sarevok schrieb am 07.11.2019:das was die armen tiere dort erleben würde ich schon nicht mehr als leid definieren
Sondern? Deswegen fragte ich nach der Definition von Leid.
Wie bezeichnest Du einen Zustand, der zwar weder mit einer Erkrankung noch einer Verletzung zusammenhängt jedoch ganz ohne Zweifel das Wohlbefinden eines Lebewesens erheblich schmälert oder gar außer Kraft setzt?
Was anderes, außer "Leid" ist hier im Spiel? Leid das eben nicht nur in der Illusion des betroffenen Lebewesens existiert, sondern ganz real und sogar messbar.
Da jedes "Höllenkonzept" das mir bekannt ist, den Körper nicht "mit nimmt", sondern eine Seele voraussetzt, die diese Leiden = Höllenqualen "durchleben" muss und zwar auch noch ohne das Vorhandensein von Stresshormonen usw setzt, das Konzept einer Hölle ja eigentlich bereits voraus, dass es da noch etwas geben muss, das jenseits von körperlichem Schmerz und den meisten "Formen" von Leid existiert.
withe schrieb am 14.11.2019:Du bildest dich offenbar in einer empirischen Wissenschaft.
Ein Großteil meines Denken und Handelns basiert privat wie beruflich auf naturwissenschaftlichen Grundlagen, dass ist korrekt.
withe schrieb am 14.11.2019:Dafür werden ganz andere Gehirnbereiche trainiert als in Geisteswissenschaften und spirituellen Tätigkeiten.
Trotzdem kann das Eine meiner Ansicht nach ohne das andere nicht "komplett" sein.
Es mag Arbeits- und Lebensbereiche geben bei denen man sich auf Eines beschränken kann oder muss, aber meiner Erfahrung nach kommt man im Leben an Beidem nie wirklich vorbei.
Gegensätze sind eben durchaus oft gut geeignet einander zu ergänzen.
withe schrieb am 14.11.2019:Ich habe Achtung vor deiner Weiterbildung
Danke. Weiterbildung bzw die fast unlimitierte Möglichkeit dazu sehe ich als großes "Geschenk" der Zeit in der ich lebe.
Eine Zeit in der man hierzulande selbst entscheidet, ob und auf welchen Gebieten man sich in welchem Umfang weiterbilden möchte.
withe schrieb am 14.11.2019:würde dir nicht einmal empfehlen, dich davon allzusehr durch Beschäftigung mit Themen wie in diesem Thread ablenken zu lassen
Ich sehe darin keine Ablenkung, sondern eine notwendige, unersetzbare Ergänzung.
Der "Hauptteil" meines Berufes basiert auf harten, naturwissenschaftlichen Fakten, der überwiegende Teil meiner Persönlichkeit funktioniert rational und oft ist es für mich von großem Vorteil, mich nicht von Emotionen, spirituellen Einflüssen usw "stören" zu lassen.
Aber das ist eben nur der eine Teil. Auch ich bin Teil dieser Welt in der nicht auch nur ansatzweise jeder "kühl und rational" funktioniert.
Nicht nur beruflich, sondern auch privat ist es für mich von großer Wichtigkeit nicht nur auch auf Menschen eingehen zu können, die so ganz anders ticken als ich.
Ein guter und vielschichtiger Umgang mit Kunden, Nachbarn, meinem wunderbar bunten und vielfältigem Freundes- und Bekanntenkreises und meiner Familie ist nur deshalb so reibungslos und positiv möglich, weil mir von klein auf Anerzogen wurde, dass ich von Menschen die so ganz anders denken und ticken als ich nicht weniger lernen kann als von solchen die mir Ähneln.
Ich bin meiner Ziehmutter und meinem Vater unglaublich dankbar dafür, dass sie mich gelehrt haben andere Lebensansichten nicht nur zu respektieren, sondern auch stets bereit zu sein dazuzulernen und das das möglich ist ohne meine eigenen Überzeugungen zu verraten.
Würde ich all diese anderen Einflüsse als "Ablenkung" betrachten und meiden, dann hätte ich schon sehr viel verpasst und würde zu den Leuten gehören, für die jeder Blick über den Tellerrand erst zum Kraftakt und dann zur Herausforderung wird.
