal in seinem Kapitel über die Auferstehung. Dort bezieht sich die Unsterblichkeit ausschliesslich auf den neuen Leib, den die Gläubigen einmal erhalten. Erst mit diesem neuen Leib erhalten die Gläubigen die Unsterblichkeit in ihrer biblischen Bedeutung. Damit bezieht sich Unsterblichkeit in der Schrift immer auf den ganzen Menschen. Sie beginnt jedoch erst mit der Auferstehung. Sie umfasst dann den ganzen Menschen und nicht nur seine Seele. Um es klar zu sagen: Die Schrift verwendet den Begriff Unsterblichkeit nicht in Verbindung mit der Seele.“
Interessant ist zunächst, dass Urplötzlich von einer Geist-Seele die Rede ist. Das war vordem nirgends der Fall ! Ich gehe allerdings mit dem Verfasser konform, dass sich die Unsterblichkeit der Seele mit dem Erhalt des neuen Leibes vollzieht, welcher ihm bei der Auferstehung gegeben wird.
Allerdings bezieht sich die Bibel, wenn sie von Seele spricht, wie wir ganz zu Anfang bei der Textbetrachtung feststellten grundsätzlich auf den ganzen Menschen ! Also sagt hier der Verfasser nichts anderes als das, was ich schon ganz zu Anfang auch gesagt habe – Nach unendlichen Textpassagen...
Und dann kommt der letzte Satz, der wieder genau das Gegenteil behauptet: „Um es klar zu sagen: Die Schrift verwendet den Begriff Unsterblichkeit nicht in Verbindung mit der Seele.“
Was ist das für ein Durcheinander? – Die Schrift verwendet den Begriff der Unsterblichkeit ja gerade und ausschließlich für die Seele ! Denn der Mensch ist in seinem Leib ein Sterblicher, seine Seele aber ja gerade eben nicht !
„Sterben gilt nur für den Leib
Auf der anderen Seite heisst es aber auch an keiner Stelle, dass die Seele stirbt, wenn sie als Wesenselement des Menschen dargestellt wird. Weil sich Unsterblichkeit nur auf den Leib bezieht, gilt die Sterblichkeit auch nur für den Leib. Da die Seele jedoch nicht sterblich ist, gibt es auch keine „Unsterblichkeit der Seele“.
Wie bitte jetzt? Der erste Teil ist durchaus Richtig. Es gibt keine eindeutige Stelle, die besagt, dass die Seele stirbt ! – Aber dann: „Weil sich Unsterblichkeit nur auf den Leib bezieht“ – Da muss doch jeder einigermaßen bei Verstand seiende Augenblicklich zusammen zucken. Seit wann ist der Leib unsterblich???
Und weiter: „Da die Seele jedoch nicht sterblich ist, gibt es auch keine Unsterblichkeit der Seele“ Also was soll diese babylonische Sprachverwirrung? Da die Seele nicht sterblich ist, was soviel sagt wie, dass sie also Unsterblich ist, gibt es keine Unsterblichkeit der Seele? Weil sie Unsterblich ist, gibt es keine Unsterblichkeit? Etwas sinnloseres als so einen Unsinn hab ich selten gelesen !
„Sie hat sie auch nicht erst später durch den Empfang des ewigen Lebens erhalten, wie manche behaupten. Die Sterblichkeit gilt im neuen Testament nur für den Leib. Der Leib ist sterblich und gehört daher zur sichtbaren und damit vergänglichen Schöpfung. Für die Seele, die wir nicht sehen, gilt, dass sie im Gegensatz zum Leib ewig ist.“
Das hört sich endlich wieder vernünftig an ! Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Die Seele ist also unsterblich – sterblich ist nur der Leib. Denn dieser gehört wie alles materielle, der Vergänglichkeit an. Für die Seele gilt dieses nicht, da sie im Gegensatz zum Lein ewig ist.
“Der Begriff „Unsterblichkeit der Seele“ ist somit nicht wirklich zutreffend. Man sollte besser von der *ewigen Existenz der Seele“ sprechen. Die ewige Existenz des Menschen umfasst nicht nur die ewige Existenz der Seele, sondern auch die des Leibes (nach der Auferstehung). Der Mensch ist in seiner Ganzheit auf die Ewigkeit angelegt. Dass der Begriff „Unsterblichkeit der Seele“ nur den einen Aspekt der Seele aus der Ganzheit des Menschen anspricht, liegt daran, dass er sich nur auf die Zeit zwischen Tod und Auferstehung bezieht. Der Begriff ist also im biblischen Rahmen nur gültig für diesen Zeitraum. Jede weitergehende Bedeutung wäre eine Übernahme der griechischen Idee, die völlig abzulehnen ist.“
Also das empfinde ich jetzt als reine Wortklauberei. Unsterblichkeit der Seele ist plötzlich unzutreffend, obwohl der Verfasser so eben gerade noch die Kurve gekriegt hat – Und stattdessen wird dann der Begriff „ewige Existenz der Seele“ eingeführt. Das läuft am Ende im Grunde auf das gleiche heraus, nach meinem Dafürhalten !
Aber ich unterstreiche, dass der Mensch an sich als Ganzes betrachtet auch auf Ewigkeit angelegt ist und nicht nur temporär. Selbstverständlich ist die Dauer der Existenz einer Seele als solches nur ein Aspekt der Seele schlechthin, es gäbe noch tausende anderer Aspekte in Bezug auf Seele, aber die sind hier nicht von Interesse. Da es hier ja nicht um die Seele selbst geht, sondern eben gerade nur um die Frage: Sterblich oder Unsterblich.
“Fazit: Der Geist des Menschen ist der von Gott selbst eingehauchte Geist des Lebens. Weil dieser Geist von Gott ist und zugleich den Geist des Menschen bildet, muss die „Geist-Seele“ des Menschen wie der Geist Gottes selbst ewig existieren. Diese Existenz beruht allein auf dem Willen Gottes, der alles am Leben hält.“
Zu diesem Schluss bin ich auch gekommen, allerdings schon vorher.
“Wenn der Mensch stirbt, dann hört er nicht auf zu existieren, sondern lebt weiter. Dazu findet man viele Aussagen in der Bibel. Wie soll man diesen Tatbestand erklären? Die schlüssigste Erklärung ist, dass die „Geist-Seele“ des Menschen dem leiblichen Tod nicht unterworfen ist.“
Das war von Anfang an auch schon meine Ansicht gewesen... Und interessant ist, dass der Verfasser hier eine Wendung seiner Einstellung um 180° macht. Geht er doch erst von der These aus: Die Seele ist nicht unsterblich und die Lehre von der unsterblichen Seele sei gar nicht christlich, so kommt er zum Schluss zu genau der gegenteiligen Ansicht.
Was mich allerdings interessiert, ist wie ist eigentlich Deine Ansicht darüber?
@darknemesis