Der imaginäre Gott
04.09.2009 um 17:40- Der imaginäre Gott -
Wenn es um den Glauben geht, insbesondere um den Glauben an einen Gott, dann gehen unsere Vorstellungen von diesem sehr weit auseinander. Aber ungeachtet dessen, haben wir doch alle irgendwelche Vorstellungen von Gott, oder?
Selbst der Nicht an diesen Gott glaubende, hat eine Vorstellung darüber, nämlich diese, dass Gott gar nicht existiert. Das Nichtsein eines Gottes ist somit auch eine Vorstellung. Mit den Beweisen hierüber, ist es natürlich eine schwierige Sache. Man kann im Grunde weder beweisen, dass es einen Gott gibt, noch, dass es ihn nicht gibt. Aber das ist ein anderes Thema, welches wir hier nur am Rande berühren wollen.
Ich will es mal so auszudrücken: Wir wissen nicht um Gott, aber wir glauben zu wissen oder schlichtweg, wir glauben an Gott - oder glauben eben nicht. Dieser Glaube allerdings ist geformt, geprägt, von der jeweiligen Kultur, Gesellschaft, Religion in der wir aufgewachsen sind, mit der wir konfrontiert worden sind und darin schließen sich dann auch allerlei Vorstellungen über Gott mit ein.
Unser Gottesbild oder unsere Gottesvorstellungen sind aber nicht Gott, sondern eben nur unsere Vorstellungen von und über Gott. Woran glauben wir? An Gott oder an unsere Vorstellungen von Gott?
Es gibt ja in allen monotheistischen Religionen, also sowohl im Judentum, im Christentum als auch im Islam das Gebot: Du sollst dir kein Bild machen von Gott. – Aber hat nicht jeder von uns irgend ein Bild, eine Vorstellung von Gott in sich? Und ist ein Glaube an einen Gott ohne jede Vorstellung überhaupt möglich?
In einigen Punkten sind die Vorstellungen über Gott, ganz gleich ob nun im Judentum, Christentum oder Islam, fast identisch, wenn nicht sogar gleich, nämlich: Unendlich, Ewig, Allmächtig und Allwissend.
Das kann man aber auch nicht beweisen, sondern ebenfalls nur glauben oder auch nicht. Daher nenne ich es mal Glaubenswahrheiten, oder Glaubenswissen, welches man eben nur aus den jeweiligen heiligen Schriften, also der Thora, der Bibel oder dem Koran ableiten kann. Das setzt natürlich voraus, dass man das auch glaubt.
Mich hat zu diesem neuen Thread eine Auseinandersetzung in einem anderen Thread animiert, wo von Seiten eines Muslim gegenüber einem Christen so eine Bemerkung fiel: „Euer imaginärer Gott“ – das fand ich und finde ich nach wie vor, in irgend einer Weise doch ziemlich verletzend und auch herabwürdigend. Denn es impliziert, dass der christliche Gott ein imaginärer Gott ist, also nur in der Vorstellung der Christen existiert, aber eben nicht wirklich. Wobei ebenfalls in dieser Bemerkung steckt, dass aber der Gott der Muslime, also Allah natürlich kein imaginärer Gott sei, sondern dieser sei wirklich.
Ich muss gestehen, dass ich über die Tiefe dieser doch sehr intoleranten Bemerkung schwer enttäuscht war und in einer gewissen emotionalen Überreaktion alsdann gesagt habe, dass ich auf dieser Grundlage nicht mehr mit Muslimen diskutiere. Das möchte ich hiermit wieder zurück nehmen, denn genau darüber sollte man gerade mal diskutieren. Und so entschloss ich mich zu diesem Thread.
Auch wenn es immer wieder heißt, wir sollen uns kein Bild machen von Gott, so muss man ehrlichkeitshalber sich selbst doch eingestehen, ein jeder hat ein inneres Bild im Sinne einer Vorstellung von Gott in sich. Und ich frage mich, ob man überhaupt ohne jegliche Vorstellung von Gott an diesen überhaupt glauben kann und wie würdet Ihr euren Glauben an Gott ohne jegliche Vorstellung über ihn definieren? Kann man das überhaupt?
Überspitzt ausgedrückt müsste das dann heißen: Ich glaube an irgendetwas aber ich kann darüber überhaupt nichts näheres zu sagen, ich habe keine Vorstellung davon...
Insofern haben wir alle mehr oder weniger eine Vorstellung davon, an was wir glauben. Aber nochmals die Frage: An was glauben wir eigentlich? An Gott – oder an unsere Vorstellungen von Gott?
