OrhanPamuk
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Christentum in der Türkei
27.05.2007 um 23:52Erstmals an die Admins (und nicht Mods :D) Diesen Thread bitte nicht löschen , da dasThema weder aktuell ist noch richtig berarbeitet wurde .. Danke imVorraus
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Christen in der Türkei -
wie Fische auf demTrockenen
"Wie wichtig das Wasser für den Fisch ist, merkt er erst, wenn er keinesmehr hat, wie wichtig unsere Kirche für uns ist, merken wir erst, wenn wir sid nicht mehrhaben"
Von einst 250.000 Griechisch-Orthodocen in Istanbul sind knapp 2.000übriggeblieben, von mehr als zwei Millionen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch80.000 im Land. Alle Christen zusammen, einschließlich der Ausländer, stellen heute einenBevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent, Tendenz sinkend, fühlen sich doch dieChristen oft als Bürger zweiter Klasse. Zu sehr greift der Staat, dessen Verfassung einestrenge Trennung von Politik und Religion vorsieht, immer wieder in das Leben derChristen und ihrer Kirchen ein.
Als säkularer Staat garantiert auch die Türkei inihrer Verfassung das Recht des einzelnen auf Religionsfreiheit. Schwierig wird es, wennsich mehrere einzelne zu einer Gruppe zusammenschließen und etwa eine Kirche oder einGemeindehaus bauen wollen. Das geht schon seit etwa 80 Jahren nicht mehr ohne weiteres.Das aus den Zeiten Atatürks stammende Verbot, das eigentlich gegen islamischeGemeinschaften gerichtet war, wird in der Praxis fast ausschließlich gegen christlicheGemeinschaften angewandt. Keine christliche Gemeinde darf neue Gebäude errichten. Dagegenist heute überall der Bau von Moscheen zu beobachten. Nun haben etwa die Griechen mehrKirchen, als sie brauchen. Sie könnten vielleicht eine der nicht genutzten Kirchen einerneu gegrundeten türkisch-evangelischen Gemeinde geben, die kein Gebäude hat. Dasallerdings ist verboten und kann zur Enteignung des Gebäudes führen. Da Kirchen keinejuristischen Personen, geschweige denn Körperschaften des öffentlichen Rechts sind,können sie auch keine Immobilien als Geschenk annehmen oder erben. Selbst das Mieten vönRäumen ist ihnen verwehrt.
Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung kirchlichenLebens ist das staatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszuhilden. Vor 30 Jahrenwurden alle theologischen Hochschulen, christliche wie islamische, geschlossen. Dieislamischen konnten inzwischen wieder öffnen, die christlichen nicht. Theologen aus demAusland zu holen ist ebenfalls verboten. Bleibt als letzte Möglichkeit, junge Menschenzum Theologiestudium ins Ausland zu schicken, allerdings mit dem Risiko, daß sie dannnicht in die Türkei zurückkommen. Als Kompromiß hat die staatliche Seite derGriechisch-Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, christliche Theologen an den staatlichentheologischen Fakultäten auszubilden. Nun heißen die Fakultäten zwar theologischeFakultäten, sind aber de facto islamisch-theologische Fakultäten. ChristlicheTheologiestudenten würden also von islamischen Hochschullehrern ausgebildet. Alternativensind nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit. Es ist absehbar, wann Gemeinden und diewenigen kirchlichen Schulen keine ausgebildeten Theologen mehr haben.
Immer wiederwird die Türkei darauf hingewiesen, daß es in einem vereinten Europa eine Diskriminierungreligiöser Minderheiten nicht geben darf. Aber auch unabhängig von der, Frage, ob dieTürkei Mitglied der Europäischen Union wird oder nicht, hat sie nach dem Buchstaben ihrereigenen Verfassung Religionsfreiheit zu gewähren. Das heißt konkret:
Christen in derTürkei müssen Kirchen bauen und geistlichen Nachwuchs ausbilden dürfen, müssen alsreligiöse Gemeinschaften Rechtssicherheit genießen und ihr Leben ohne staatlicheBevormundung gestalten können.
