Der Wahhabismus bzw. Salafitentum ist einen Sekte, die aus einer internen Veränderung der Lehren der Hanbaliten entstanden. Gegründet im 18. Jahrhundert von Muhammad ibn Abd al-Wahhab ist diese Bewegung von der Saudi-Dynastie übernommen worden. Nach der Gründung des Königreichs von Saudi-Arabien machte davon Ibn Saud seine Staatsdoktrin. Das wahhabitische Selbstverständnis wird in der Staatsflagge Saudi-Arabiens deutlich, in der das Glaubensbekenntnis [schahada] des Islam mit einem Schwert kombiniert wird, was von allen anderen Richtungen des Islam abgelehnt wird.
Die Wahhabiten betrachten Ibn Abd al-Wahhab jedoch nicht als Gründergestalt, sondern als wichtige Autorität in der Auslegung der ursprünglichen Lehre des Islam. Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten unter Ausschluss aller anderen. Die Wahhabiten erklären viele andere Muslime als Abweichler und Schiiten gar als Nichtmuslime. Gleichzeitig lehnt der Wahhabismus die Mystik ab. Die meisten Wahhabiten, die sich neuerdings auch Salafiten nennen, gibt es in Saudi-Arabien.
Laut wahhabitischer Lehre ist nicht nur alles verboten, was gemäß Heiligem Qur'an oder Überlieferung verboten ist, sondern auch jede Handlung oder Situation, die zu einer solchen verbotenen Tat führen könnte. Mit derartigen Verrenkungen des islamischen Recht [scharia] ist Saudi-Arabien das einzige Land der Welt, in dem Frauen kein Auto fahren dürfen. Lange Zeit waren uneingeschränkt Musik und Fernsehen verboten, da sie einen schlechten Einfluss darstellen könnten. Auch das Bilder- und Fotoverbot wurde lange Zeit sehr strikt gehandhabt, obwohl gleichzeitig das Passfoto Pflicht war. Glaubensauffassungen, die mit dem Wahhabismus nicht vereinbar sind, erscheinen Wahhabiten schnell als unislamisch, was ihnen in der Gesamtheit der muslimischen Gemeinschaft den Ruf der Intoleranz und des Fanatismus eingebracht hat.
Eine der Eigenheiten des wahhabitischen Systems sind in Saudi-Arabien beobachtbar und münden in eine Religionspolizei, die zu Gebetszeiten die Passanten zum Gebet zwingen, was von allen anderen Rechtsschule als unislamisch abgelehnt wird.
Die Wahhabiten schließen u.a. auch den Besuch der Gräber aus, weshalb sie zahllose Gräber von gesegneten Gefährten des Prophet Muhammad (s.) verfallen ließen oder gar selbst zerstörten.
Durch große finanzielle Aufwendungen wurden derartige Gedanken im 20 Jh. auch in die anderen Rechtsschulen hineingetragen.
Imam Chomeini hat in seinem Testament den Wahhabismus als "antiqur'anische basislose Religion" bezeichnet.
Link deaktiviert (unerwünschte Quelle)