Würde mir nicht zusagen und die Leute die mich aufzogen hätten das auch nicht für mich gewollt.
withe schrieb am 14.11.2019:Als Laie mag ich mich geirrt haben, dass Epilepsie bereits in den Ursachen erforscht sei. Du bestätigst mir aber verschiedene Formen der Therapie.
Wie gesagt, es gibt ein paar Behandlungsansätze, die mit etwas Glück die Anfallswahrscheinlichkeit/-häufigkeit herabsetzen können und ein paar Substanzen, die man einsetzen kann um die Dauer bzw Heftigkeit eines Anfalles herabzusetzen und das Risiko eines tödlichen Ausganges zu verringern.
Allerdings schlägt diese Behandlung längst nicht immer an und selbst wenn sie es tut, führt sie nicht zur Heilung, sondern bleibt stets auf der Ebene "Symptombekämpfung", während die Ursache sich gut zu verstecken pflegt.
withe schrieb am 14.11.2019:Frühere Ärzte waren auch ohne moderne Hilfsmittel meines Wissens nicht hilflos.
Kommt auf die Definition von "Hilflosigkeit" an.
Jeder gute Arzt fühlt sich hilflos, wenn er vor einem Patienten sitzt, den er nicht heilen und dessen Leid ggf nicht einmal wirklich lindern kann.
Und Situationen in denen das so ist gab es schon immer, gibt es täglich und wird es auch immer geben.
Die Fortschritte in der Medizin führen oft dazu, dass Etwas dem "frühere Ärzte" hilflos gegenüber standen heute gut behandel- oder gar heilbar ist, manchmal gar sehr einfach, weil die Lösung mehr im Erkenntnisgewinn lag und die Umsetzung dann fast schon banal ist.
Und dann wieder gibt es Fälle in denen heutige Mediziner genauso hilflos sind wie es frühere Kollegen waren, ab und zu mit dem Unterschied, dass wir unseren "Gegner" heute besser kennen als damals.
Das garantiert keineswegs eine Heilungsmethode, aber manchmal gibt es die berechtigte Hoffnung, dass dort seitens der Forschung was passiert, manchmal können wir Leidenlindern, zur Prävention beitragen, Ausbreitungen stoppen oder wissen "nur" welche Behandlungsversuche, zu denen frühere Ärzte aus Hilflosigkeit griffen nichts ändern werden und können dem Patienten zumindest zusätzliches Leid ersparen.
Je mehr man versteht bzw je mehr Menschen der Weg zum Verständnis offen steht, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit Lösungen zu finden, aber dabei schmilzt auch stets die Macht/Überlegenheit des Einzelnen.
Das ist nicht nur in der Medizin so und erstreckt sich sogar über Natur- und Geisteswissenschaften hinaus.
withe schrieb am 14.11.2019:Außerdem waren die Sinne früherer Ärzte und Ärztinnen geschärft, was heute in Gefahr ist über Instrumenten vergessen zu werden (Intuition!).
Ich erlebe das genau anders herum.
Intuition war schon immer wichtig und hat an Wichtigkeit nicht verloren.
Kein guter Arzt kann seinen Job ordentlich machen ohne Intuition mit einzubeziehen.
Da Intuition im Grunde ja eine Mischung aus "Erfahrung" und "raten"ist fällt ihr eine große Bedeutung zu, wenn es darum geht auf Basis der Informationen des Patienten bzw dem der für den Patienten spricht (bei kleinen Kindern, Menschen die sich nicht äußern können, Tieren usw) einen Anfangsverdacht zu "formen".
Ohne die von Dir genannten Instrumente bedeutete das, dass man entweder irgendwelche Wege finden musste um zu prüfen ob man richtig liegt oder das Risiko einzugehen, dass man der eigenen Intuition auf dem Leim gegangen ist, falsch lag und die Folgen für den Patienten gefährlich oder gar tödlich sein können.
Kaum ein Instrument hilft mir, wenn ich absolut keine Idee habe, was meinem Patienten fehlen könnte.
Habe ich aber aufgrund meiner Intuition und gewissen "Leitsymptomen" einen Anfangsverdacht, dann kann ich diese Instrumente nutzen um diese Verdacht zu erhärten, Abgrenzungen von Differentialdiagnosen vorzunehmen und einen Irrtum zu erkennen bevor ich meinem Patienten mit einem falschen Behandlungsansatz schade.
Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die ohne bestimmte Argumente nicht oder nur unzuverlässig voneinander abgrenzen kann.