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Christen in der Türkei -
wie Fische auf demTrockenen
"Wie wichtig das Wasser für den Fisch ist, merkt er erst, wenn er keinesmehr hat, wie wichtig unsere Kirche für uns ist, merken wir erst, wenn wir sid nicht mehrhaben"
Von einst 250.000 Griechisch-Orthodocen in Istanbul sind knapp 2.000übriggeblieben, von mehr als zwei Millionen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch80.000 im Land. Alle Christen zusammen, einschließlich der Ausländer, stellen heute einenBevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent, Tendenz sinkend, fühlen sich doch dieChristen oft als Bürger zweiter Klasse. Zu sehr greift der Staat, dessen Verfassung einestrenge Trennung von Politik und Religion vorsieht, immer wieder in das Leben derChristen und ihrer Kirchen ein.
Als säkularer Staat garantiert auch die Türkei inihrer Verfassung das Recht des einzelnen auf Religionsfreiheit. Schwierig wird es, wennsich mehrere einzelne zu einer Gruppe zusammenschließen und etwa eine Kirche oder einGemeindehaus bauen wollen. Das geht schon seit etwa 80 Jahren nicht mehr ohne weiteres.Das aus den Zeiten Atatürks stammende Verbot, das eigentlich gegen islamischeGemeinschaften gerichtet war, wird in der Praxis fast ausschließlich gegen christlicheGemeinschaften angewandt. Keine christliche Gemeinde darf neue Gebäude errichten. Dagegenist heute überall der Bau von Moscheen zu beobachten. Nun haben etwa die Griechen mehrKirchen, als sie brauchen. Sie könnten vielleicht eine der nicht genutzten Kirchen einerneu gegrundeten türkisch-evangelischen Gemeinde geben, die kein Gebäude hat. Dasallerdings ist verboten und kann zur Enteignung des Gebäudes führen. Da Kirchen keinejuristischen Personen, geschweige denn Körperschaften des öffentlichen Rechts sind,können sie auch keine Immobilien als Geschenk annehmen oder erben. Selbst das Mieten vönRäumen ist ihnen verwehrt.
Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung kirchlichenLebens ist das staatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszuhilden. Vor 30 Jahrenwurden alle theologischen Hochschulen, christliche wie islamische, geschlossen. Dieislamischen konnten inzwischen wieder öffnen, die christlichen nicht. Theologen aus demAusland zu holen ist ebenfalls verboten. Bleibt als letzte Möglichkeit, junge Menschenzum Theologiestudium ins Ausland zu schicken, allerdings mit dem Risiko, daß sie dannnicht in die Türkei zurückkommen. Als Kompromiß hat die staatliche Seite derGriechisch-Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, christliche Theologen an den staatlichentheologischen Fakultäten auszubilden. Nun heißen die Fakultäten zwar theologischeFakultäten, sind aber de facto islamisch-theologische Fakultäten. ChristlicheTheologiestudenten würden also von islamischen Hochschullehrern ausgebildet. Alternativensind nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit. Es ist absehbar, wann Gemeinden und diewenigen kirchlichen Schulen keine ausgebildeten Theologen mehr haben.
Immer wiederwird die Türkei darauf hingewiesen, daß es in einem vereinten Europa eine Diskriminierungreligiöser Minderheiten nicht geben darf. Aber auch unabhängig von der, Frage, ob dieTürkei Mitglied der Europäischen Union wird oder nicht, hat sie nach dem Buchstaben ihrereigenen Verfassung Religionsfreiheit zu gewähren. Das heißt konkret:
Christen in derTürkei müssen Kirchen bauen und geistlichen Nachwuchs ausbilden dürfen, müssen alsreligiöse Gemeinschaften Rechtssicherheit genießen und ihr Leben ohne staatlicheBevormundung gestalten können.