Darf man sagen: Du glaubst nur an einen imaginären Gott? Ich denke ja ! Aber im Zusammenhang mit einem eigenen, anderen Glauben an den gleichen Gott, der im Grunde ebenso imaginär, aufgrund der eigenen Glaubensvorstellungen ist, wobei sich nur die Vorstellungen unterscheiden, zu sagen: Dein Gott ist nur ein imaginärer – meiner aber ist real, das meine ich, kann man nicht mehr sagen. Das finde ich, ist anmaßend, vermessen, intolerant.
Denn damit werte ich den Glauben des anderen ab, mache aus seinem Gottesglauben ein Phantasiegebilde, einen Gott, der nur in dessen Vorstellung existiert – während ich den eigenen Glauben an Gott aufwerte und meinen Gott als real darstelle, obwohl ich doch genauso meinen eigenen Vorstellungen von und über diesen Gott erliege !
Von einem Nicht an Gott glaubenden würde ich mir so etwas schon eher sagen lassen. Denn dieser sagt mir im Grunde damit zwar, dass er meinen Gott nur für einen imaginären Gott hält, der nach seiner Sicht nicht existiert, aber er stellt sich damit ja nicht etwa auf ein Podest und erklärt im gleichen Zuge, dass auch er an einen Gott glaube, und dass nur sein Gott der wahre sei, sondern erklärt, dass er selbst überhaupt keine Vorstellung von Gott habe, weil für ihn schlichtweg Gott ohnehin nur imaginär sei.
Es ist aber in meinen Augen ziemlich überheblich, wenn mir jemand sagt: Mein Gott sei imaginär, der Seine aber eben nicht ! Und aufgrund eben dieses Ungleichgewichtes und damit nicht mehr auf Augenhöhe miteinander diskutieren könnens, habe ich an dieser Stelle auch die Diskussion abgebrochen.
Aus diesem Grunde möchte ich mal folgende Fragen aufwerfen:
Ist es tatsächlich so, dass im Islam das Christentum so gesehen wird, als würden Christen nur an einen imaginären Gott glauben?
Hat nicht jeder irgendwie Glaubende letztlich einen imaginären Gott in sich, also lediglich gewisse Vorstellungen von und über Gott an die er glaubt?
Und wie sollten wir miteinander umgehen, wenn sich unsere jeweiligen Gottesvorstellungen unterscheiden?
Kann man überhaupt an einen Gott glauben, ohne gewisse Vorstellungen von Gott zu haben?
Wenn es um den Glauben geht, insbesondere um den Glauben an einen Gott, dann gehen unsere Vorstellungen von diesem sehr weit auseinander. Aber ungeachtet dessen, haben wir doch alle irgendwelche Vorstellungen von Gott, oder?
Selbst der Nicht an diesen Gott glaubende, hat eine Vorstellung darüber, nämlich diese, dass Gott gar nicht existiert. Das Nichtsein eines Gottes ist somit auch eine Vorstellung. Mit den Beweisen hierüber, ist es natürlich eine schwierige Sache. Man kann im Grunde weder beweisen, dass es einen Gott gibt, noch, dass es ihn nicht gibt. Aber das ist ein anderes Thema, welches wir hier nur am Rande berühren wollen.
Ich will es mal so auszudrücken: Wir wissen nicht um Gott, aber wir glauben zu wissen oder schlichtweg, wir glauben an Gott - oder glauben eben nicht. Dieser Glaube allerdings ist geformt, geprägt, von der jeweiligen Kultur, Gesellschaft, Religion in der wir aufgewachsen sind, mit der wir konfrontiert worden sind und darin schließen sich dann auch allerlei Vorstellungen über Gott mit ein.
Unser Gottesbild oder unsere Gottesvorstellungen sind aber nicht Gott, sondern eben nur unsere Vorstellungen von und über Gott. Woran glauben wir? An Gott oder an unsere Vorstellungen von Gott?
Es gibt ja in allen monotheistischen Religionen, also sowohl im Judentum, im Christentum als auch im Islam das Gebot: Du sollst dir kein Bild machen von Gott. – Aber hat nicht jeder von uns irgend ein Bild, eine Vorstellung von Gott in sich? Und ist ein Glaube an einen Gott ohne jede Vorstellung überhaupt möglich?
In einigen Punkten sind die Vorstellungen über Gott, ganz gleich ob nun im Judentum, Christentum oder Islam, fast identisch, wenn nicht sogar gleich, nämlich: Unendlich, Ewig, Allmächtig und Allwissend.
Das kann man aber auch nicht beweisen, sondern ebenfalls nur glauben oder auch nicht. Daher nenne ich es mal Glaubenswahrheiten, oder Glaubenswissen, welches man eben nur aus den jeweiligen heiligen Schriften, also der Thora, der Bibel oder dem Koran ableiten kann. Das setzt natürlich voraus, dass man das auch glaubt.
