Was war euer intensivstes, bewusstes spirituelles Erlebnis?
14.04.2021 um 14:25
Ich möchte was beschreiben, das vor inzwischen 35 Jahren passiert ist - oder besser gesagt, angefangen hat - und neulich ist mir aufgefallen, was das eigentlich war, bzw. ist.
Ich bin, sozusagen, von der "Erbschuld" befreit und befinde mich in einem "Zustand der Gnade".
Ich kann, auf eine ganz und gar rationale Weise, meine Illusionen über "gut und böse" loslassen.
Und meine Spiritualität (i.S. v. Rusty Cohles "If the only thing that keeps a person decent is the expectation of divine reward, brother, this person is a peace of shit.") leben, ohne auf diesen "Shit" einen Hals zu haben.
Es war Abends, gar nicht besonders spektakulär, aber definitiv "bedeutsam", das stand zu keinem Zeitpunkt außer Frage.
(Die ganzen Jahre nicht seither.) Ich war Anfang 20 und lebte in einem Wohnwagen in Wales und war zum Pinkeln draußen unter dem Sternenhimmel.
Ich hatte plötzlich ganz klar vor Augen, dass nicht nur jedes Ding zwei Seiten hat, sondern diese beiden Seiten auch nochmal "unterteilt" sind.
Und ich hab auch gleich begriffen, dass das (zum Beispiel) bedeutet, dass es nicht nur regnen kann oder nicht - sondern dass sowohl Regen als auch Sonnenschein zu viel oder zu wenig sein können, gut oder schlecht.
Also endlich Regen nach einer Dürre etwas völlig anderes "bedeutet", als ein weiterer Schauer in einer schlecht Wetter Periode.
Und jetzt neulich habe ich mich mit einem Physiker darüber unterhalten, ob es "den freien Willen" geben könne, wo doch, seiner Meinung nach, alles Determiniert sei.
Und konnte doch tatsächlich "nachweisen", dass es den "Freien Willen" gibt:
Ich habe keinerlei Macht darüber, wie mir (oder gar anderen) Spinat schmeckt.
Ich kann mich nicht entscheiden, ob mir Spinat schmeckt, ich kann nur entscheiden, ob ich ihn esse oder nicht.
(Das war sein Argument dafür, dass es den freien Willen nicht gäbe: alles determiniert - abgeleitet aus der Tatsache, dass er mir entweder schmecke oder nicht.)
Jetzt war er aber zum Glück beruflich mit "Materialeigenschaften" beschäftigt - und es geht halt eben nicht darum,
ob der Spinat dazu "determiniert" sei, mir zu schmecken.
Es geht bei dem Phänomen "Willen" darum, dass er nicht unfrei sein kann, weil es so was wie die Thermodynamik gibt und die besagt, dass es keine "Kälte" gibt. Es gibt nur "Wärme", die abgegeben werden kann.
Der Begriff "Kälte" dient nur der Erläuterung des Wirkens von "Wärme", existieren tut nur die Bewegung der Moleküle.
So wie der Begriff "frei von Determination" nicht ohne Determination funktioniert, davon kann ich nicht sauber ableiten;
existieren tut nur der "Wille" als (Material)Eigenschaft des Verstandes.
Und aus "schmeckt" oder "schmeckt nicht", kann ich zwar ableiten, was ich essen möchte, aber nicht, wie Spinat schmeckt.
Das ist zwar eine vermeintliche Einschränkung, aber der "Freie Wille" ist nicht dafür da, die Gesetze des Universums auszuhebeln, sondern sie (irgendwann) zu verstehen.
Wenn ich bereit und in der Lage bin, meine Konzepte zu hinterfragen.
Denn auch wenn mir Spinat nicht schmeckt, nährt mich dieser bei Hunger - und wenn er mir schmeckt, muss ich dennoch möglicherweise die Portion mit wem teilen.
Aber der Spinat ist nicht determiniert zu schmecken - und ich nicht, ihn essen zu müssen ohne zu hungern. (Kann sein, dass ich hungern muss, aber nicht, weil ich keinen Spinat "will" - nur, wenn ich ihn nicht nehme, obwohl nichts anderes da ist.)