Handelt es sich dann noch um Zustände bei denen die Behandlung der einen möglichen Problematik gefährlich ist, sollte ein anderes Problem vorliegen, dass sich klinisch lediglich identisch darstellt, dann ist es für den Patienten mal ganz fraglos eine gute Sache, wenn ich mich nicht auf meine Intuition verlassen muss, sondern meine Diagnose absichern kann bevor ich Patient/Betreuer/Halter fragen müsste:
"Bei dem Symptomen kommen folgende Ursachen in Frage, die Behandlungen sähen jeweils so, so oder so aus und das Risiko ernster Komplikationen ist enorm, wenn wir den falschen Verdacht als "Diagnose" annehmen, also, welches Risiko wollen wir eingehen?"
Die Möglichkeit einen Anfangsverdacht mit modernen Methoden absichern zu können kann eine gute Intuition niemals ersetzen, aber eine wertvolle und lebensrettende Ergänzung sein (die die Lebenserwartung von Mensch und Haustier in den letzte Jahren ja auch ganz massiv erhöht hat).
Um den Bogen zum Ausgangsthema zurück zu schlagen:
Nicht nur der wissenschaftliche und technische Fortschritt erweitert das medizinisch Mögliche zu Gunsten des Patienten.
Ausgang dieses "Diskussionsexkurses" war ja meine Anmerkung, dass die Mündigkeit des "normalen Bürgers" in Religionsfragen sich ganz gewaltig verbessert hat, seit es (zumindest hierzulande) üblich ist nicht auf das Wort eines Geistlichen vertrauen zu müssen, wenn er sagt "In der Bibel steht dies und jenes und wenn ihr das und das tut oder nicht tut kommt ihr in die Hölle".
Wer die Bibel selbst studieren kann, der ist nicht nur darauf angewiesen, dass der Geistliche es gut mit ihm meint, sondern kann auch zu einem ganz anderen Schluss kommen, einfach weil es nicht immer nur eine mögliche Auslegung gibt.
Ganz ähnlich ist es auch in der Medizin und ganz sicher auch in vielen anderen Feldern.
Immer häufiger haben sich Patienten bzw die Halter meiner Patienten bereits umfassend schlau gemacht und bringen ihre eigenen Annahmen mit in die Konsultation ein.
Deswegen ist das "Informationszeitalter" meiner Ansicht nach etwas Großartiges.
"Wissen ist Macht." wird immer irgendwie stimmen, aber je mehr jeder "normale Bürger" sich selbst aneignen und selbst für sich nachprüfen kann, desto mehr trennt sich im "professionellen Bereich" die Spreu vom Weizen.
Büffeln und einen Abschluss machen reicht nicht mehr. Man kann seinen Job nur noch dann gut machen, wenn man den Laien der sich selbst mit der Thematik befasst hat ernst nimmt, seine Fragen beantworten kann und auf Augenhöhe kommunizieren und kooperieren kann ohne, dass einem ein Zacken aus der Krone fällt.
Und das gilt für Mediziner, Elektriker, Psychologen, Geistliche, Lehrer... kurz gesagt: fast für jeden und es gibt dem Kunden, dem Patienten, dem Schüler, dem Gemeindemitglied ein Mitspracherecht in Wissenschaft, Lehre und Glaube, das so historisch noch nicht da war.
Und nicht nur ich habe gelernt, dass ich mir einen anderen Fachmann suche, wenn ich auf einen treffe, der alle meine Rückfragen mit "Nee, das kann man alles nicht so vereinfachen." abwiegelt, ich empfinde auch die Zusammenarbeit mit Kunden als sehr viel "fruchtbarer", wenn sie ihre Möglichkeit sich selbst eine gewisse Kompetenz anzueignen nutzen.
Als ich aufgewachsen bin war es noch verpönt. Man widersprach keinem Lehrer, keinem Arzt, keinem Geistlichen...
Ich kann gut verstehen, dass diese Änderung all denen, die es sich auf ihrer Unantastbarkeit bequem gemacht haben sehr unangenehm ist.
Ich genieße sie. Will ich das Vertrauen meiner Kunden, dann reicht es nicht mehr, mit einem Abschluss zu wedeln und ich kann es mir auch nicht einfach machen und "Weil ich das studiert habe!" als "Argument" verwenden.
Ich bin kein "Gott in Weiß", der über den Kunden schwebt und wollte das auch nie sein.