Mich hat zu diesem neuen Thread eine Auseinandersetzung in einem anderen Thread animiert, wo von Seiten eines Muslim gegenüber einem Christen so eine Bemerkung fiel: „Euer imaginärer Gott“ – das fand ich und finde ich nach wie vor, in irgend einer Weise doch ziemlich verletzend und auch herabwürdigend. Denn es impliziert, dass der christliche Gott ein imaginärer Gott ist, also nur in der Vorstellung der Christen existiert, aber eben nicht wirklich. Wobei ebenfalls in dieser Bemerkung steckt, dass aber der Gott der Muslime, also Allah natürlich kein imaginärer Gott sei, sondern dieser sei wirklich.
Ich muss gestehen, dass ich über die Tiefe dieser doch sehr intoleranten Bemerkung schwer enttäuscht war und in einer gewissen emotionalen Überreaktion alsdann gesagt habe, dass ich auf dieser Grundlage nicht mehr mit Muslimen diskutiere. Das möchte ich hiermit wieder zurück nehmen, denn genau darüber sollte man gerade mal diskutieren. Und so entschloss ich mich zu diesem Thread.
Auch wenn es immer wieder heißt, wir sollen uns kein Bild machen von Gott, so muss man ehrlichkeitshalber sich selbst doch eingestehen, ein jeder hat ein inneres Bild im Sinne einer Vorstellung von Gott in sich. Und ich frage mich, ob man überhaupt ohne jegliche Vorstellung von Gott an diesen überhaupt glauben kann und wie würdet Ihr euren Glauben an Gott ohne jegliche Vorstellung über ihn definieren? Kann man das überhaupt?
Überspitzt ausgedrückt müsste das dann heißen: Ich glaube an irgendetwas aber ich kann darüber überhaupt nichts näheres zu sagen, ich habe keine Vorstellung davon...
Insofern haben wir alle mehr oder weniger eine Vorstellung davon, an was wir glauben. Aber nochmals die Frage: An was glauben wir eigentlich? An Gott – oder an unsere Vorstellungen von Gott?
Darf man sagen: Du glaubst nur an einen imaginären Gott? Ich denke ja ! Aber im Zusammenhang mit einem eigenen, anderen Glauben an den gleichen Gott, der im Grunde ebenso imaginär, aufgrund der eigenen Glaubensvorstellungen ist, wobei sich nur die Vorstellungen unterscheiden, zu sagen: Dein Gott ist nur ein imaginärer – meiner aber ist real, das meine ich, kann man nicht mehr sagen. Das finde ich, ist anmaßend, vermessen, intolerant.
Denn damit werte ich den Glauben des anderen ab, mache aus seinem Gottesglauben ein Phantasiegebilde, einen Gott, der nur in dessen Vorstellung existiert – während ich den eigenen Glauben an Gott aufwerte und meinen Gott als real darstelle, obwohl ich doch genauso meinen eigenen Vorstellungen von und über diesen Gott erliege !
Von einem Nicht an Gott glaubenden würde ich mir so etwas schon eher sagen lassen. Denn dieser sagt mir im Grunde damit zwar, dass er meinen Gott nur für einen imaginären Gott hält, der nach seiner Sicht nicht existiert, aber er stellt sich damit ja nicht etwa auf ein Podest und erklärt im gleichen Zuge, dass auch er an einen Gott glaube, und dass nur sein Gott der wahre sei, sondern erklärt, dass er selbst überhaupt keine Vorstellung von Gott habe, weil für ihn schlichtweg Gott ohnehin nur imaginär sei.
Es ist aber in meinen Augen ziemlich überheblich, wenn mir jemand sagt: Mein Gott sei imaginär, der Seine aber eben nicht ! Und aufgrund eben dieses Ungleichgewichtes und damit nicht mehr auf Augenhöhe miteinander diskutieren könnens, habe ich an dieser Stelle auch die Diskussion abgebrochen.
Aus diesem Grunde möchte ich mal folgende Fragen aufwerfen:
Ist es tatsächlich so, dass im Islam das Christentum so gesehen wird, als würden Christen nur an einen imaginären Gott glauben?
Hat nicht jeder irgendwie Glaubende letztlich einen imaginären Gott in sich, also lediglich gewisse Vorstellungen von und über Gott an die er glaubt?
Und wie sollten wir miteinander umgehen, wenn sich unsere jeweiligen Gottesvorstellungen unterscheiden?
Kann man überhaupt an einen Gott glauben, ohne gewisse Vorstellungen von Gott zu haben?