@Obrien“…und sie vor die Wahl gestellt entweder zu foltern oder gefoltert zu werden.“Schon ich persönlich würde mich lieber vierteilen lassen, als mich jemals an so einem elendigen Tun zu beteiligen.
Jeder Mensch ist zu solchen Untaten fähig,…“Nein, so einfach ist es eben nicht Obrien und machst gerade wie Viele andere ebenso einen grossen Bogen und sich
nicht fragen wollen, was die
Ursache dieser Wirklichkeit ist.
Ferner sind scheinbar nur die Menschen dazu fähig, welche dem Prinzip des (Aber-) Glaubens unterliegen und an etwas glauben wollen oder meinen glauben zu „müssen“ usf.
Hitler scheint ja dieses Prinzip erkannt zu haben (siehe O-Ton Hitler oben) und hat es wirksam anwenden können, wie es uns ja die traurige Geschichte beweist. ~^
Man weigert sich also immer noch bis zum heutigen Tage, sich damit wirklich und anständig auseinanderzusetzen mit dem Schmerz und der Wirklichkeit des abgrundtiefen Bösen, welches im Holocaust zum Ausdruck kommt und man will sich ebenso nicht wirklich fragen, was denn die
Ursache dieser Wirklichkeit ist.
Gerade beim Eichmann Prozess hätte die Menschheit die Möglichkeit gehabt, die
Ursachen dieser Wirklichkeit zu ergründen. Das begreifliche Interesse der Weltöffentlichkeit am Eichmann- Prozess stand in keiner angemessenen Relation zu den Informationen, die das Verfahren über die konkrete Durchsetzung der „Endlösungs“- Politik brachte.
Zwar enthüllte der Prozess, vor allem durch die Vernehmung von Überlebenden, noch einmal die grauenhaften Bedingungen, unter denen sich der Mord an europäischen Juden abgespielt hatte. Wer aber grundlegend
neue Aufschlüsse über den Weg dazu erwartet hatte, sah sich auf der ganzen Linie enttäuscht.
Gerade dieser Sachverhalt rückt in den Mittelpunkt der Analyse von Hanah Arendt, die, indem sie Eichmanns Psyche und Charakter beschrieb, der einfachen, aber auch erschreckenden Einsicht auf die Spur kam,
dass der Holocaust nicht auf einer von langer Hand systematisch betriebenen politischen Planung beruhte.Der Angeklagte, den man allgemein als den zentralen Vollstrecker der Vernichtung des europäischen Judentums ansah, erwies sich als
subalternder Bürokrat, der mit einigen wenigen Ausnahmen
keine eigene Initiative entfaltet hatte und dem der diabolischen Charakter und ideologische Fanatismus, den man ihm unterstellte, gänzlich abgingen.
Es entstand der Eindruck, dass Eichmann entweder ein ausgesprochen schlechtes Erinnerungsvermögen besaß, oder dass er bewusst über Vorgänge schwieg, mit denen er nicht konfrontiert wurde.
Indessen war Eichmann in allen Punkten bereit, über seine Kenntnis der Abläufe Auskunft zu geben. Die ihm abgenötigte Einverständniserklärung, in Israel vor Gericht gestellt zu werden, enthielt die Wendung, dass er sich bemühen werde, „die Tatsachen meiner letzten Amtsjahre in Deutschland ungeschminkt zu Protokoll zu bringen, damit der Nachwelt ein wahres Bild überliefert wird“.
Er war sich zugleich bewusst, dass er mit der Todesstrafe zu rechnen hatte. Insoweit war das bemühen der Anklage, Eichmann der vorsätzlichen Lüge oder des bewussten Verschweigens von Tatsachen zu überführen, im Ansatz verfehlt.
Es spricht alles dafür, dass Eichmann, auch aus einer gewissen Eitelkeit heraus, die Wahrheit sagte, wobei ihm sein schlechtes Gedächtnis vielfach im Wege stand. In allen für die historische Forschung wichtigen Punkten sind Eichmanns Angaben
nicht durch dessen Absicht, sondern durch das Vorgehen der Untersuchungs- und Anklagebehörde verfälscht worden.Sie hatten ihn mit mehr als 2000 Beweisdokumenten, darunter auch Zeugenaussagen, die nicht ganz verlässlich erscheinen, vor allem aber mit einem
fixierten Bild der Vorgänge konfrontiert, dem er sich, gerade um nicht der Unglaubwürdigkeit bezichtigt zu werden, vielfach anpasste.
Die
historiographische Aufklärungschance des Prozesses war mit der Einfügung der Eichmannschen Angaben in ein von
vornherein fixiertes Ablaufschema weitgehend
verspielt.Viel mehr ist es also aussagekräftiger, sich nun mal diese
äusserst erschreckende Normalität einmal genauer unter die Lupe zu nehmen, respektive ganz genau hinzuschauen, was denn all die Vielen, welche schrecklich und erschreckend normal waren, sich ihrer Untaten nicht bewusst waren, denn genau tun, auch an was sie glauben oder meinen „müssen“ zu glauben. ~^
@rockandroll“…und Akribie die damals geletenden Gesetze befolgte, und in die Tat umsetzte. Doch woher stammten die Gesetze wirklich?“Die Anklage war psychologisch nicht in der Lage zu begreifen, dass selbst Eichmann viele wichtige Vorgänge nur indirekt kennenlernte, und sie überschätzte den Wirkungskreis der Abteilung IV B 4, der er vorstand.
Offenbar ist aufgrund der bekannten Aussage von Rudolf Höss, dass der Vernichtungsbefehl Hitlers am 1. Juli 1941 ergangen sei, trotz anderslautender Zeugnisse, auch Eichmann zu einer ähnlichen Äusserung veranlasst worden.
Demgegenüber legen die Zeigenaussage Dieter Wislicenys in Nürnberg und der allerdings erst später untersuchte Kontext eine Datierung des planmässigen Übergangs zur systematischen Massenvernichtung für Anfang 1942 nahe.
Hierzu sind die Mitteilungen Eichmanns über seine Besuche in Minsk und Riga im Oktober 1941 aufschlussreich, die die Anklage benützte, um ihn im Kreuzverhör in Widersprüche zu verwickeln und der ausdrücklichen Falschaussage zu bezichtigen, da sie annahm, dass die systematische Liquidierung der europäischen Juden eine längst beschlossene Sache gewesen sei – was aber nicht zutraf.
Es spricht alles dafür, dass ein formeller Befehl Hitlers zur Durchführung des gesamteuropäischen „Endlösungs“- Programms
nicht ergangen ist.
Strittig bleibt, ob dem Vorgehen Himmlers und Heydrichs mündliche Anweisungen des Diktators zugrunde lagen, wie die meisten Fachleute vermuten, oder ob Hitler dies Entwicklung nur indirekt forciert, sich selbst jedoch- abgesehen von im ideologisch-visionären Rahmen verbleibenden, wohl aber als Aufforderung zu Massenmord aufzufassenden Äusserungen- in den Grenzen der offiziellen Sprachregelung, die von der Deportation der Juden ausging, gehalten hat.
Es ist jedoch gleichwohl symptomatisch, dass der Diktator es durchaus vermied, gegenüber Dritten als der Urheber der, wie er wohl wusste, durchaus unpopulären Massenmorde zu erscheinen, was ihn nicht hinderte, gleichzeitig seinem visionären Judenhass freien Lauf zu lassen.