Ich verdiene mein Geld damit, dass ich jeden der mit einem Problem zu mir kommt genau soweit mit in den Prozess einbinde, wie derjenige es wünscht und finde das großartig.
In der Gemeinde in der ich aufwuchs erinnere ich mich insbesondere an zwei Pfarrer (es war eher ein Verband aus aneinander grenzenden Gemeinden, die viel gemeinsam auf die Beine stellte).
Der eine war stets offen für Rückfragen, antwortete auch durchaus mal mit "Da lese ich nochmal nach/mache mir nochmal meine Gedanken."
Der Andere (der leider auch die Sonntagsschule organisierte und leitete in der ich als Kind meine Zeit verplempern musste), war von der "Mich stellt man als Gemeindemitglied und als Kind sowieso nicht in Frage - Typ."
Es war leicht zu beobachten, dass Erster nicht nur sehr viel beliebter in der Gemeinde war, sondern auch viel mehr Freude an der Ausübung seines Berufes hatte.
Er war in der Lage damit umzugehen, dass manche Dinge die in der Bibel stehen sehr unterschiedlich ausgelegt werden können und wenn er etwas als Fehlannahme betrachtete, dann konnte er das stets begründen, meistens u.A. damit, dass Vieles im Gesamtkontext betrachtet werden muss.
Sein Kollege nahm sich nicht einmal die Zeit auf Kritik einzugehen, für den wären Zeiten in denen er die Deutungshoheit hat, weil seine Schäfchen eh nicht selbst in der Bibel lesen konnten sicher viel schöner gewesen, denn ihm schien viel an dieser Überlegenheit/Macht zu liegen, während sein Kollege grade im konstruktivem Dialog mit den Gemeindemitgliedern regelrecht aufblühte.
Zum Glück für alle Beteiligten hat der sich auch durchgesetzt, als sein Kollege meinte, dass ich von der Gemeindearbeit ausgeschlossen werden müsse, da ich ja nicht mehr zur Sonntagsschule, dem Gottesdienst usw komme.
withe schrieb am 14.11.2019:Die Kritik an der Unhinterfragbarkeit deiner religiösen Kinderunterweisung geht bei dir immerhin nicht so weit, die Anleitung zur Kritikfähigkeit durch die Mutter nicht zu loben.
Kannst Du das nochmal anders formulieren? Ich versteh nicht wirklich was Du meinst.
Ich finde es falsch, dass meine Mutter mir lange Zeit vorenthalten hat, dass es zwischen "Glaube" und "Tatsachen" einen Unterschied gibt und
grade weil, es ihr in anderen Belangen sehr wichtig war uns zu mündigen Personen zu erziehen, die Dinge hinterfragen und sich ein eigenes Bild von der Welt machen, hat sie (vollkommen unbeabsichtigt) den Eindruck, dass der christliche Glaube eine nicht zu hinterfragende Tatsache war noch verstärkt.
Das war ihr aber wie gesagt damals selbst nicht bewusst und heute würde sie es anders machen.
Ihre Fähigkeit vergangenes zu überdenken und einzuräumen, dass sie in einigen Punkten falsch lag finde ich durch und durch lobenswert.
withe schrieb am 14.11.2019:(Ich persönlich meine übrigens, dass Eltern sich nicht nach Jahrzehnten allzu sehr für Erziehungsfehler anklagen sollten, die vielleicht nicht einmal welche waren.)
Da gebe ich Dir durchaus Recht.
Niemand ist fehlerlos und Kindererziehung ist eine erhebliche Herausforderung.
Mir ist primär wichtig, dass sie weiß, dass ich ihre diesen Fehler nicht vorhalte.
Nicht nur, weil der Schaden überschaubar war, sondern primär, weil sie in guter Absicht gehandelt hat und ich ohnehin aus Prinzip nicht nachtragend bin.
Allerdings kann ich ihr auch nur sagen, dass ich ihr bereits vor langer Zeit verziehen habe, dass sie sich auch selbst verzeihen muss, darauf habe ich leider nur begrenzt Einfluss.
withe schrieb am 14.11.2019:Da deine Entgegnungen zu meinen Richtigstellungen zu diesen Themen nicht ernsthaft gemeint scheinen
Da liegst Du falsch.
