@KittyMamboDu enttäuschst mich keineswegs, wir posten in einem freien Forum, jeder zu dem Thema, dass ihn interessiert. Und das ist gut so.
:)@jafraelHabe den Artikel gelesen und ehrlich gesagt nichts darin entdecken können was ich vorher nicht auch schon wußte. Der Artikel behandelt die Schuldverschiebung in Richtung jüdisches Volk durch die christliche Geschichtschreibung aufgrund des Massenzwangs dem Pilatus nach den Evangelien angeblich ausgesetzt gewesen sein soll. Wobei die Evangelisten die Ereignisse subjektiv sicherlich nach bestem Wissen und Gewissen wiedergeben, von römischer Politik allerdings keine Ahnung haben.
Während der »gewöhnliche« Justizmord auf einen Fehler des Richters zurückzuführen sein mag, den er möglicherweise in gutem Glauben begangen hat, handelte es sich bei der angeblichen Ursache der Kreuzigung Jesu nicht um einen Fehler, etwa des Sanhedrin oder des Pilatus, und mit Sicherheit nicht um einen in gutem Glauben begangenen Fehler, sondern darum, dass ein Richter aufgrund der Schikane und des Geschreis fanatischer, aufsässiger Massen unter dem Zwang stand, gegen seinen Willen und sein besseres Urteil wissentlich das Recht zu beugen.
Wer sich ein wenig in römischer Geschichte auskennt sollte wissen dass ein realer Massenzwang für einen römischen Statthalter einer auszubeutenden römischen Provinz
nicht existierte, solange dieser Statthalter über gut ausgebildete, kampferprobte und in offener Feldschlacht unbesiegte Legionen verfügte. Zumal wir aus der Geschichte zu wissen glauben, dass die Juden zu dieser Zeit keine einheitliche antirömische Front bildeten sondern es verschiedene Gruppierungen gab (Judäische Volksfront, Volksfront von Judäa u.a
;) - in der Hinsicht ist "Das Leben des Brian" meiner Meinung nach durchaus ernst zu nehmen - ) die eine leibliche Bedrohung des römischen Statthalters fast unmöglich erscheinen lassen. Der Aufstand der Juden erfolgte erst ca. 40 Jahre später und endete mit der Zerstörung ihres Tempels durch die Römer.
Es hat für mich vielmehr den Anschein als ob Pilatus bewußt den innerjüdischen Zwist
im Sinne Roms ausnutzte um seiner Meinung nach einer Vereinigung der Juden und damit einem Aufstand gegen Rom vorzubeugen. Deshalb und nur deshalb erging in meinen Augen der Befehl zur Kreuzigung.
Und gekreuzigt wurde nicht nur Jesus sondern vor ihm und nach ihm jede Menge anderer Juden, je nach dem wie es gerade passte. Ein Prozess hat in diesem Sinne sicherlich nie stattgefunden, allenfalls eine Anhörung auf deren Basis die Entscheidung durch den Statthalter im Sinne des Kaisers zur Vermeidung unnötiger römischer Verluste getroffen wurde. Pilatus hatte vielleicht noch die Geschichte des Varus in Erinnerung und wollte vermeiden, dass sich Judäa hinter seinem Rücken vereint gegen ihn erhob. Das ist ihm damit zunächst auch gelungen. So ist Politik und daran hat sich bis heute erstaunlicher Weise eigentlich nicht viel geändert.
Im Grunde genommen sehe ich das Verhältnis zwischen Christentum und Judentum ähnlich wie das Verhältnis zwischen Protestanten und Katholiken. Beide glauben an den selben Gott, haben die selben religiösen Wurzeln. Nur das die einen eben eine Reformation ihres Glaubens durchgeführt haben, die anderen aber an ihrem Glaubensursprung festhalten.
Gruß greenkeeper