perttivalkonen
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
anwesend
dabei seit 2012
dabei seit 2012
Profil anzeigen
Private Nachricht
Link kopieren
Lesezeichen setzen
Die Zeugen Jehovas
24.08.2018 um 00:08AtheistIII schrieb:Die Juden waren nie so gespalten wie die Christen (oder später die Moslems)Das stimmt so nicht. Seit es das Judentum gibt (pi mal Daumen abENde des Babylonischen Exils), gibt es verschiedene, mehr oder minder widerstreitende Gruppierungen. Die bekanntesten "Häretiker" sind die Samaritaner, die laut 2.Könige ein Mischvolk aus zurückgebliebenen Nordreichs-Israeliten und nach Samaria deportierten Fremden sind. In der frühnachexilischen Zeit spalteten sich dann die aus dem Exil Zurückgekehrten und die im Lande Verbliebenen (Südeichs-Israeliten, Judäer zumeist). Diese mögen ebenfalls als Samaritaner gegolten haben. In der späteren persischen Zeit gab es dann die Juden im ägyptischen Elephantine, die dort sogar einen Tempel errichteten. Überhaupt galten die während der Exilszeit aus dem Land in Richtung Ägpten Geflohenen als solche, die gegen Gottes Gebot verstießen, dort nicht hinzugehen. In der hellenistischen Zeit gab es zumindest die Gruppe der dem Hellenismus aufgeschlossenen Juden und die "Frommen", welche sich entschieden dagegenstellten. Na und zur Zeit des NT, worüber wir auch von Josepphus und anderen Quellen wissen, gab es zahlreiche einander z.T. hart widerstreitende Gruppen. Sadduzäer ("Zadokiden"; konservativ), Pharisäer, Essener, Sikarier/Kananäer... aber auch gnostische Juden. Die Schriftzeugnisse von Qumran scheinen auf weitere Strömungen zu verweisen.
Erst ab dem zweiten großen jüdischen Aufstand, dem unter Bar Kochba, setzte sich der Pharisäismus durch; seither ist das Judentum das rabbinische Judentum. Aber selbst das ist bis heute nicht monolithisch. Auch unter den heutigen Strömungen - liberal und orthodox; und unter "orthodox" gibt es weitere Unterteilungen - gibt es Auseinandersetzungen, Differenzen, Zwistigkeiten, ja sogar massive Ablehnungen bzw. Absprechen der "Rechtgläubigkeit". Dann gibt es auch noch die äthiopischen Juden (Beta Israel, Falaschen etc.), bei denen sich noch vor- und frührabbinische Züge erhalten haben, und schließlich noch die messianischen Juden (nicht mit messiasgläubigen orthodoxen Juden odgl. zu verwechseln). - Und die Samaritaner gibts auch noch immer.
Das Judentum war zahlenmäßig praktisch nie so umfangreich wie das Christentum ab dem 4.Jh. oder der Islam ab dem 9.Jh. Vergleicht man die Zahl der verschiedenen religiösen Gruppen mit der Anhängerzahl der Gesamtreligionsgruppe, dann ist das Judentum schätzungsweise locker genauso bunt wie das Christentum.
AtheistIII schrieb:kein Rabbi würde einem anderen das Judentum absprechen wollen nur weil er die Thora anders auslegt.Dann kennst Du aber nicht das Achtzehnbittengebet das im Judentum ungefähr den Stellenwert hat wie im Christentum das Vaterunser. Die zwölfte Bitte, Birkat ha-minim, bittet um die Verfluchung der Häretiker (minim). Also wenn das kein Absprechen der Rechtgläubigkeit ist, dann weiß ich auch nicht. Was Juden einander nicht absprechen, das ist die "ethnische Komponente". Während ein Goj, der Jude werden will, dies nur mit großem Aufwand erreichen kann, ist jeder mit jüdischen Vorfahren weitaus schneller, geradezu problemlos ein Jude, sobald er sich nur dazu bekennt. Im Christentum, letztlich auch im Islam, gibt es aber diese Abstammungskomponente nicht. Wenn eine Gruppe da der anderen den rechten Glauben abspricht, werden praktisch alle Seile gekappt. Aber davon abgesehen nehmen sich die Streits inhaltlich nichts.
Vergleich das mal mit den Exkommunikationswettbewerben die auf den verschiedenen frühen christlichen Konzilen abgehalten wurden