Ich meine grundsätzlich alles ernst was ich schreibe bzw kennzeichne es deutlich, wenn etwas mal nur mit einer Einschränkung ernst gemeint ist.
withe schrieb am 14.11.2019:ja Abneigung transpotieren
Es war niemals meine Absicht Dir oder sonst jemandem gegenüber Abneigung zu transportieren, dazu habe ich auch gar keinen Grund.
Kann es sein, dass Du lediglich die Tatsache fehlinterpretierst, dass ich einige Deiner Äußerungen, die Du als "Richtigstellung" wahrnimmst als "Meinung" ansehe und nun einmal mit dem Grundsatz aufgezogen wurde, dass es bei Meinungen niemals ein "falsch" oder ein "richtig" gibt und alle Meinungen, ganz gleich wie unterschiedlich sie sein mögen genau gleich viel wert sind?
Ich kann Deinen Meinungsäußerungen, die sich von meinen Ansichten unterscheiden nun einmal "nur" Respekt entgegenbringen, aber sie eben nicht für mich selbst übernehmen, so funktioniert Meinungsbildung einfach nicht, dazu hängt sie viel zu sehr vom Erfahrungshintergrund ab, der nicht nur individuell sondern auch sehr unterschiedlich sein kann.
withe schrieb am 14.11.2019:lohnt sich für mich wohl kein Eingehen darauf.
Das kannst nur Du alleine entscheiden.
Ich erwähnte ja bereits, dass ich der Ansicht bin im Austausch mit Menschen, die die Welt ganz anders sehen als ich selbst oftmals sehr viel lernen zu können und zwar ohne das eine der "Parteien" seine Ansichten ändern muss oder auch nur sollte.
Respektvollen Umgang kann ich Dir bieten, bedingungslose Zustimmung hingegen eben nicht.
withe schrieb am 14.11.2019:Für andere interessierte User weise ich aber darauf hin, dass die Unterstellung, die Kirche vermute ungetaufte Kinder in der Hölle, unzutreffend ist. Siehe Limbus! Die Behauptung, Nottaufen sterbender Neugeborener bedeuteten Zeitverlust, widerlegt sich schon durch das Wissen um die Praxis. Ebenso konstruiert erscheint offensichtlich dein Argument der unsterilen Spritzen (im Krankenhaus!)
Aufgrund meiner Erziehung und dem von meinem Vater vermitteltem Grundsatz, dass ich niemals von "Absicht oder gar Böswilligkeit" ausgehen soll, wenn auch ein einfacher Fehler oder ein Missverständnis als Ursache in Frage kommen möchte ich Dir hier explizit keine "böse Absicht" unterstellen, Dich aber dennoch darauf hinweisen, dass Du es anderen Menschen nicht grade zur Freude machst mit Dir zu diskutieren, wenn Du Aussagen nicht nur so heftig aus dem Kontext reißt, sondern auch noch ohne jeden Verweis auf die ursprüngliche Äußerung den Inhalt so massiv abänderst, dass Du letztlich etwas kritisierst, dass mit der getätigten Äußerung kaum noch überhaupt etwas gemeinsam hat und Du damit Anderen Dinge in den Mund legst, die sie nie getätigt haben.
Offenkundig beziehst Du Dich hier ja eine Äußerung, die ich in
diesem Beitrag getätigt habe:
Fraukie schrieb am 07.11.2019:Mit der Logik kann man natürlich auch Hebammen dazu verdonnern bei Komplikationen noch zusätzlich Zeit für eine "Nottaufe" zu verplempern, weil der gütige Gott das Ungeborene sonst auf ewig verdammt und die wirklich guten Hebammen, die das lieber bleiben lassen, weils 1. Zeit kostet und 2. auch bevor man von pathogenen Keimen wusste so manche Hebamme durchaus bemerkt hat, dass es irgendwie problematisch zu sein scheint dieses Weihwasser mit dieser Taufspritze von einer Gebärenden in die andere zu pumpen...
solchen Hebammen drohten dann ganz empfindliche Strafen auf die "Verweigerung der Nottaufe".
withe schrieb am 14.11.2019:Für andere interessierte User weise ich aber darauf hin, dass die Unterstellung, die Kirche vermute ungetaufte Kinder in der Hölle, unzutreffend ist.
Diese Unterstellung habe ich niemals getätigt. Die Hölle erwähne ich da gar nicht.
