@karakansorry, ich muss mich berichtigen, in Istanbul haben speziell meineGlaubensbrüder GAR KEINE Kirche zum Beten. Und auch keine Aussicht auf eine solche, wiedu unschwer aus dem hervorgehobenen Teil meines Textes erkennen kannst.
Und auchder res des textes ist , so hoffe ich doch für alle hier sehr aufschlussreich, wie`s dieEx-Osmanen mit ihrem ach so säkulären Staat halten!!
GOOD BYE EU !
Christenin der Türkei -
wie Fische auf dem Trockenen
"Wie wichtig das Wasser für den Fischist, merkt er erst, wenn er keines mehr hat, wie wichtig unsere Kirche für uns ist,merken wir erst, wenn wir sid nicht mehr haben"
Voller Resignation ist dieser Satzeines jungen syrisch-orthodoxen Christen in Midyat, im Südosten der Türkei. Die meistender ehemals 200 000 Angehörigen dieser Minderheit haben ihr angestammtes Siedlungsgebiet,den Tur Abdin, verlassen, sind nach Deutschland oder in die skandinavischen Länderausgewandert; etwa 12.000 von ihnen wohnen heute in Istanbul, knapp 2.000 sind noch inder alten Heimat geblieben. Die Kirche ist die Klammer, die sie zusammenhält, ihnensprachliche und religiöse Identität verleiht. Aber die Zeit der Christenheit in derOsttürkei scheint zu Ende zu gehen, trotz eines Apells von Ministerpräsident Ecevit andie Christen im Ausland, sie sollten zurückkommen.
So wie den syrisch-orthodoxenChristen ergeht es im Prinzip allen christlichen Minderheiten in der Türkei. Von einst250.000 Griechisch-Orthodocen in Istanbul sind knapp 2.000 übriggeblieben, von mehr alszwei Millionen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch 80.000 im Land. Alle Christenzusammen, einschließlich der Ausländer, stellen heute einen Bevölkerungsanteil vonweniger als einem Prozent, Tendenz sinkend, fühlen sich doch die Christen oft als Bürgerzweiter Klasse. Zu sehr greift der Staat, dessen Verfassung eine strenge Trennung vonPolitik und Religion vorsieht, immer wieder in das Leben der Christen und ihrer Kirchenein.
Als säkularer Staat garantiert auch die Türkei in ihrer Verfassung das Recht deseinzelnen auf Religionsfreiheit. Schwierig wird es, wenn sich mehrere einzelne zu einerGruppe zusammenschließen und etwa eine Kirche oder ein Gemeindehaus bauen wollen. Dasgeht schon seit etwa 80 Jahren nicht mehr ohne weiteres. Das aus den Zeiten Atatürksstammende Verbot, das eigentlich gegen islamische Gemeinschaften gerichtet war, wird inder Praxis fast ausschließlich gegen christliche Gemeinschaften angewandt. Keinechristliche Gemeinde darf neue Gebäude errichten. Dagegen ist heute überall der Bau vonMoscheen zu beobachten. Nun haben etwa die Griechen mehr Kirchen, als sie brauchen.
"""Sie könnten vielleicht eine der nicht genutzten Kirchen einer neu gegrundetentürkisch-evangelischen Gemeinde geben, die kein Gebäude hat. Das allerdings ist verbotenund kann zur Enteignung des Gebäudes führen."""
Da Kirchen keine juristischenPersonen, geschweige denn Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, können sie auchkeine Immobilien als Geschenk annehmen oder erben. Selbst das Mieten vön Räumen ist ihnenverwehrt.
Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung kirchlichen Lebens ist dasstaatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszuhilden. Vor 30 Jahren wurden alletheologischen Hochschulen, christliche wie islamische, geschlossen. Die islamischenkonnten inzwischen wieder öffnen, die christlichen nicht. Theologen aus dem Ausland zuholen ist ebenfalls verboten. Bleibt als letzte Möglichkeit, junge Menschen zumTheologiestudium ins Ausland zu schicken, allerdings mit dem Risiko, daß sie dann nichtin die Türkei zurückkommen. Als Kompromiß hat die staatliche Seite derGriechisch-Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, christliche Theologen an den staatlichentheologischen Fakultäten auszubilden. Nun heißen die Fakultäten zwar theologischeFakultäten, sind aber de facto islamisch-theologische Fakultäten. ChristlicheTheologiestudenten würden also von islamischen Hochschullehrern ausgebildet. Alternativensind nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit. Es ist absehbar, wann Gemeinden und diewenigen kirchlichen Schulen keine ausgebildeten Theologen mehr haben.
Immer wiederwird die Türkei darauf hingewiesen, daß es in einem vereinten Europa eine Diskriminierungreligiöser Minderheiten nicht geben darf. Aber auch unabhängig von der, Frage, ob dieTürkei Mitglied der Europäischen Union wird oder nicht, hat sie nach dem Buchstaben ihrereigenen Verfassung Religionsfreiheit zu gewähren. Das heißt konkret:
Christen in derTürkei müssen Kirchen bauen und geistlichen Nachwuchs ausbilden dürfen, müssen alsreligiöse Gemeinschaften Rechtssicherheit genießen und ihr Leben ohne staatlicheBevormundung gestalten können.
Der Autor ist evangelischer Pfarrer in Istanbul.