@Glünggi:
Du schreibst: "In meiner Bibel steht Bildnis.
Ein Bild über Wesen Gottes müssen wir zwangsweise machen um einschätzen zu können was Gott von uns will.
Ein Bildnis, also Götze, hingegen ist von Gott nicht gewollt, weil er in uns wirkt. Das Reich Gottes ist in uns drin, wie einst Jesus sagte. Darum sollten wir in uns kehren wenn wir Gott suchen und ihn nicht in eine Statue bz. Bildnis proektieren. Dies mal mein Verständnis zu diesem Gebot..."
Da gebe ich dir Recht, mit dem Bild, oder Bildnis ist natürlich etwas äusserliches gemeint und dann wird dieses zu einem Götzen, wenn man eben dieses anbetet und verehrt anstelle von Gott selbst oder auch wie einen Gott. In diesem Sinne verstehe ich das Gebot nämlich auch.
Aber auch so ein äusseres Bildnis prägt und wirkt schließlich in uns. Insofern ist wohl eher die Frage, welche Bilder und Vorstellungen wirken in uns, haben uns geprägt, beeinflussen uns?
Und da gibt es nicht nur im Religiösen Bereich eine ganze Menge !
Wir haben doch alle irgendwelche Bilder, oder sagen wir Vorstellungen in uns, und die haben uns geprägt, die wirken in uns und beeinflussen uns eben auch. Und neben all diesen gibt es eben auch Gottesbilder oder Gottesvorstellungen der verschiedensten Art und Weise - und zwar in uns drin !
Da wo angeblich das Reich Gottes zu suchen sein soll, nach den Aussagen Jesu in der Bibel - Nämlich in uns selbst - Da finden sich aber zunächst erst einmal unsere eigenen Vorstellungen, wenn man so will, Bilder von unserem Gott !
Niemand hat Gott je gesehen - und doch hat jeder Gläubige Mensch Vorstellungen von Gott. Das sind aber in gewisser Weise auch Bilder. Ein Mensch, der in einem christlichen Elternhause aufgewachsen ist, entwickelt aber ganz andere innere Bilder, also Vorstellungen von Gott aufgrund seiner Prägung zB. durch die Kirche und durch das Lesen in der Bibel als etwa ein Mensch, der in einem muslimischen Elternhause aufgewachsen ist, aufgrund seiner Prägung durch die elterliche Erziehung, seine muslimischen Glaubensbrüder und durch das Lesen des Korans.
Schlimm finde ich, wird es dann da, wo man aufgrund seiner eigenen inneren Vorstellungen von Gott, die darauf beruhen, was man für eine Vorprägung genossen hat, davon ausgeht: Nur diese sind richtig und alle anderen müssen daher falsch sein und von mir belehrt werden, damit sie auch in sich diese allein richtigen Vorstellungen von Gott haben wie ich. - Denn wer sagt, dass diese richtig sind?
Das sagt sich im Grunde doch nur jeder selbst aufgrund seines Glaubens. Und dieser kommt irgendwie selten wirklich von Innen, sondern wird anerzogen, aufgedrückt, eingeprägt. Und das wiederum hängt von den äusseren Umständen ab, die entscheiden, welche Glaubensbilder, oder Gottesvorstellungen sich im Menschen bilden. In den seltensten Fällen kommen Menschen aufgrund einer inneren Erleuchtung zu ganz anderen, eigenen Ergebnissen !
Das "in sich gehen", auch übrigens eine wichtige Form der Meditation, zeigt erst mal, dass wir eine Menge Bilder und Vorstellungen bereits schon in uns haben. Aber im Grunde hindern uns diese mehr als sie uns nützen, denn sie versperren den Zugang zum eigenen Selbst. Unsere Vorstellungen, die wir haben, sind wir genausowenig selbst wie sie Gott selbst sind - Sie stellen es nur dar und dann oftmals auch noch verzerrt. Dahinter ist meist erst einmal nichts, wenn wir es schaffen in solchen Verinnerlichungen diese eigenen Vorstellungen und Bilder mal beiseite zu schieben, dahinter eröffnet sich uns erst einmal eine, manchen erschreckende Leere. Ich denke aber, genau da kann man überhaupt erst einmal ansetzen, wenn man auf der Suche nach Wahrheit ist.