Ich beziehe mich lediglich darauf, dass es damals als Tatsache angesehen wurde, dass die Seele eines Kindes, das ungetauft stirbt "ewig verdammt" ist.
Denn so richtig scheint es ja niemanden getröstet zu haben, dass die Seelen dieser Kinder nicht in der Hölle schmoren sondern "nur" die Ewigkeit in der Finsternis des Limbus zubringen ohne je Zutritt in den Himmel zu bekommen.
Als einziger Weg das zu vermeiden galt die Taufe, die aber einem Kind, das bereits tot zur Welt kam nicht mehr zur Verfügung stand.
Daraus entwickelte sich dann dieses fürchterliche Ritual, der Nottaufe ungeborener Kinder zu der eine Hebamme bei gewissen Komplikationen nicht nur angehalten, sondern sogar verpflichtet war.
withe schrieb am 14.11.2019:Die Behauptung, Nottaufen sterbender Neugeborener bedeuteten Zeitverlust, widerlegt sich schon durch das Wissen um die Praxis.
Und wieder ersetzt Du Begriffe, verdrehst die Aussage und kritisierst am Ende eine Behauptung, die ich nie getätigt habe.
Ich schrieb nicht von "Neugeborenen", sonder von "Ungeborenen".
Dir müsste doch bekannt sein, dass Hebammen dazu verpflichtet waren eine Nottaufe im Mutterleib durchzuführen, wenn während der Geburt Komplikationen auftraten, die befürchten ließen, das Kind könne vor oder während der Geburt versterben.
Dass es sich bei diesen Komplikationen meistens um Situationen handelte bei denen es für Mutter und Kind unglaublich gefährlich war den Entbindungsprozess zu unterbrechen um die Seele des Kindes mit Hilfe der Taufspritze vor der ewigen Verdammnis im finsteren Limbus zu bewahren ist einfach eine unbestreitbare Tatsache.
Eine gute Hebamme war durchaus oft in der Lage "ungünstig angeordnete" Zwillinge oder Kinder die nicht gut auf den Geburtskanal "ausgerichtet" lagen mit Geduld und Können zu entwickeln, Kinder im Mutterleib zu drehen oder zur Not auch aus ungünstigeren Positionen auf die Welt zu bringen, wenn sie annehmen mussten, dass Mutter und/oder Kind die Zeit für weitere Schritte nicht haben könnten.
Aber dazu mussten sie im richtigen Moment die richtigen Handgriffe ausführen.
Kam dann aber der Verdacht auf, das Kind könne die Geburt nicht überleben, dann war die Hebamme verpflichtet die Entwicklung zu unterbrechen, zur (natürlich unsterilen) Taufspritze zu greifen, das Kind im Mutterleib zu taufen und die Geburt erst danach abzuschließen.
Das hierbei nicht nur Zeit verloren ging, sondern auch Handgriffe, die lebensrettend sein konnten abgesetzt werden mussten und zu allem Überfluss noch eine Taufspritze in die Mutter eingeführt werden musste, was nicht nur mit erheblichem Stress sondern auch einem unvermeidbarem Eintrag verbunden war, sind einfach mal Fakten, die sich nicht wegreden lassen.
Trotzdem wurde die Furcht um die Seele des Kindes (und die Zulassung der Hebamme) ganz eiskalt vor das Wohl von Mutter und Kind gesetzt.
withe schrieb am 14.11.2019:Ebenso konstruiert erscheint offensichtlich dein Argument der unsterilen Spritzen (im Krankenhaus!)
Damals waren Geburten im Krankenhaus mehr als nur unüblich und dass Dir dieses Ritual der Nottaufe unbekannt ist und Du nicht einmal weißt was eine Taufspritze ist, dann solltest Du Dir wohl Deinen eigenen Rat zu Herzen nehmen:
withe schrieb am 14.11.2019:Überhaupt sollte man im Urteil über nicht bekannte Praxis fremder Religionen/Konfessionen zurückhaltend sein.
Um den Bogen zum Thema deutlicher zu machen (ich hatte wohl gedacht, dass es sich um sehr viel verbreiteteres Wissen handelte) fasst
http://www.dmm-ingolstadt.de/aktuell/objektgeschichten/mai-2014.html die wissenswerten Fakten ganz gut zusammen.
