@Freakazoid Freakazoid schrieb:Ja, diese ganzen Strömungen sind sehr gut mit den uns heute bekannten typischen Verhaltensmustern von Menschen erklärbar.
Das macht die Religionen ja nur noch ungöttlicher und die Konzepte hinter ihnen noch unwahrscheinlicher.
Nicht zwangsläufig. Wenn Gott Interesse hat, sich den Menschen zu offenbaren, dann muss er das in einer Form tun, die menschlich ist.
Zu den anderen Dingen: etwas als Sünde zu titulieren, stellt keinen Widerspruch zu Nächstenliebe dar. Schließlich heißt es ja auch, man soll nicht 7 mal sondern 77 mal vergeben.
Wenn man natürlich davon ausgeht, dass die Bibel vom Himmel gefallen ist, dann kann man nicht an ihr feilen. Wenn man davon ausgeht, dass sie von Menschen geschrieben wurde über ihre Erfahrung mit Gott zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Situation, hat man die Chance, zu versuchen, den Kerngedanken dahinter zu entdecken und auf die heutige Zeit zu aktualiseren.
Dazu ein biblisches Bsp: In den Gesetzestexten (Teil des christlichen AT) steht, dass man am Sabbat keine Ähren vom Feld abreißen darf. Jesu Jünger haben Hunger und tun es deswegen trotzdem. Dafür wird Jesus kritisiert. Er stellt klar, dass es wichtiger ist, dass seine Jünger zu essen haben als in diesem Fall das Sabbath-Gebot zu halten. Das meine ich mit Kern rauslesen und aktualisieren.
Überhaupt ist es schwer, einzelne Bibelpassagen in einen Topf zu werfen. Sie besteht aus verschiedenen Büchern mit verschiedenen Autoren. Am Jesajabuch z.B. wurde 500 Jahre lang geschrieben. Das ist etwa so, wie wenn Luther ein Buch angefangen hätte, dass man erst in unseren Tagen zu Ende geschrieben hätte. Dass sich da der eine andere Kontext ändert, liegt wohl auf der Hand. Und es sind verschiedene Gattungen: Gesetzestexte, Novellen, Gebete, Briefe,... und alle Texte sind auch noch von Zeit und Gesellschaft geprägt.
Wenn man da alles wörtlich nehmen will ohne zu hinterfragen, dann gute Nacht. Nein, man muss den Kern finden und diesen aktualieren.
Das dann noch zwischen den Religionen Widersprüche bleiben - ja, stimmt. Die Frage ist: sind es nur menschliche Probleme, über die Gott möglicherweise drübersteht oder sind sie gravierend? Ich denke, hier ist ersteres der Fall.
Außerdem gibt es auch Kerngedanken, die viele Religionen gemeinsam haben.