Und ich bin nicht determiniert, eine bestimmte Wahl zu treffen, sondern nur, die Konsequenzen meiner jeweiligen Wahl zu tragen.
(Also zu schauen, ob mir bei Spinat der "Blubb" also Sahne, gegen die Oxalsäure hilt;
oder ob ich lieber Brokkoli möchte oder noch Pizza da ist.)
Und das Schönste ist, dass mir (wahrscheinlich wegen dieses Abends damals) dazu noch eingefallen ist, was für eine "Materialeigenschaft" sich da beim Willen zeigt, es verhält sich dabei nämlich ähnlich wie beim Sehen:
wenn ich einen Vogel beim Flug beobachte, "selektieren" meine Neuronen des Auges den Hintergrund weg;
ich sehe "den Vogel", nicht die Landschaft.
Aber eigentlich sehe ich "die Bewegung".
Und auch wenn ich einen "Vogel" (also: ein Objekt) betrachte, verschwimmt der Hintergrund, wenn ich ihn fokussiere.
Aber: aus dieser Gemeinsamkeit kann ich nicht darauf schließen, dass ich mich dafür entscheiden muss, Objekt oder Bewegung zu "glauben" - und schon gar nicht "weil ich den Hintergrund nicht genau wahrnehmen kann".
Ich nehme den Hintergrund in dem Moment weniger wahr, das mag so neurologisch determiniert sein, aber davon ist er nicht weg.
Und auch Vogel und Flug existieren, dessen kann ich gewiss sein.
Nur hab ich halt nicht immer "alles im Blick".
Ich bin weder Gott, noch Teufel - und ich werde definitiv auch nicht von einem Gott - oder einem Teufel - in irgend einer Weise "determiniert".
Ich muss "nur" lernen zu merken, worauf ich mich gerade fokussiere, ob auf Vogel oder Flug.
Ich hab noch eine weitere Ebene, von der aus ich das "sehen" kann:
Das Gehirn entstand aus der Fähigkeit zur Bewegung, all unsere Konstrukte beruhen darauf.
Man hat ein Konzept von "rechts" und "links" und die Möglichkeit, sich auf "Gott und Teufel" als Erklärung (für alles mögliche) zu beziehen, alles unter "gut und böse" einzuordnen.
Ich kann aber auch davon ausgehen, dass ich zwar eine rechte und eine linke Seite habe, es in der Realität (des "Hintergrundes") aber 4 Himmelsrichtungen gibt. Und ich mich drehen kann, bzw. halt eben merken, ob ich einer Bewegung folge, dann nützen mir die Himmelsrichtungen mehr;
oder ein Objekt "beobachte", also z.B. Spinat und dann kann ich mich für "gutes Essen!" oder "nein Danke!" entscheiden: eine von meinen beiden Seiten.
Aber ob mein Wille frei ist oder ich mich dadurch über die Maßen determinieren lasse, liegt in meiner eigenen Hand.
Wenn ich in der Lage bin, meine "Wahrheit" als potentiell konstruiert zu betrachten.
Und darüber nicht vergesse, wann ich einfach mit einem Naturgesetz konfrontiert bin.
Nämlich dem, einen Willen zu besitzen, mit dem ich die Entscheidung treffen kann zu glauben oder zu hinterfragen.
Wenn ich dumm bleibe, bin ich selber schuld.
Aber ich trage keine "Erbschuld" mit mir rum, sondern nur die verdammte Pflicht, die Konsequenz meiner Handlungen zu tragen.
Um meine schöpferischen Kräfte nicht zur Zerstörung meiner eigenen und der Freiheit anderer zu gebrauchen,
weil ich an irgend einen dummen Quatsch glaube - oder von "Qualia" verunsichert bin, wie dieser Akademiker.
Oder die "Qualia" so überbewerte, dass ich es für nützlich halte, nicht mehr an "Wissen" zu glauben, wie es manche Esoteriker predigen.