Die absolute Wahrheit
16.01.2010 um 19:41
Ich muss etwas weiter ausholen, aber wer die Muse hat dies zu lesen wird verstehen.
Ich packe mache da mal einen Dialog draus, ganz im Sinne der alten Philosophen:
"Was hat es mit dem bewussten Raum auf sich?" fragte Alex.
"Stell dir 2 identische Räume vor", begann Peter, "Die Räume sind ohne Ausnahme komplett gleich."
Peter holte seine Skizzen aus der Schublade und legte sie vor Peter auf den Tisch, damit sie seine Gedanken auch visuell unterstützten.
"Jetzt stellst du dir vor, du wärst in einem der Räume. Du machst die Augen zu wirst ein wenig umhergewirbelt und rumgetragen und darfst dann die Augen wieder aufmachen. Was denkst du in welchem Raum du bist?" fragte Peter.
"In einem von den beiden."
"Und wenn du von dem zweiten Raum nichts weisst?"
"Dann würde ich annehmen ich wäre noch in demselben Raum wie vorher."
"Wir beginnen mit dem Experiment. Es gibt theorethisch die Möglichkeit den menschlichen Körper in die einzelnen Atome zu zerlegen und sie anschliessend wieder zusammenzubauen. Man kann davon ausgehen, dass ein menschlicher Körper nach dem Zusammensetzen wieder uneingeschränkt lebensfähig wäre, und du immer noch derselbe wärst. Die geläufige Annahme ist die, dass das Bewusstsein eines Menschen auf ein Zusammenspiel von biochemischen Prozessen im Gehrin zurückzuführen ist. Das Zusammenspiel der Neuronen verschafft den Menschen ihr Bewusstsein. Wir müssen nur davon ausgehen, dass das Bewusstsein in irgendeiner Form an die Materie gekoppelt ist. Wenn deine Materie nicht mehr funktioniert, wie sie es tun soll, erlischt dein Bewusstsein. Ob ein Organ aufgibt oder du binnen einer Sekunde pulverisiert wirst. Das Bewusstsein ist für einen äusseren Beobachter verschwunden. Bewusstsein kann man nur indirekt messen. Wie die Zeit. Wir wissen noch nicht einmal genau, was Bewusstsein eigentlich ist. Oder was zeit ist."
Ein straffer Wind schüttelte die Bäume und beide bekamen eine Gänsehaut.
"Der menschliche Körper besteht aus Abermilliarden Atomen. Also wir bauen dich auseinander und schaffen deine Atome in den anderen Raum, von dem Du nichts weisst, und bauen dich dort wieder zusammen. Was wirst du feststellen?"
"Ich werde keinen Unterschied feststellen."
"Du warst schliesslich bewusstlos, Weisst weder was von dem Experiment noch von dem anderen Raum."
"Als wäre ich kurz eingenickt."
"Richtig." Bekräftigte Peter.
"Wir gehen nun einen Schritt weiter. Wir bauen Dich auseinander und bauen dich in dem anderen Raum aus neuen Atomen wieder zusammen. Gleiche Masse, Ladung und Spin natürlich. Jedes deiner Atome wird sozusagen perfekt kopiert, sodass kein Unterschied zwischen dem Original-Atom und dem Dubikat erkennbar ist. Also ist auch kein Unterschied zwischen Dir und deinem Klon erkennbar. Deine alten Atome lassen wir verstreut liegen. In welchem Raum wirst du dir bewusst werden, wenn überhaupt?" fragte Peter.
"Ja, in dem neuen Raum. In dem Körper aus neuen Atomen." antwortete Alex.
"Ja, das ist eine Möglichkeit. Doch wer oder was wird sich dann in dem Klon bewusst?"
"Ich weiss nicht, ob sich der Klon tatsächlich seiner selbst bewusst wird." antwortete Peter.
"Aber er wird denken, er ist ich. Er hat Zugriff auf meine Erinnerungen. Bis zu dem Zeitpunkt an dem ich auseinandergebaut wurde."
"Richtig. Wie wird er sich verhalten?"