In den meisten Fällen aber, dringen wir nichteinmal bis dahin vor, sondern sind festgehalten von unseren eigenen Vorstellungen die wir bis aufs Mark verteidigen, weil wir davon überzeugt sind, dass sie und nur sie alleine richtig sind. Wir sind gar nicht bereit unsere eigenen Vorstellungen überhaupt mal in Frage zu stellen, oder beiseite zu schieben um uns für etwas möglicherweise völlig neues einzulassen, oder eben mal versuchen, uns mit dieser Leere anzufreunden, ohne die Erwartungshaltung, dass diese auch wieder neu mit irgendwelchen Bildern gefüllt werde.
Die Gottesvorstellung eines Moslem gründet sich auf der Prägung durch das, was der Moslem annehmen kann, und das ist der Koran.
Die Gottesvorstellung eines Christen gründet sich auf der Prägung durch das, was der Christ annehmen kann, nämlich die Bibel. So hat ein jeder seinen ganz eigenen, individuellen Zugang zu Gott und erhält eben auch eine bestimmte Prägung. Und diese verursacht in ihm eine ganz bestimmte Vorstellung von allem und von Gott. Und von dieser ist er überzeugt.
Aber das ist eben nicht Gott, sondern das sind lediglich unsere Vorstellungen von Gott ! Wir können uns aber eben keinen ewigen, unendlichen, allmächtigen Gott wirklich vorstellen, weil diese Begriffe etwas sind, die über unseren Horizont hinaus gehen. Das fängt ja schon an, wenn wir uns einen Kreis mit einem unendlichen Durchmesser vorstellen wollen...
Um wieviel weniger sind wir dann in der Lage, uns etwa einen unendlichen Gott vorzustellen? Trotzdem denke ich, kann man an diesen Gott dennoch glauben. Und trotzdem behaupte ich mal, ist unser Glaube weitestgehend von unseren eigenen Vorstellungen von und über Gott geprägt.
Wer sagt, er glaube an einen gütigen und barmherzigen Gott, der hat auch diese Vorstellungen von Gott in sich. Oder er hat in seinem Leben eben auch viel Güte und Barmherzigkeit erfahren dürfen. Wer sagt, er glaube nicht an einen gütigen und barmherzigen Gott, angesichts des vielen Leids auf der Welt, der kann nicht anders, weil er eben diese Vorstellung von Gott auch nicht in sich trägt. Oder er hat in seinem Leben vielleicht nicht sehr viel Güte und Barmherzigkeit erfahren, sondern stattdessen Hartherzigkeit, Missgunst, Egoismus, Neid und andere schlechte Erfahrungen gemacht.
Was ich damit sagen will und worüber ich anregen will ist, dass unser jeweiliger Glaube eben doch sehr stark vor allem durch unsere eigenen Vorstellungen von und über Gott geprägt ist. Und kaum einer kann sich wohl davon frei sprechen.
Was wir in uns haben ist mehr oder weniger ein imaginärer Gott, der nämlich durch unsere eigenen Vorstellungen geprägt ist und somit eine Art inneres Gottesbild darstellt. Was nicht heißt, dass es keinen anderen Gott gibt. Nur, wie kommen wir, wenn es diesen Gott wirklich gibt, denn auch wirklich an diesen heran und können erfahren, erkennen, erfassen, wie er wirklich ist?
Kann es nicht sein, dass unser inneres imaginäres Gottesbild zumindest Anteile der Wahrheit enthält? Und wenn sie wahr sind und nicht auf Trugbildern beruhen, dass sie dann, wenn wir uns innerlich diesen annähern, sei es im Gebet oder in einer Art inneren Einkehr, oder auch Meditation, zu schwingen anfangen, oder zu leuchten oder sich in irgend einer Form bemerkbar machen, in einer gewissen Art lebendig werden, dass wir hierduch auch eine Art Glaubens-Gewissheit bekommen und eine Art innere, höchst individuelle Glaubens-Erfahrung machen und so allmählich erahnen, wer oder was dieser Gott wirklich ist? Und dann kann es auch sein, dass die falschen Vorstellungen und Bilder in uns allmählich verblassen und wir zu ganz neuen Erkenntnissen kommen, wer oder was das ist, das wir Gott nennen...