Auch wenn dieses Ritual das Ungeborene nicht vor der Hölle, sondern "nur" vor dem Limbus bewahren sollte, finde ich, dass es sich um ein sehr gutes Beispiel handelt in welchem Ausmaße, die Angst vor Hölle, Verdammnis, bzw dem "Hausverbot im Himmel" die Menschen dominiert hat.
Dass es
grade bei einer Geburt bei der zu Befürchten war, dass das Kind nicht überleben könnte absolut gefährlich war, die Entbindungshilfe zu stoppen um eine Nottaufe am Ungeborenen durchzuführen war damals nicht nur jeder guten Hebamme bewusst, sondern dürfte generell keinen zu hohen Anspruch an den gesunden Menschenverstand sein.
Dazu kam, dass auch zu Zeiten zu denen "Hygiene" noch kein Thema war und "unsichtbare Krankheitsüberträger" eher als Wahnvorstellung galten, trotzdem immer mehr Hebammen bemerkt haben, dass sich z.B. Fälle von Kindbettfieber häuften, selbst wenn die Gebärenden keine nennenswerten Gemeinsamkeiten im Allgemeinzustand, Geburtsverlauf usw hatten und die einzige Gemeinsamkeit darin bestand, dass bei beiden Geburten die Taufspritze zum Einsatz gekommen war.
Trotz des ganz unbestreitbaren Risikos für Mutter und Kind, das aus dem Unterbrechen der Geburt entstand und dem begründeten Verdacht, dass die Anwendung der Taufspritze weitere Risiken mit sich brächte riskierten Hebammen lange (meines Wissens je nach Region bis weit ins 19.Jahrhundert) u.A. den Verlust ihrer Zulassung, wenn sie die Entscheidung trafen auf die Nottaufe des Ungeborenen zu verzichten um die Überlebenschancen für Mutter und Kind zu erhöhen.
Als ich merkte, dass ich mich irgendwie von diesem, mir anerzogenem Glauben entferne habe ich fast schon verzweifelt versucht das "abzuwehren", zurück zu Gott zu finden, so war es mir ja beigebracht wurden.
Versucht habe ich das damals nicht nur durch Gespräche mit dem Pfarrer und anderen Gemeindemitgliedern, sondern auch im Gebet und besonders gründlich durch das studieren der Bibel.
Letzteres hatte aber eher das Gegenteil von dem was ich erreichen wollte zur Folge, denn je mehr ich in der Bibel las, desto weniger ergab all das was mir so "eingetrichtert" wurde Sinn.
Als ich dann älter wurde und zusätzlich noch historische Quellen und Bezüge miteinbeziehen konnte verstärkte sich all das noch.
Das Wissen, dass ich mir bezüglich der Geschichte von Hebammen, Nottaufen usw aneignete passte einfach immer weniger in das mir als Kind vermittelte Gesamtbild.
Wie konnte der Gott gleichzeitig so grausam, rachsüchtig und "gütig" sein?
Warum stellte die Kirche, die vorgibt ihn auf Erden zu vertreten Regeln auf von denen bekannt war, dass sie nicht nur unglaubliche Furcht unter den Gläubigen verbreitet, sondern zu Gesetzen führte, die Unschuldige in Gefahr brachten um irgendeinem Ritual oder "Prinzip" gerecht zu werden, das keinen Zweck außer einer weiteren Machtdemonstration zu haben schien?
Auch wenn ich eine ganze Weile fest davon überzeugt war, dass all die Christen, die in der Hölle eher eine Symbolik sehen als eine reale "Konsequenz" irgendwie "Rosinenpicker" waren, die sich all das gute, gütige und angenehme aus der Bibel rausgesucht haben, während sie all die Grausamkeiten, Rachsucht und Co entweder überlesen haben, durch Jesus als "nichtig" ansahen oder als "nicht wörtlich zu nehmende Beispiele" umdeuteten..
Heute verstehe ich diese Leute, denn die Hölle ist nur einer von der vielen Faktoren, die das "Gesamtpaket Christentum" sehr trostlos und beängstigend machen und diese "Rosinenpickerei" vermutlich kaum zu vermeiden ist, wenn man in all dem nicht nur Gutes erkennen möchte, sondern daran glauben, dass das Gute überwiegt.
Sollte es diesen Gott wirklich geben, dann weiß ich immer noch nicht ob ich lieber hoffen soll ihm nie zu begegnen oder darauf, dass er mir eine Sprechstunde einräumt, ich hätte da nämlich so einige Fragen.