"Wie ich mich verhalten würde."
"Richtig. Jetzt bauen wir dich wieder zusammen. Du bist du. Du weisst nicht was passiert ist und du weisst nichts vom Klon. Der Klon denkt - besser gesagt er weiss - er ist du und er kann keine veränderung an sich feststellen. Kannst du noch folgen?" fragte Peter nachsichtig.
"Jaja," antwortete Alx kurz.
"Ok. Dann werden wir dich jetzt auseinander bauen, deine Atome kopieren und dich zeitgleich mit den kopierten Atomen aufbauen. Du weisst nach wie vor von nichts. Du und dein Klon werdet euch identisch verhalten. Was werdet ihr denken?"
"Wahrscheinlich zu jeder Sekunde das selbse. "
"Richitg, ihr seid zwei paralell existierende Menschen die in jeder Hinsicht absolut synchron sind. Herzschlag, Atemfrequenz, Stoffwechsel. Sogar eure Gedankengeänge. Ihr seid durch und durch identisch.Bis auf einen gravierenden Unterschied."
"Der da wäre?"
"Du weisst immer noch, dass du, du bist."
"Aber mein Klon geht auch von sich aus, dass er ich ist."
"Ja, aber du weisst, dass du nur du sein kannst. Dieser eine Funke der dich Wissen lässt, dass du eben du bist. Weisst du wie ich mein?"
"Ja schon, ich kann nicht zu meinem Klon switchen und er sein."
"Vielleicht. Gehen wir mal davon aus, dass du und dein Klon ein und dieselbe Persons seid. Dann existierst du an zwei Orten gleichzeitig. Wenn du den Arm hebst, tut dein Klon das auch. Absolut synchron. Ist das zu fassen?"
"Nein, "sagte Alex und lachte.
"Würde es nun einen Unterschied machen, wenn deine Existenz von einer Sekunde auf die andere ausgelöscht wird? So schnell, dass dein Gehirn noch nicht mal in der Lage ist eine Erinnerung zu speichern?"
"Natürlich, dann wäre ich tot."
"Und was wenn nicht?"
"Wie wenn nicht?"
"Wenn du dir nun in deinem Klon, der ja faktisch du bist, bewusst wirst? Vorher war der Klon lediglich eine abgespeckte Version deiner selbst. Er hatte den Funken nicht. Aber er hatte deine Erinnerungen, deine abgespeicherten Gewohnheiten die deine Persönlichkeit ausmachen. Der Funke springt über, du bist nach wie vor du. Es ist für dich rein gar nichts passiert."
"Dann wäre es in der Tat egal, ob du mich erschiesst. Auch wenn ich die beispielsweise noch eine Waffe registrieren würde, wäre es belanglos. Ich lasse die Erinnerung schliesslich in dem Körper zurück."
"Richtig. Das nenne ich 'Das springende Bewusstsein'. Würden wir deine Atome hunderte Male kopieren und erst dich und dann per Zufallsprinzip alle Klone ausser einen erschiessen, ist davon auszugehen, dass du weiterhin existierst. Und du hast von dem Massaker noch nicht einmal etwas mitbekommen." lachte Peter.
"Interessant."
"Allerdings. Was weisst du aus deiner Kindheit?"
"Nicht viel. Viele bruchstückhafte Erinnerungen."
"Wie war dein Bewusstsein zu der Zeit?" fragte Peter weiter.
"Ja, keineswegs war es so ausgeprägt wie es jetzt ist."
"Weisst du noch wie es war, als du dir deiner selbst das erste Mal richtig bewusst wurdest?"
"Natürlich, das kam ganz plötzlich!" antwortete Alex triumphierend. "Ich saß auf der Couch und sah mir irgendeinen Unsinn im Fernsehen an und auf einmal hab ich mich anders gefühlt. Und gedacht 'Was ist das hier alles? Wie kann das alles sein?' 'Wie sieht die Alternative zu all dem hier aus?'. Das Gefühl, das ich damals hatte ist unbeschreiblich. Unbeschreiblich erstaunlich. Es war weder positiv noch negativ. Ich war derart erstaunt! Das kann man mit Worten nicht ausdrücken."sagte Alex sichtlich erregt.
