@yoyo
yoyo schrieb:Das mit dem Aberglauben geht noch viel weiter, viele Eltern meinen, dass ihr Kind gefährdet sei, wenn es nicht getauft ist. Sie tun es eher aus Sorge um ihr Kind, nicht weil sie ihm ihre Religion aufdrängen wollen.
Davon gehe ich schwer aus.
Außerdem halte ich es nur bedingt für unrealistisch bzw. sehe hier Differenzierungsbedarf. viele Kinder sind Künstler und Abenteurer, wenn sie einigermaßen freinheitlich erzogen werden und nicht unter der Knute dogmatischer Angstprägung stehen. Sie finden Menschen, die außerhalb der Familie an ihrem Wesen Anteil nehmen und umgekehrt, sie bekommen viele Einflüsse mit und können dann aufgrund ihrer inneren Erfahrung und ihrer Entschlussfreudigkeit sich selbst für ein Weltbild entscheiden oder es selbst formen (ist ja meist nichts festes). Umso mehr Auswahlmöglichkeiten und Heterogenität die Gesellschaft bietet, Anreize zum Erkunden von Realittät, desto größer sind die Chancen Orientierung zu finden, wenn diese Heterogenität auch wirkliche ist und nicht nur der Ideologiebrei neu aufgekocht und zusammengemischt.
Leider hat in dieser Richtung unsere Gesellschaft gewaltige Defizite und ist noch sehr traditionsbehaftet. Traditionen geben Sicherheit. Sie geben die Möglichkeit, sich vom eigenständigen Denken und damit Entscheiden zu befreien und scheinen damit die Eigenverantwortung auf ein angenehmes Maß zu reduzieren, ob die Tradition katholisch, evangelisch oder preussisch oder sonstwie ist, ist wenig wichtig in der Wahrnehmung, ihr zu folgen. Würde man die Tradition mit anderen Ideologien und Personen austauschen, so würden die gleichen Menschen, die heute traditionsbehaftet sind, genausso denken und handeln. Daher wage ich zu sagen, dass hier ein tieferes Bedürfnis nach Sicherheit erfüllt wird. Eigenständiges Denken, diese Verantwortung, die damit einher geht, muss man wollen. Ist der Wille dazu nicht vorhanden, weil die Größe des Lebens nicht gesehen wird und die Macht es aus sich selbst heraus zu leben verweigert wird, entsteht das Leben des blinden Glaubens, das oft das Leben im Aberglauben und widerstreitender Hoffnung ist.
