@kurvenkriegerkurvenkrieger schrieb:so wie ihr hier die scharia verkauft, könnte ich mir diese ebenso auch bei den christen vorstellen, die nichts auf die bibel geben.
grade diese reduktion aufs wesentliche kommt ohne dogmen aus und fordert den gläubigen stattdessen auf an seinem verhältnis zu gott zu arbeiten.
Das darf man nicht falsch verstehen. Die Scharia baut auf Koran und Sunnah auf, es
Die Sunnah des Propheten sav. ist meiner Meinung nach die beste Anleitung dafür tugendhaftes Verhalten zu erlernen und natürlich auch die beste Anleitung dafür ein strukturiertes Glaubensleben zu haben.
"Die Scharia wird oft als "offenbartes Gesetz" verstanden. In Tat und Wahrheit handelt es sich aber nicht um eine Gesetzessammlung, sondern um ein Kompendium von Rechtsprinzipien, aufgrund denen Gesetze formuliert werden können. Die Scharia ist die Rechtsgrundlage für die Gesetzgebung der islamischen Tradition: ein soziales und gesetzgeberisches Werk, das durch verschiedene islamische Schulen ausgebaut und beschrieben wurde. Sie basiert auf den Aussagen des Korans und der Sunna und zieht daraus Schlüsse für ein rechtschaffenes Verhalten im gesellschaftlichen Leben. Sharî‘a bedeutet wörtlich "Strasse, die zum lebensnotwendigen Wasser in der Wüste führt", denn in der Wüste ist es für jedermann notwendig, dem wohlausgetretenen Pfad zu folgen, um nicht umzukommen. Die daraus abgeleiteten Gebote und Verbote, die Gott dem Menschen auferlegt hat, sind da, damit er - an ihnen entlang gehend und ihnen nachdenkend - seinen Schöpfer kennenlernt. Die Fähigkeit, Gebote und Verbote einzuhalten, unterscheidet den Menschen vom Tier. Insofern ist die Scharia der Schlüssel zum Menschsein. Wer allein seinen Trieben folgt und nur das tun will, was gerade für ihn gefühlsmässig "stimmt", der bleibt - vermeintlich in Freiheit - verhaftet im Gefängnis des eigenen Wohlbefindens und des Mit-sich-selbst-beschäftigt-seins. Kranke Menschen, die ja gerade durch ihre Krankheit dazu gezwungen werden, sich mit sich selbst zu beschäftigen, werden von den meisten Pflichten der Scharia entlastet.
Einen Weg gehen, der nicht nur gerade die eigenen Bedürfnisse und momentanen Gefühle befriedigt, bedingt eine Anstrengung. Auf allen Wegen, die in heiligen Büchern empfohlen werden, wird vom Menschen eine Anstrengung gefordert. Diese Anstrengung soll ihm ermöglichen, auf dem schmalen aber geraden Weg zu gehen. Das arabische Wort für dieses "Gehen auf dem schmalen Pfad" ist Tarîka. Tarika ist kein Katzbuckeln in der Angst vor Strafpunkten; nein, es ist ein aufrechtes Gehen inmitten unserer modernen Gesellschaft - es ist ein "aufrichtiges" Gehen. Tarika ist weit mehr als das Einhalten der Scharia, die - mit der Änderung der Welt - ohnehin immer wieder neu zu interpretieren ist. Aber: ohne Scharia gibt es keine Tarika, denn der enge Pfad leitet sich von der breiten Strasse ab. Die Scharia gibt dem Menschen die Grundlage, und die Erfüllung seiner Bestimmung erreicht er durch Tarika. Sharî‘a führt zur Ka‘ba, dem Hause des Herrn, Tarîka führt zum Herrn des Hauses. Die ständig notwendige Erneuerung des Verständnisses der offenbarten und überlieferten Scharia erfordert Verstand und Intelligenz, aber auch Demut und oft auch eine Portion Mut. Der Gläubige ist weise, unterscheidend, verstehend, verständig (Mevlana, Fihi ma Fihi). Wo der Mensch mit seinen Fähigkeiten an die Grenzen stosst, soll und kann er auf Gott vertrauen. "
http://www.mevlana.ch