Wer Groll oder Haß in seinem Herzen hegt,
der ist kein Sufi.
(Nurbakhsh)
>Es ist nicht leicht,den Sufismus zu definieren
denn er ist eine Art religiöse Philosophie,
geht aber über Religion und Philosophie hinaus;
vor allem ist er eine Schulung unserer Sichtweise
zu ganzheitlicher Betrachtung.Wer ihm folgt,
ist nicht auf bestimmte Dogmen,Rituale oder
spirituelle Techniken festgelegt.Sufismus
bedeutet auch nicht Rückzug aus der Welt,
sondern ein bewußtes Eintauchen ins Leben.
Er unterstützt uns,unsere höchsten Ideale
mit unserem Alltagsleben zu verbinden.
Ursprünglich bezog sich das Wort Sufismus auf
die orientalischen Mystiker,die man Sufis nannte-
vielleicht wegen ihrer schlichten Kleidung aus
Wolle(arabisch suf) oder ihrem Streben nach
innerer Reinheit(arabisch safa).Die mittelalter-
lichen Sufis hatten sich insbesondere am Koran
orientiert,standen aber oft im Gegensatz zur
herrschenden islamischen Orthodoxie und
mußten dafür nicht selten ihr Leben lassen.Der
Sufismus ist eine einzigartige religionsverbindende
Botschaft von Liebe,Harmonie und Schönheit,
die sich an alle Menschen richtet.Er ermöglicht
es jedem Einzelnen,seine eigene Religion besser
zu verstehen und zu leben,weshalb jeder diesen
Weg gehen kann,unabhängig von seiner
Religionszugehörigkeit.
Die Auffassung der Sufis von Gott
Für den Sufi ist die Vorstellung von Gott ein
Hilfsmittel,um von der Unvollkommenheit
aufzusteigen,so wie es auch in der Bibel
empfohlen wird :
Seid Vollkommen,so wie euer Vater im Himmel
Vollkommen ist!Zwischen dem Zustand der
Unvollkommenheit und dem der Vollkommen-
heit liegt ein unermeßlicher Abgrund;Gott
aber ist das Schiff,daß uns vom Hafen der
Unvollkommenheit zur Vollkommenheit
trägt.
Für einen Sufi sind Gott und Mensch nicht zwei
verschiedene Wesen;der Sufi denkt nicht an Gott
als eine von ihm selbst getrennte Wirklichkeit.
Der Gott des Sufis ist nicht nur im Himmel,sondern
überall.Er erblickt Gott im Unsichtbaren und im
Sichtbaren;er erkennt Gott in der inneren ebenso
wie in der äußeren Welt.Deshalb gibt es in der
Sichtweise der Sufis keinen Namen,der nicht auch
ein Name Gottes wäre und keine Erscheinungs-
form,die nicht auch eine Erscheinungsform
Gottes wäre.Jelal-ud-Din Rumi sagt entsprechend :
Der Geliebte ist alles in allem,was ist;der
Liebende verhüllt ihn nur.Der Geliebte ist alles,
was lebt;der Liebende ist wie ein totes Ding.
Anders gesagt:dieser doppelte Aspekt der Liebe,
der mit den Worten Geliebter und Liebender
ausgedrückt werden soll,ist in Wirklichkeit ein
einziges Sein.Sterben wird der Liebhaber und
leben wird nur der Eine,der Geliebte.Sterben
wird das unvollkommene kleine Selbst,daß die
Vollkommenheit verhüllt;leben wird der Eine,
welches das vollkommene Selbst ist.
Der Sufi hat erkannt,daß diese beiden Aspekte
in ihm selbst existieren:der unvollkommene und
sterbliche Aspekt seiner Natur ebenso wie der
vollkommene und unsterbliche Aspekt seiner
Natur.Der erstere wird durch sein äußeres,kleines
Selbst verkörpert,der leztere durch sein innerstes
Selbst.Während aber sein unvollkommenes,
kleines Selbst seine Seele zudeckt und in einem
begrenzten Wesen einschließt,erkennt er gleich-
zeitig die Größe des vollkommenen Wesens.Sich
selbst bezeichnet er als ich,als einen Diener
Gottes,und Gott nennt er den Herrn der ganzen
Wirklichkeit.
Religion - Meditation und Gebet
Jeder Mensch hat seine eigenen,ihm heiligen
Vorstellungen von wahrer Religion und von der
höchsten Wirklichkeit.Das von uns Menschen
erschaffene Gottes-Ideal ist wie ein Magnet,der
uns über unsere Begrenztheiten hinweg zu heben
vermag und uns so zur Vollkommenheit führt.
Aber keine unserer Vorstellungen von Gott kann
das göttliche Sein ganz umfassen.Es kann sein,
daß man sich die letzte,allumfassende Wirklich
keit nicht anders als ein abstraktes Sein vorstellen
kann,dem man sich auf dem Wege der Meditation
anzunähern versucht.Und es gibt geistige
Traditionen,die sich ganz auf diesen Weg der
Reinigung und Ausdehnung des Bewustseins
konzentrieren.
Es gibt andere Menschen oder andere Entwicklungs-
stufen im Leben,in denen das göttliche Sein ein
Gegenüber ist,ein Du,dem man sich dankend und
bittend,demütig und verherrlichend nähern
möchte.Ein Sufi-Scheyh sagte:Zweifellos wäre es
ein großer Irrtum,zu behaupten,daß Gott nur
eine Person ist;aber es wäre ein noch größerer
Irrtum,wenn jemand Gott Seine Persönlichkeit
absprechen würde. Die meisten Religionen haben
ihren Schwerpunkt in dieser Beziehung von
Mensch und Gott,deren kostbare Erscheinungs-
form das Gespräch der Seele mit Gott ist,das
Beten.Niemand aber ist genötigt,Gebete zu
sprechen,sowie auch jedem Murid freigestellt ist,
dem Universellen Gottesdienst fernzubleiben.
Das Ziel des geistigen Weges,wie ihn die Mystiker
sehen,ist das Einswerden mit dem göttlichen Sein.
Diese Erfahrung kann auf verschiedenen Wegen
erreicht werden.Spätestens in dieser letzten
Erfahrung heben sich dann die scheinbaren
Gegensätze von abstrakt und personal,von
Meditation und Gebet wieder auf.Für den Sufi ist
das Herz der Ort,in welchem das Unvereinbare
vereint und Gott gefunden werden kann.<
Quelle:
http://www.beepworld.de/members5/menzilsofi3/index.htm (Archiv-Version vom 23.01.2005)Es ist für manche Menschen nicht sonderlich wichtig, dem "wahren" Islam zu folgen. Deswegen sind sie nicht minder wert.
q.
No More Excuses.