@goili: du sagst, dass du gar keinen religiösen Glauben mehr hast, nur der Glaube an Gott sei dir geblieben. Du hast auch schon vorher etwas über deine bisherigen Erlebnisse als Christ erzählt und dass du ein sehr eifriger und überzeugter Christ gewesen bist und irgendwann alles zusammen gefallen ist und du vor allem auch ziemlich enttäuscht gewesen bist. Erst mal Danke für deine Offenheit diesbezüglich.
Und im weiteren: Ich gratuliere Dir !
Langsam kann ich nachvollziehen wie dir zumute ist. Ich denke aber, dass du eigentlich gar nicht so unglücklich darüber sein brauchst. Jeder Mensch durchlebt Krisen, auch ich hatte zuweilen meine Zweifel am Glauben. In solchen Zeiten habe ich auch gar nichts mehr von Christen angenommen, denn es erschien mir alles eher wie leeres auswendig gelerntes Zeug, dessen Inhalt, wenn man genauer hinterfragte, mir kaum einer wirklich erklären konnte. Ich habe dann gesagt, in erster Linie glaube ich an mich selbst. Ganz zurückgeworfen aufmeine Wenigkeit habe ich dann wieder allmählich darauf aufgebaut.
Es ist nicht schlimm, es ist sogar normal und ich finde, sogar gut und oft hilfreich, wenn man mal völlig nur auf sich selbst zurück geworfen wird. Jede Krise beinhaltet auch eine neue Chance. Die sollte man nutzen. Auch ich habe diese "Halleluja-Christen" kennengelernt, ich kenne das. Denn ich war selber auch mal so einer. Aber ich empfand dahinter mehr Schein als Sein. Gerade in einer Gruppe baut man sich gegenseitig auf, motiviert sich, wird mitgerissen. Aber alleine fällt man danach in tiefste Schwermut und Depression, man wird geradezu süchtig nach neuer innerer Auferbauung. Wenn es aber um tiefergehende Fragen ging, war eher gähnende Leere, echte mich befriedigende Antworten habe ich leider nicht gefunden.
Was mich hingegen auch in den stillen und einsamen Zeiten getragen hat, war mein eigener einfacher Glaube mit vielen Zweifeln und Fragen. Alles andere war mehr oder weniger aufgesetztund hielt in Krisenzeiten nicht stand. Deswegen mag ich diese extrem ereiferten evangelisierenden Menschen die meinen, mir etwas von ihrem Gott erzählen zu müssen und mich scheinbar gleich mit der Bibel erschlagen zu wollen, nicht besonders. Da werden Behauptungen aufgestellt die nicht haltbar sind, und auch nicht biblisch zu belegen sind, wie etwa, man sei gar kein richtiger Christ, wenn man sich an den Tag und die Stunde seiner Bekehrung nicht mehr erinnern könne. Wobei zu bemerken ist, dass ich von Kindheit an da hinein gewachsen bin und nie so ein Aha-Bekehrungserlebnis hatte, wie etwa andere. Auch wird behauptet, eine sogenannte Lebensübergabe in aller Stille an Gott den Herrn, auf der Bettkante im Kämmerlein sei ungültig, weil man keine Zeugen dabei hatte... Bei solche Äusserungen werde ich wirklich wütend ! Gott ist mein Zeuge und das reicht mir ! Was geht das andere an? Im übrigen kommt so etwas wie Lebensübergabe in der Bibel auch nicht vor. Und dann diese Fragenach der Heilsgewissheit... ich hatte sie nie und ich habe immer nur gesagt: Ich bin voller guter Zuversicht, das reicht mir. Es gibt keine Heilsgewissheit in der Bibel, sie wird einem aber suggeriert und auch, das man diese unbedingt brauche... Ich halte das alles für Quatsch ! Wer kann schon mit absoluter Sicherheit sagen, ob er in den Himmel kommt? Gott weiß es, und ich vertraue ihm und da bin ich voller Zuversicht. Auch wurde ich bedrängt, mich neu taufen zu lassen und ich sagte, ich sei schon als Kind getauft worden, eine Taufe reiche. Aber es wurde dann behauptet diese Taufe sei nicht gültig usw... Wer maßt sich an, die Gültigkeit meiner Taufe anzuprangern und in Frage zu stellen? Im übrigen habe ich später meine gesamten Tauf,- und Firmgelübte bewusst nochmal wiederholt und die Taufe damit selbst für rechtsgültig erklärt, die meine Eltern in gutem Glauben damals an mir vollzogen. Wer mich nicht so akzeptieren will, wie ich bin, den brauche ich nicht.
Du stehstnicht alleine da mit deinen Zweifeln und ausserdem sind Zweifel auch berechtigt. Immerhin hast du noch deinen Glauben an Gott, das ist viel ! Bleibe ruhig eine Weile in dieser Einfachheit, ich kenne das, im Nachhinein sieht man es oft sogar als heilsam an. Ich wünsche dir jedenfalls ein gutes Gelingen !