"Du kannst das heute noch, nicht wahr?"
"Ja, darum wirke ich manchmal etwas verträumt," lachte Alex. "Ich kann das eigentlich fast jederzeit. Dann lehne ich mich in mir zurück und erfreue mich meiner Existenz. Falls man das sich daran erfreuen nennen kann. Mich beschäftigt währenddessen immer die Frage nach dem Warum. Wer ich bin und was mich ausmacht."
"Das Warum ist gar nicht so wichtig. Aber überleg mal. Wieso ist dein Bewusstsein schlagartig eingetroffen? Dieser eine Funken, der dir sagt, ja, das bist du, was ist das?"
"Ich weiss nicht."
"Ich glaube, wenn du den letzten Schritt verstanden hast, wird es dir einleuchten."
"Dann leg mal los"
"Wir haben also geklärt, dass dein Bewusstsein, dieser Funke der dein Ich ausmacht, von einem Klon, also einem Dir, zum anderen springt. In dem Gedankenexperiment eben haben wir dich und deinen Klon zeitgleich aufgebaut. Was passiert, wenn wir euch in einem gewissen Zeitabstand zusammenbauen?"
"Wen zuerst?" fragte Alex.
"Erst dich dann den Klon. Und umgekehrt."
"Das ist einfach, wenn erst ich zusammengebaut werde bin ich wieder ich. Mein Klon wird nach mir zusammengebaut und denkt er wäre ich. Was er aber nicht ist, denn der Funke, der mich meiner Selbst bewusst werden lässt ist bei mir. Wenn zuerst mein Klon zusammengebaut wird und deine Theorie des springenden Bewusstsein stimmt, dann werde ich mir in meinem Klon bewusst. Aber dann wiederum bin ich praktisch ich, nur mit neuen Atomen. Meine alten Atome, jetzt Klon genannt, denken sie wären ich."
"Sehr gut, was sagt dir das?"
Alex dachte kurz nach. Er fühlte es. Es war ein magisches Gespräch.
"Der Funke. Das bin ich. Ich bin der Funke."
"Das ist es. Du willst wissen wer du bist? Ein Mensch ist nicht nur die Summe von Attributen. Der Gedanke formt die Angewohnheiten. Die Angewohnheiten bilden den Charakter und der Charakter bildet die Persönlichkeit. Jeder Mensch neigt dazu sich anhand seiner Persönlichkeit zu identifizieren. Aber er ist vielmehr als eine nackte Persönlichkeit."
"Richtig, richtig, ich kontrolliere meine Gedanken. Aber dann bin ich doch in einer Form meine Persönlichkeit, oder etwa nicht?"fragte Alex.
"Deine Persönlichkeit ist der Ausdruck deiner selbst. Sie kann sich ändern. Je nachdem wie du deine Gedanken und deine Art zu denken gestaltest." anwortete Peter.
"Es kommt eine Zeit, in der jedem Menschen schlagartig bewusst wird, dass er existiert. In jungen Jahren kontrollieren die Gedanken die Persönlichkeit des Kindes. Weil kein Funke da ist, der die Gedanken kontrolliert. Und wer kontrolliert die Gedanken eines Kindes. Die Eltern. Und das Umfeld. Überhaupt jeder Eindruck hat Auswirkungen auf die Gedanken eines Kindes. Und das wiederum hat Auswirkungen auf die Persönlichkeit. Und wenn nun der Funke eintrifft steht der Mensch vor einer Vielzahl grosser Fragen. Eine ist die, wer sie sind und wer sie zu dem gemacht hat. Vorher war ein jeder lediglich eine abgespeckte Version."
"Analog zum Klon?" fragte Alex.
"Das Abbild Gottes."
"Und der Funke?" fragte Alex abermals.
"Der Funke ist Gott."
"Dann bin ich Gott."
"So kannst du es sehen."
"Jeder ist Gott. Wir sind alle eins."
"Du hast es verstanden."